Der Mann mit der goldenen Hand

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Mayisa hatte sich gewaschen, die Haare kunstvoll zurückstecken lassen, und eines ihrer edelsten Kleider angezogen.
Sansa hatte ihr viele Kleider anfertigen lassen, seit sie Mayisa falsch beschuldigt hatte.
Da hatte sie eine große Auswahl.
Die Lady von Winterfell schien immer noch Schuldgefühle gegenüber der Tiryr zu haben.


Nun stapfte sie mit vorsichtigen Schritten durch den kalten Schnee.
Ihr Weg hatte aus Winterfell herausgeführt und ging nun durch das Lager der zusammengeschlossenen Armee.
Es war richtig komisch all die verschiedenen Männer zu sehen, die durch die Zeltreihen huschten.
Es wurde geschmiedet, gefeil, genäht und gekocht.
All diese Kulturen waren unter Daenerys und Jon zusammengebracht worden.
Die übrigen Wildlinge, die Unbefleckten, die Dothraki, die Nordmänner und die freien Männer, die Voryras als Sklaven hierherbrachte.
Es gab ihr ein Gefühl von Stärke, weil sie die so unterschiedlichen Menschen sah.
Dieser Zusammenhalt gegen den Tod ließ alle die Feindschaft beinahe vergessen.
Vielleicht war dieser Krieg ein Weg allen Lebenden zu zeigen, dass sie viele Sachen verbindeten und kein Hass gegenüber dem anderen nötig war.
Möglicherweise würde die Population daraus etwas lernen.
Wenn sie denn überhaupt überleben würden.

Mayisa wollte irgendwo helfen.
Das Mädchen hatte es satt im Gemach zu versauern und wie ein zerbrechliches Kind herumzusitzen und Sachen zu tun, die sie vollkommen nervten.
Lady Tiryr wollte tätig werden und den Menschen zur Hand gehen.

Jon wusste natürlich nichts davon.
Er würde sie augenblicklich davon abhalten, weil sie sich doch eine Infektion holen könnte oder sich überanstrengen könnte.
Das wäre nicht gut für das Kind.

Mayisa wusste, dass sein Kontrollzwang sich verstärkt hatte, seit er zurückgekehrt war.
Jon dachte wahrscheinlich, dass ihm alles aus den Fugen geraten war, weil er die Dinge nicht genug überprüft hatte.
Dabei war der einzige Grund, weshalb vieles schief ging, seine Art bestimmte Entscheidungen zu treffen.






Sie war auf geradem Weg zu dem Zelt mit den Verletzten, als sie einen lauten Aufruf hörte.
Es war ein Schmerzensschrei.
Das Geräusch war sehr nah, weshalb sie sich leicht panisch umdrehte.
Doch keiner der Soldaten reagierte.
Verwirrt wirbelte sie herum und krauste das Gesicht.

Das Geräusch ertönte erneut.
Mayisa beschloss in die Richtung zu gehen, aus welcher es herkam.




Ein großer Platz war zu sehen.
Der Schnee hatte sich mit der Erde vermischt und es herrschte lauter Trubel zwischen Männern.
Sie kniff die Augen zusammen.

Die Lady erkannte, dass es anscheinend eine Prügelei zwischen zwei Seiten war.
Sie erkannte Wildling, die Dothraki ins Gesicht schlugen.
Und Nordmänner, welche Unbefleckten in die Brust traten.
Es war ein wildes hin und her.
Mayisa erkannte kaum jemanden.
Sie war so entsetzt, weil der anscheinende friedliche Umgang miteinander nur eine Fassade gewesen war.




Dann erblickte sie den Erzeuger der Schreie.
Geschockt lief sie rasch auf den Mann zu, welcher verletzt am Boden lag.
Es war ein Dothraki.
Der lange schwarze Zopf steckte im Dreck und die Hände waren voller Blut.
Fassungslos kniete sie sich zu dem Leidenden herunter, ohne auf die Sauberkeit ihres Kleides zu achten.

Es wirkte, als wenn er einfach achtlos an der Seite lag und keiner ihm Beachtung schenkte.
Er hatte eine tiefe Schnittwunde am Bauch und verlor Blut.
Irgendeiner dieser hirnlosen Prügler musste ihn mit einem Messer oder einer Sichel geschnitten haben.
Ohne zu zögern nahm sie ein Tuch hervor und presste es auf die Wunde um die Gerinnung zu stoppen.
Besorgt musterte Mayisa seinen Körper und erkannte leider dann, dass sein Bein völlig schief da lag.
Es musste ein Bruch sein.

Drachenfeuer | jon snowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt