Kapitel 48

86 12 8
                                    

Es ist Samstagmorgen… früh morgens.. also echt früh und die Nachbarn von Aarons Viertel müssen wohl denken ich bin so ein beknackter Einbrecher der bald bei VOX den ersten Platz für die dümmsten Einbrecher der Welt macht, denn meine Sehnsucht nach meinem Regenbogen hat mich schon vor Sonnenaufgang zu seinem Haus geführt. Nachdem hunderte meiner Whatsapp Nachrichten im endlosen Fluss ungelesener grauer Häkchen versunken sind, habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, eigenständig den Weckdienst zu spielen, doch wie weckt man jemanden der nichts hören kann, wenn man mitten in der Nacht, beladen mit einer Tonne ofenfrischer Backwaren vor seinem Haus herum lungert wie ein ausgesetzter Straßenkater? Mir kam die Idee und da sagen die Leute Joe-Noah ist kein helles Birnchen

!

Jetzt steh ich jedoch hier, bewaffnet mit der krass hellsten Taschenlampe die ich auftreiben konnte und versuche meine Julia von ihrem Balkon zu besingen… Blöd nur, wenn man nicht mal weiß welches der vielen Fenster dem angebeteten Herzblatt gehört.

So sitze ich jetzt also auf der Kinderschaukel und warte bis entweder Aaron von alleine Aufwacht und meinen Spam an Nachrichten durchgelesen hat bis er weiß dass ich wie ein Obdachloser mit Vorrat für Kriegszeiten vor seiner Tür lungere, oder es nicht mehr viel zu früh ist zum Klingeln. Bei beiden Varianten fällt das geplante Frühstück im Sonnenaufgang jedoch vermutlich flach.

Das Dunkel der Nacht vergeht schleichend während ich bestimmt schon eine Stunde nichts anderes tue als in meinen Gedanken in Selbstmitleid zu ertrinken und die Kette der Schaukel bei jeder Bewegung zum Quietschen bringe, wenn meine Chucks mich einen Schritt nach hinten schieben, nur um einen Moment Später der Schwerkraft zu Folgen und wieder nach Vorn zu schwingen. Trostlos wie Träume zerplatzen können, doch jetzt zu verschwinden wäre auch irgendwie uncool, wenn ich mir vorstelle dass Aaron aufwacht, meine Nachrichten liest und feststellt dass Niemand im Garten auf ihn wartet.

Die ersten Strahlen der früh aufstehenden Sonne schiebt sich über die Dächer um den noch kühlen Boden unter meinen Füßen langsam in ihren warmen morgendlichen Kuss zu hüllen. Ich beobachte Sekunde für Sekunde wie der Schatten vor mir kleiner wird und wie eine gerade Wand versucht meine Schuhe ebenso aus dem Schattenreich zu entfesseln, während mein Projekt darin besteht stehts außerhalb des aufgehenden Tageslichtes zu bleiben.

Auf Zehenspitzen schiebe ich mich immer weiter nach hinten, bis die Schaukel mich dazu zwingen möchte den Kampf gegen die Sonne zu verlieren, doch ehe ihr das gelingt, holt mich der Schock meines Lebens eigenständig von den Fußspitzen, als irgendetwas sich anhört als wenn ein Fußball gegen die Fensterscheibe gedonnert wurde. Während die Sonne mich schwingend, halb von der Schaukelfallend empfängt, sehe ich bei meinem Mac Gyver flug auf der quietschenden Schaukel wie der Vorhang wie letztes Mal wackelt doch nur noch der wuschelige Kopf des Hundes hechelnd und wie auf Dope zur Seite sieht, wo vorher wohl jenes Augenpaar gesessen hatte, welches mich und Aaron schon bei meinem ersten Besuch bespitzelt hatte.

Unangenehm so in Gedanken beobachtet worden zu sein, klatsche ich mir inzwischen doch etwas ausgekühlt und müde selbst die nach altem Eisen riechende flache Hand ins Gesicht. Na Klasse bester erster Eindruck ist mir sicher. wenn sie nicht zufällig zwei Hunde haben…

Ehe ich jedoch im völligen Selbstmitleid versinken kann entdecke ich beim zurücklehnen auf die Schaukel ein breites wissendes Grinsen, welches wohl nicht erst in diesem Augenblick den Tag damit begonnen hat im Garten irgendwelche Spinner zu beobachten, als wären sie eine neu entdeckte Insektenart aus dem Kongo.

Aaron lehnt schmunzelnd auf der Fensterbank im oberen Stockwerk, wobei seine zart mit Acrylfarbe gesprenkelten Finger bereits einen rötlichen druckstellen Abdruck auf seiner Wange hinterlassen hat, doch mein Herz pumpt mir jux in jenem Moment in dem ich in die Himmelfetzen in Aarons Augen sehen kann selbst das Blut purpur in die Wangen. Seine Haare sind wild durchwuschelt und die weiße Strähne liegt locker in dem sonst dunklem Haar meiner Balkonlosen Julia.

Wielange er mich schon von seiner Hoheitsposition beobachtet, kann ich gar nicht sagen, aber in meinem Gesicht stellt sich sofort das unverkennbare Dauergrinsen ein als ich ihm den Inhalt meines Rucksackes gerade offenbaren will. Doch soweit komme ich nicht mal, denn noch während das surren des Reisverschluss zu hören ist, geht die Gartentür auf und ein kleiner Junge schaukelt halb an der Türklinke, als sich der wuschelige Kopf des riesigen Hundes vorbei quetscht und den Jungen fast von den Beinen reißt. Grundschule würde ich behaupten und um etliches jünger als Aaron selbst. Ob es Geschwister sind? Ähnlichkeiten gibt es, doch das Gesicht meines Schönlings ist so einzigartig, dass ich es in dem winzling vor mir nicht wieder finden kann.

“Mama! Da ist wieder der fremde Mann in unserem Garten der Aaron geknutscht hat!” Mir fällt zeitgleich alles aus dem Gesicht, wie der Rucksack in meiner Schockstarre von dem Holz der Schaukel kippt. Was für eine Vorstellung. Warum nicht gleich:

‘Guten Tag - ich bin Joe- Noah Dean und ich bin nicht nur Schwul, sondern will ihrem Sohn auch noch an die Wäsche…freut mich sie kennen zu lernen’

Wortloses Rendezvous (Yaoi, BL, BoyxBoy, Boyslove, Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt