Kapitel 11

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Undefinierbares Rumpeln und erschrockenes Kichern, reißt mich mitten aus der Tiefschlafphase und bringt einige Sekunden das Gefühl von Schwindel mit sich obwohl ich bereits liege, als auch noch meine Tür aufgerissen wird und das grelle Licht des Flures mir in die müden Augen sticht. “Nein eins weiter”, lacht Till mehr als nur ein wenig angeheitert. “Das solltest du eigentlich wissen” “Ich weiß gerade nicht mal mehr ob du wirklich Till bist” Es dauert bis das klebrige Wissen Sirupartig durch meinen versoffenen und schlaftrunkenen Verstand gesickert ist und ich die Stimme erkenne die gerade hinter Tills Schlafzimmertür verschwindet. Krachend lande ich auf dem Boden sowie die Tür meines Kumpels wieder im Rahmen, als ich mich geschockt aus meinem Zimmer kämpfen will. Die Hosenbeine meiner achtlos auf dem Boden geworfenen Jeans schlingen sich wie die Tentakelarme eines schlecht gezeichneten Hentaipornos um mich, als wollten sie mich unbedingt davor abhalten das unschuldige in die Falle gehende Mädchen, in meinem Fall Till, zu retten in dem ich sie, beziehungsweise Till, warne in die Höhle der Bestie vor zu stoßen.

Doch zu spät. Es dauert keine Minute mich aus meiner Jeans zu zappeln, da höre ich schon das lustvolle Liebesgeflüster von meinem viel zu dummen naiven blonden Straßenköter welcher völlig Liebeskrank nicht versteht dass die hübsche Rasse Pudeldame Juli, Papiere hat und damit alles andere als die passende Freundin für meinen Streuner ist. Das weiche Stöhnen dringt durch die Wand zu mir herüber und ich lasse den Kopf kraftlos auf den Boden sinken in der überlegung einfach hier weiter zu schlafen, jetzt wo der ganze Juli Horror wieder von neuem beginnen sollte, werde ich die Kraft brauchen.

Als hätte mich ein Laster überollt, beladen mit einer Ladung Kuhscheiße, wenn man meinem Mundgeruch trauen darf, schiebe ich mich völlig gerädert aus meinem Bett. Ja aus dem Bett! Nachdem ich mir versucht habe Julis Stimme in der erotischen Mischung von Tills keuchen mit hilfe der Jeans aus den Ohren zu vertreiben, kam mir doch die Lösung meinen Gehörgang mit abdichtenden Kopfhörern und lauter Musik aus meinem Ghettoblaster, oder auch einfach dem Handy in voller Lautstärke zu zudröhnen, wobei ich mir gut vorstellen kann dass ein anderer Mitbewohner die Livepornohotline anders genutzt hat, denn komischerweise kam mal keine Beschwerde über die Nächtliche Ruhestörung in der heißen Prüfungsphase.

Wie erwartet steht heute morgen Tills Zimmertür und auch das Badezimmer offen, was mich darauf schließen lässt das Juli bereits gegangen ist und Till seinen Bierkanister die Nacht über mehrmals geleert hat, doch bevor ich meinen Kumpel wie ein Militäroffizier aus dem Schlaf kreischen werde um ihm verbal eine in die verdammt dumme Fresse zu schlagen muss ich erst mal selbst richtig wach werden. Das letzte Stück Stoff das meinem göttlichen Körper bedeckt fällt gen Boden und ich positioniere mich vor dem Badezimmer Spiegel um meine wenigstens etwas vorhandenen Muskeln tanzen zulassen, als wäre ich ein verdammter Bodybuilder. Ein erbärmlicher versucht, besonders in der Kombination, von übernächtigten Augenringen und einem Pilz auf der Zunge, der Schmeckt als hätte ich das Klo mit dieser fein säuberlich bis in die letzte Ritze gereinigt, was bei uns leider wirklich öfter mal überfällig scheint.

Ein viel zu greller Aufschrei verlässt meine Kehle schmerzlich, als in dem Spiegelbild neben der Wahrheit, meines nicht ganz so göttlichen Körpers auch nach das Gesicht von Juli auftaucht, welche gehässig Grinsend meinen nackten Hintern ausgiebig betrachtet. “Juli! Was verdammt nochmal machst du im Bad?!”, panisch reiße ich das viel zu kleine Gästehandtuch von dem Halter um wenigstens das wichtigste zu bedecken, was sie nicht ohnehin bereits ausgiebig studiert hat. “Es war nicht abgeschlossen und dein Anblick einfach zu göttlich!” Göttlich... ganz meine Rede hm? Ich muss mir das eingebildete Schmunzeln verkneifen, da ich genau weiß dass ihr göttlich auf einer anderen Basis beruht, als meine Vorstellung von meinem eigenen selbstverliebten Ich. “Raus jetzt!”, fauche ich endlich, als die Dame sich noch immer nicht darum bemüht aus dem Badezimmer zu verschwinden. “Keine Sorge… ich verrate Till nicht das dein Arsch wirklich zum anbeißen ist. Nicht das er mir doch noch zum anderen Ufer springt”, ungerührt von meiner Person schiebt sie sich zum Spiegel um die Haare und das verschmierte Make up zu richten, welches trotz der wilden Nacht, doch noch ansehnlich wirkt. Die gefärbte Blondine mit dem leichten dunklen Ansatz und den gemachten Fingernägeln, ist leider auch am nächsten Morgen eine Schönheit, wenn man auf gemachte Püppchen steht. Leider weiß ich, dass Tills schlechter Frauengeschmack damit mehr als bedient ist.

“Was willst du überhaupt noch von ihm? Ich dachte ihr seid nur noch ‘Freunde’?”, das Handtuch mit einer Hand haltend, setzte ich beim letzten Wort mit nur einer Hand die imaginären Anführungszeichen in meinem Satz. “Ich habs mir eben anders überlegt”, zuckt sie die Schultern, als wären die Wochen von trauer und Schmerz die mein bester Freund durchlitten hat gar nicht vorhanden. Ungläubig beginnt mein Auge wie bei dem Eichhörnchen von Ice Age zu zucken, als ich glaube mir wachsen gleich Hörner, nur damit ich diese männerfressende schleimige Fotze damit aufspießen kann, doch gerade als ich meinen Mund öffne um ihr meine ehrliche Meinung zu geigen, als wäre ich Star eines klassischen Orchester, schiebt sich auch noch mein verschlafener Kumpel in das viel zu enge Bad um sich zwischen mir und Juli auf dem Pott niederzulassen. “Moin… du weißt es also schon... schön oder?”, die Augen halb geschlossen sieht man Till den Kater des vorabends mehr als eindeutig an, als ich schließlich nach meiner Boxershorts fische um das Duschen meiner ungewaschenen Körperteile auf einen späteren Zeitraum zu verschieben. Einen ganz so ehrenhaften Abgang kann ich mir dann doch nicht verbuchen als ich bis zum überschäumen gereizt die Badezimmertür zu werfe und hoffe Juli würde in Tills Abgasen ein ganz erbärmliches Ende nehmen. Zu meinem bedauern verlässt auch sie die Toilette um sich turtelnd von ihrem kackenden Freund zu verabschieden. Ihr fucking ernst?! Da ist es wieder das nutzlose nichts bedeutende ‘Ich Liebe dich’, welche die Floskel für ‘Egal was für eine Scheiße passiert, damit musst du mir alles verzeihen!’ ist. Am Arsch! Sie hat sein beschissenes Herz herausgerissen und bis gestern noch die Beine für irgend so einen reichen Ficker gespreizt der sie nun wohl gegen ein noch billigeres Barbie Modell getauscht hat.

Kaum ist Juli draußen aus der Wohnung reiße ich die Klotür abermals auf, das Handtuch über die nackten Schultern gelegt, schlägt mir der üble Geruch des frisch abgeseilten Bergsteigers entgegen und ich presse den Stoff rettend auf meine Lippen. “Hast du sie noch alle?! Was fällt dir ein ausgerechnet Juli wieder anzuschleppen? Hast du vergessen was diese Killerfotze angerichtet hat?”

Till verzieht das Gesicht schmerzlich was zum einen an meiner gerade zu hohen Stimmlage, zum anderen an dem Schmerz des nicht mehr wirkenden Alkohols lag. “Ihren Typen gibts nicht mehr… das hab ich vorher abgeklärt!”, die Spülung dröhnt durch das Haus, als Till noch immer leicht schwankend das Waschbecken ansteuert und Mitleid meine Wut über diese Dummheit des armen Tropfes gewinnt. “Komm in die Küche… ich mach dir erst mal ein Katerfrühstück du elender Wichser…”

Mit verdrehten Augen suche ich nach dem eingelegten Zeug, das wir für solche Notfälle immer in den hinteren Regalen unseres Vorrats haben. Saure Gürkchen und Fisch zum Frühstück würden meinem Magen jetzt gerade anderweitig den Rest geben, aber Till isst alles anstandslos, nachdem er sich brummend auf den Stuhl geschafft hat. “Was mach ich nur mit dir liebeskranken Spasten?”, die Arme auf dem Tisch ablegend, sitze ich meinem Kumpel gegenüber und versuche zu erörtern was am vorabend passiert sein könnte. “Nachdem dein Schwengel sich verkotzt hat ist die andere Ische abgezogen und ich hab den Scheiß von Samus Frühstück im Klo entsorgt, als mir Juli heulend entgegen gekommen ist...und ja den Rest kannst du dir denken?”, fasst der blonde Schönling jedoch bereitwillig für mich zusammen. “Ich hasse dich…” verkünde ich ihm meine zärtlich gemeinte Liebeserklärung, welche wahrhaftig mehr Positive emotionen übermittelt, als die ‘Ich Liebe Dich Floskel’. “...ich hasse dich gerade wirklich du Idiot!”, betone ich abermals kräftig und muss mich zurückhalten ihm keine leichte Schelle zu verpassen. “Du weißt dass er sie hat sitzen lassen?”, weich nehme ich den verkaterten Kerl in die Arme und bete für meinen besten Freund das er sich nicht ein noch tieferes Loch in die Brust reißen lässt. “Das ist vielleicht meine letzte Gelegenheit bei ihr… ich darf es nicht wieder verbocken Joe…”, die Stimme ist alles andere als selbstsicher in seinem Ziel, doch ich weiß wie sehr sein Herz an ihr hängt und genau deshalb hat man beste Freunde. Um seinem Kumpel mit besten Wissen und Gewissen dabei zu helfen einen verdammten Fehler zu machen, nur um ihn dann gemeinsam wieder auszubaden. “Juli ist wieder da! Yay…”, zu mehr euphorie bin ich leider gerade nicht in der Lage, als ich meine Faust liebevoll an Tills Schulter schlage.

Wortloses Rendezvous (Yaoi, BL, BoyxBoy, Boyslove, Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt