Kapitel 21

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“Penis…”, enttäuscht und sauer löse ich den Blick ungläubig von meinem Handy um Till böse anzufunkeln. “Ich wars nicht! Ich hab sie vielleicht nur nicht... aufgehalten?” Die großen graublauen Augen meines Freundes sehen mich Herzzerreißend an und vor meinem inneren Geist hält er gerade seinen imaginären Hut an sein Kinn und sieht mich wie der gestiefelte Kater aus Shrek an. Genervt raufe ich mir meine im Licht rötlich schimmernden Haare und beginne mir verzweifelt das unschöne Kunstwerk von der Stirn reiben zu wollen. Nicht nur, dass ich Mr. Green Day jetzt wohl nie wieder unter die Augen treten kann, scheinen die Pisser der Lerngruppe auch noch so freundlich gewesen zu sein, einen Edding oder so etwas zu verwenden, denn bis auf die Tatsache dass ich meinem Schwanzgesicht einen wichse, passiert wohl nicht viel an dem Gemälde.

“Wir machen schluss für heute?”, beschwichtigt Till noch immer wie ein geschlagener Hund, als ich ihm doch nicht so lange hassen kann wie ich gerne würde und die Treppe ansteuere. “Albertos… du zahlst!” Es kommt keine Beschwerde über meine Forderung, weshalb ich es als zustimmung deute und mir heute Abend eine extra fette Käsepizza bei unserem Lieblingsitaliener auf seine Kosten gönnen werde.

Langsam ziehen sich die goldgelben Fäden des Käses auseinander, als sich das Fett in dunklen Flecken durch die Fasern des Pizzakartons frisst und das erste von göttlicher Hand geschaffene Dreieck den Weg zwischen meine Beißer findet. Der Penis auf meiner Stirn ist nur noch ein schwacher Schatten, ummantelt von einem leuchtenden Rot, welches durch die vom abschrubben fehlenden Hautschichten begünstigt wurde, doch jetzt wo Albertos Verführung Tills Zimmer einnimmt sieht der Tag doch gar nicht mehr so Verkackt aus! Oh Joe, dein Schwanzgesicht wird zwar ewig Single bleiben, aber wenigstens beschwert sich dann keiner wenn meine Bauchmuskeln sich in Speck gewickelte Rouladen verwandeln. Man muss die Dinge nur immer von der guten Seite sehen! Eine Eigenschaft die mir bei meinen Eltern nicht immer so glückt…

“Mit Pizza bekommt man dich immer”, schmunzelnd sieht Till mich im Schneidersitz hockend vom Boden aus an. “Ich bin eben auch nur ein Mann!”, verteidige ich mich schwach, während ich den Rand des Stückes zu erst genieße um das beste, den inneren Teil der Pizza immer zum Schluss übrig zu haben. “Ich schätze du kommst morgen nicht mit in die Lerngruppe?” “Ich schätze du schätzt ganz richtig Schätzchen!”, verziehe ich noch immer Beleidigt das Gesicht und damit den roten Schatten meiner Penisbraue. Schlimm genug dass man in der Lerngruppe, lernen sollte, aber nicht einmal das kann man da in Ruhe! Und bei meinem Farbwunder habe ich es ja jetzt wohl auch ganz offensichtlich verkackt.

Ich kann froh sein, wenn ich nach den Semesterferien bei den Kunststudenten nicht als das Laufende Pimmelgesicht auf Arsch suche bekannt werde. Einen Ruf den ich mir gerne ersparen würde. “Och Joelein, was soll so ein Nerd aus der Bib schon groß machen? Bestimmt hat der eh keine menschlichen Kontakte, wenn er in der Bibliothek arbeitet?” Wieso oft hat Till meine Gedanken gelesen, als hätte ich sie in Worte gefasst und einfach darauf geantwortet. “Ja… trotzdem war der irgendwie Interessant…” Mit der halben Pizza auf dem Schoß lehne ich mich zurück und schließe Müde die Augen. Ich weiß nicht was es ist… Ob es an seinem einmaligen Gesicht, oder der Art seiner Bewegungen liegt, irgendwas gefällt mir an dem mageren Wicht mit dem ernsten Ausdruck. Ob er überhaupt Lächeln kann? Auf meinen fettgeküssten Lippen verzieht sich ein zufriedenes Grinsen, als ich mir Vorstelle wie der Regenbogenprinz seine steifen Mundwinkel versucht nach oben zu ziehen.

“Alter Joe… nicht dein Ernst oder?”, unbegeistert hat Till in der Bewegung inne gehalten als er schlimmes hinter meinem dämlichen Grinsen erwartet. “Du willst doch nicht schon wieder irgend so ein Freak abschleppen, der nicht ganz richtig tickt?” In Tills hübschen Gesicht flackert wahrhaftig Sorge auf, doch ich winke nur Augenrollend ab. “Keine Sorge das haben deine… Bekannten schon im Keim erstickt! Die Bib betrete ich die nächsten Wochen erst einmal nicht mehr! Und was heißt überhaupt Freak? Josch war fast Normal!” “Bis auf die Tatsache dass er gerne Fußnägel gefressen hat… Stimmt er war einer deiner ‘normalsten’ Freunde!” “Aber mit was für einem Genuss! Als ich es wusste konnte ich ihn nicht mehr küssen” Ja mein scharfsinniger Freund hat wohl Recht, ich schaffe es immer wieder mir die Besonderheiten unter Gottesschöpfungen heraus zu picken. Vielleicht ist das ja sowas wie ein Fußnägel Fetisch von dem ich selbst noch nichts weiß? “Zum Glück halten deine Beziehungen ohnehin nicht sehr lange… außer Samu. Da dachte ich echt schon du machst ernst!” Till klang beinahe vorwurfsvoll und ich komme einfach nicht darum ihn bei diesem Thema etwas zu necken.

“Was wäre denn schlimm daran?”, mit breitem Grinsen schmiedet mein Hirn binnen eines Wimpern schlages einen Racheplan für den erniedrigenden Vormittag und ich stelle meinen noch nicht ganz geleerten Pizzakarton auf das Polster der Couch.

“Es war Samu! Das sagt doch schon alles!”, noch scheint mein bester Freund nichts von meinem breiten verräterischen Grinsen mitbekommen zu haben, denn er sieht mich erst erschrocken an, als mein Gewicht schmerzlich auf seinem Schoß landet und ich ihn unsanft zu Boden ringe. “Du hättest doch was sagen können… dann müsste ich mir nicht die Zeit anderweitig vertreiben” Auf Tills Lippen schimmert noch etwas von der Tomatensoße der Pizza, als ich meine Hand auf seiner Brust nachoben gleiten lasse um sein nun auf dem Boden liegendendes Gesicht damit zu liebkosen. In seinen Zügen kann ich die unausgesprochene Angst erkennen, welche mein Überfall und meine viel zu nahen Lippen an seinen auslöst.

Er schweigt. Ein Zustand, der selten der Fall ist aber mir das Gefühl gewonnen zu haben übermittelt. “Ich hab mich schon gefragt wann ihrs endlich tut… kann ich mir dein Buch kurz leihen Joe?”, als wäre es das normalste der Welt, dass ich meinen Tilliboy auf den Boden hefte, steht Steffen plötzlich in der offenen Tür und macht mir eine Tatsache bewusst, die mir vor lauter Penis entgangen war. Mr. Green Day hat das Lehrbuch meiner Eltern wohl fein säuberlich in irgendeinem Regal der Unibibliothek geräumt. Nun sind es meine Gesichtszüge die mir entgleiten, als Tills Grinsen breiter wird. “Schön, du kommst wohl morgen doch noch mal in die Gelegenheit deinen Regenbogen zu daten! Und jetzt runter von mir du Fettsack!” Ein Schmerz lässt mich aufjaulen als dieser Wichser von Tierarzt ohne Scham meine Nippel zwischen seinen Fingern zwirbelt.

Was oh du bärtiger Heiliger da oben, hat dir mein totes Ömchen über mich erzählt, dass du mir neuerding jeden Tag den größten Haufen deines geflügelten Pfiffikus ins Gesicht schleuderst?

Wortloses Rendezvous (Yaoi, BL, BoyxBoy, Boyslove, Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt