Song für dieses Kapitel: Mad World by Gary Jules
Im Gras sind tausende Glassplitter verteilt. Ich schaue hoch und sehe im 3.Stock, ungefähr 4 Meter über dem Boden, eine kaputte Glasscheibe. Niall kniet schluchzend am Boden.
Ich nähere mich ihm vorsichtig. Tara liegt am Boden, in einer seltsamen Haltung, in den Armen, den Beinen und sehr wahrscheinlich auch dem Rest ihres Körpers stecken kleine Splitter, sie blutet wie verrückt. Mein Überlebensinstinkt übernimmt. Mein Handy, die Polizei, die Ambulanz. Ich reisse mir das T-Shirt vom Körper und versuche einen Verband um eine grosse Wunde an ihrem Bein zu machen. Ich rüttle an Niall’s Schultern, überrede ihn, mir sein T-Shirt zu geben.
Eine Frau und ein Junge rennen zu uns, mit einem roten Kasten. Verbandszeug. Der Junge geht sofort an die Arbeit und beginnt, ihre zerschnittene Bluse zu entfernen. Sofort tue ich dasselbe mit ihren Hosen. Die Frau versucht Niall auf die Beine zu ziehen, erfolglos. Wo bleibt die verdammte Ambulanz?!
Ich versuche wieder so viel es geht bei dem Jungen abzuschauen, um herauszufinden, wie ich die Verbände machen muss. Da legt mir jemand eine Hand auf die Schulter, und als ich mich umdrehe, steht ein Mann mit ernster Miene hinter mir. „Wir übernehmen jetzt, vielen Dank für den Anruf.“ Ich nicke und gehe einige Schritte zurück. Mit einem Schlag setzt sich der Teil meines Gehirns ein, der sich mit den Gefühlen beschäftigt, und es trifft mich mit solcher Wucht, dass meine Knie weich werden und ich ins Gras sinke. Tara. Nicht Tara. Bitte nicht sie.
Ich gehöre vielleicht nicht zu den Personen, die jeden Sonntag in die Kirche gehen, aber ich versuche es trotzdem mit einem Gebet. Ich lege den Kopf in den Nacken und öffne die Augen soweit es geht, bis sie zu Tränen beginnen. ‚Bitte mach dass sie durchkommt. Bitte lass mich nicht alleine. Bitte lass meinen besten Freund nicht alleine. Bitte lass sie nicht verbluten. Bitte lass ihre Knochen nicht zu stark gebrochen sein. Bitte, bitte, bitte, bitte. ‘ Vielleicht ist das zu viel. Aber ich hoffe es reicht.
Niall’s POV
Ich kann mich nicht mehr bewegen. Ich knie neben meiner Freundin, die blutüberströmt im Gras liegt und alles ist verschwommen vor lauter Tränen. Jemand zieht an meiner Schulter, aber ich bin wie aus Stein. Ich darf ihre Hand nicht loslassen, sonst lasse ich ihre Seele los. Meine Hand verkrampft sich um ihr Handgelenk, meine Finger ertasten den schwachen Puls. Jemand drückt Tara neue Luft in die Lungen, ich bete, dass sie sie aufnimmt. Und dann ist sie plötzlich weg.
Ich blinzle die Tränen einigermassen aus meinen Augen und sehe mich um. Tara ist verschwunden. Ein Junge, ungefähr 16 Jahre alt, räumt etwas in einen roten Kasten ein. Überall sind Splitter aus spitzem Glas. Ich drehe mich um. Da. Auf einer Trage liegt sie. Und die Männer tragen sie weg! Sie nehmen sie mir weg! Ich versuche zu schreien, aber es kommt kein Ton aus meinem Mund. Was ich vorher gut fand am Stein-sein, wird mir jetzt zum Verhängnis.
Ich blinzle wieder, aber ich merke, dass die Tränen immer noch laufen. Irgendwie ist das erdrückende Gefühl plötzlich weg, und jetzt kommt endlich der Schrei aus meinem Mund. Ich schreie mit aller Kraft, die ich noch habe.
„NEIN!!! GEBT SIE MIR ZURÜCK!!! ICH LASSE DICH NICHT GEHEN!!! BITTE!! LASST MICH ZU IHR!!!!“
Doch ich werde von ein paar Händen zurückgehalten. Und dann ist sie weg. Das Auto ist mit heulender Sirene um die Ecke davongebraust, und ich kann nichts dagegen tun. Da sehe ich jemanden anders im Gras sitzen und stumm vor sich hin starren.
Harry.
Ich gehe zu ihm, er steht sofort auf und wir fallen uns wie betäubt in die Arme. Ich schluchze. Mir ist egal, was die anderen Leute denken, ich will einfach aufwachen aus diesem furchtbaren Traum, ich will, dass Harry mich tröstet und ich will zu Tara.
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Complicated Love (Niall Horan FF) ON HOLD
FanfictionEine Geschichte über die Liebe und die kleinen und grossen Probleme die sie mit sich bringt. Cover by hazzamaus