Der brennende Stuhl

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"Nun denn, und was ist mit Ellaria Sand? Wer wird sie hinrichten?"
Erwartungsvoll schauten die blauen Augen zu ihrem zukünftigen Gatten.
Der König schnaufte geschafft auf, als er zielstrebig zu einem der vielen Regale lief und ein Buch herauszog.
Dann kam er wieder zum Tisch, an welchem Davos und Mayisa Platz genommen hatten, um den dicken Wälzer aufzuschlagen.
"Du willst nun klären, was für ein Schicksal alle Gefangenen erwartet?"
Seine Stimme klang sichtlich gereizt.
Davos wurde etwas unbehaglich, da er den genervten Ton des Drachen hörte. Es würde unangenehm werden, wenn sich die beiden auseinandersetzten, weshalb der alte Mann sich unauffällig von seinem Stuhl erhob.
"Mein König, ich möchte euch nicht bei diesem Gespräch stören."
Jons Kopf wandte sich zu seinem Vertrauten, worauf sich seine Stirn nachdenklich runzelte.
"Ihr seid mir keine Last, Ser Davos."
Lady Tiryr biss sich verlegen auf die Lippen. "Ich rede nicht von allen Gefangenen, sondern nur von den bedeutsamen."

"Keiner wird Ellaria Sand umbringen, Mayisa." Der Targaryen stützte sich auf den uralten Holztisch. Das einzelne braune Auge schnellte über die alten Seiten des Buches.
"Sie war eine Verbündete von Daenerys und Feindin von Cersei, ich sehe keinen Grund um ihr den Prozess zu machen."
Davos war stumm aufgestanden und stellte sich direkt neben den Lockenkopf. Nachdenklich las er die geschriebenen Worte, die vor beiden Männern lagen.
Der alte Ritter schien sich sichtlich aus der Diskussion heraushalten zu wollen.
"Wenn du sie tötest würde dir Dorne gehören. Du wärst der erste Herrscher, der den Süden auch halten könnte."

"Verzeiht mir, Mylady.
Aber das klingt ganz und gar nicht danach wie ein guter König regieren sollte," warf Davos ein.
Der alte Mann erntete einen vernichtenden Blick von der jungen Mutter.
"Lasst uns alleine, Ser Davos."
Die Worte des Targaryen waren nicht viel mehr als ein Murmeln gewesen.
Dieser nickte nur, worauf er schnurstracks aus dem Raum verschwand.
Augenblicklich herrschte eine angespannte Atmosphäre zwischen dem Paar.
"Ich strebe nicht danach den wahnsinnigen Vorstellungen meiner Vorfahren nachzueifern, das weißt du ganz genau."

Mayisa seufzte.
Ihre Arme verschränkten sich trotzig, während die blauen Augen starr auf seinem vernarbten Gesicht verweilten.
"Danach zu fragen, weshalb ich so denke, ist zu viel verlangt?"
Ein lautes Schnaufen ertönte aus dem Mund des Drachen. Nun richtete er sich wieder auf und starrte sie mit einem gereizten Blick an.
Doch es kamen keine Worte von den vollen Lippen.

"Ellaria Sand hat eines der größten Häuser ausradiert und somit Dorne an sich gerissen. Die Martells waren jahrhundertelang mit deiner Familie angefeindet, bis Rhaegar Targaryen Elia Martell zu seiner Frau nahm.
Du solltest das Haus in Frieden ruhen lassen können, indem du Ellaria dem Gesetz überlässt. Sie verdient für ihre Taten zu sterben."
Mayisa ließ ihre Augen nicht von ihm.
Jon hatte sich nachdenklich auf die Lippen gebissen, als er dem innigen Blick auswich.
"Ich schulde den Martells nichts."

Ein unfairer Gedanke huschte durch den Kopf der Lady.
"Elia Martell ist wegen dir gestorben."
Sie bereute die Worte, sobald sie diese ausgesprochen hatte.

Sein Kopf war zu ihr geschnellt.
Der Mund hatte sich geöffnet und das Auge lag schockiert auf ihr.
"Indirekt...," versuchte sie es gut zu reden. Mayisa schluckte.
Was machten die Gefühle nur mit ihr? Sie ließ ihren Mund einfach sagen, was sie dachte.
Es war nicht richtig gewesen, diesen Gedanken auszusprechen.
Man konnte voll und ganz wie sehr ihn diese Worte trafen. Offenbar versuchte er sich zu beherrschen, denn sein Kiefer war stark angespannt und die Hände zu Fäuste geballt.
Ihm war danach zu zuschlagen, doch er machte stattdessen einige Schritte zurück.
"Es ist wirklich traurig, Mayisa," meinte er mit ruhiger, doch verletzter Stimme.
Angespannt blickten die blauen Augen zu Jon.
"Traurig, dass du immer wieder einen Weg findest mich zu kränken."
Sein Auge wandte sich von ihr.
Mit einem Mal schlug er das Buch zu und stellte es dann zurück in das Regal.
"Aber vielleicht habe ich es verdient.
Willst du mich immer noch spüren lassen wie du dich damals gefühlt hast, als ich Daenerys dir vorzog?"

Drachenfeuer | jon snowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt