Kapitel 19

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Ich hänge wie ein angebrochener Sack Reis über meinen Medizinbüchern während meine Augen der einzigen ablenkenden Bewegung der Bibliothekshilfkraft wie ein Magnet folgen. Zu meiner Schande muss ich zugeben dass ich mir die Arbeiter hier immer gefühlte 2000 Jahre älter vorgestellt habe, mit dicker Hornbrille und der Leichenblässe von der Empfangsdame, weshalb ich nicht um den Gedanken komme dass der hier wohl nur irgendwelche Strafstunden abarbeiten muss, denn wenn hier jemand eine absolut unattraktive streber Brille trägt, bin das Leider ich, weil ich einfach zu Faul war meine zugeknasterten Augen heute Morgen schon mit meinen Kontaktlinsen zu foltern. Ein dreckiges gehässiges Grinsen folgt meinen Gedanken und ich kann mir diesen bunten Farbklecks vor mir, der selbst auf den ausgetragen Turnschuhen und in den Haaren irgendwelche Farbreste vorzuweisen hat gut als diese Klo Künstler vorstellen. Das neuste Kunstwerk das ich auf den Männertoiletten entdeckt habe war ein kleines Männchen mit dicken Eiern und einer Wurstpeitsche die bis zum Boden hing. Man beachte die Detail der drei Schamhaare, welche Homer Simpsons Frisur beim ersten Windhauch die Show stehlen würden. Über meine eigenen Gedanken bemerke ich gar nicht das mein verträumter Blick ausnahmsweise mal nicht an meiner Spidermanuhr in meinem Zimmer hängt, sondern noch immer jede Bewegung des Braunhaarigen vor mir aufsaugt, als würde er mir damit eine Geschichte erzählen, mit dem Soundtrack von den alten Green Day Liedern.

Mit jedem Herzschlag in dem mein Blick länger auf dem zierlichen Kerlchen liegt, dessen Hoodie viel zu groß und zu warm in dieser Jahreszeit wirkt, sinke ich tiefer in meine Fantasien und genießes es beinahe wie in einem FullHD Film auf gigantischer Leinwand, wie der Staub unter seinen Bewegung zu tanzen beginnt und im einfallenden Sonnenlicht Wellen schlägt, nur um sich ein Regal tiefer wieder abzulegen. Wie das Licht ihn von hinten Umfließt und jede seiner anmutigen Bewegungen in einem Schatten vor mir verbergen möchte, lässt mich gar nicht mitbekommen, dass Till mir bereits die erlösenden Nachrichten geschickt hat, sondern erst als mein Kumpel sich zwischen mich und den Farbklecks schiebt, bemerke ich überhaupt wie penetrant ich mich vor meiner Langeweile in dem Märchen um den unbekannten versteckt habe. Vielleicht hätte ich ja noch ein paar alte Chipskrümel in meinem Bauchnabel gefunden, wenn ich nur etwas genauer darin gebohrt hätte.

“Und ich dachte schon ich stör dich beim lernen… aber bei dir ist der Schwanz wirklich das Hirn!” Tills leise Worte sind mir in dieser Umgebung aus trostloser Stille in der man bereits eine Stecknadel fallen hören könnte mehr als unangenehm und ich danke dem Bärtigen im Himmel, dass Greenday das Trommelfell des unbekannten Bücherwurms wohl laut genug bearbeitet, dass er diese Bemerkung nicht gehört hat. “Spinn nicht rum… ich kann auch nichts dafür, dass der Kleine die einzige lebende Person im oberen Stockwerk ist!” Langsam klappe ich meine Bücher zu und sehe über Tills Schulter noch mal zu dem Regal, doch Mr. Green Day muss wohl weiter gezogen sein, denn auch die Musik klingt mir nicht mehr in den Ohren nach. “Mittag und dann Mariokart?”, ein verlockendes Angebot das ich Till auf keinen Fall ausschlagen kann, weshalb er als Antwort einen Schlag auf die Schulter kassiert. Okay… nicht nur weil er mich oft beim Karten abzieht, auch für den dummen Spruch eben! “Ich zock dich eh du Looser!”, brüste ich mich dennoch vergeblich.

Auch wenn der Morgen für mich begonnen hat, wie für jemanden, der mit dem Linken Bein aufgestanden und direkt in den dicken Scheißhaufen von Nachbars kleinem Liebling gelandet ist, ist der Abend mit Till, dem kleinen springenden Klempner und dem Ei Kackenden Yoshi wirklich ausgelassen entspannend und meine Laune ist sogar so euphorisch das ich mal Mutti spiele und lust zum kochen habe. Es ist nicht so, dass ich nicht kochen kann, es ist eher die Vielfalt und Auswahl, welche in meinem Register an erprobten Rezepten vorhanden ist, die etwas beschränkt wirkt. Während Till Meister der Fertigpizza ist, beschränkt sich mein Kochtalent auf immerhin Spiegeleier, Nudeln und wenn unsere Friteusen endlich mal wieder frisches Fett erhält, Pommes. Wer hat sich dieses saubermachen der fettlieferungs Maschine überhaupt ausgedacht?! Danach kann man die ganze Küche wegwerfen, wenn man je wieder etwas ohne kostenlose, nach alten Pommes riechenden Handcreme am Ort des Vergehens anfassen möchte. In unserer WG haben wir uns also darauf geeinigt Friteusen als Einwegprodukt an zu sehen und falls sie doch mal jemand reinigen möchte, soll er sich bitte draußen im stinkenden Fett baden. Bisher hat sich jedoch noch keiner dazu berufen Gefühlt seine Finger in diese äußerst glitschige Angelegenheit zu stecken. Wobei… wenn man es so betrachtet sollte das doch voll Tills Ding sein? Ein dreckiges Grinsen liegt auf meinen Lippen, während ich summend und mit dem Fuß wippend in unserer viel zu vollgestellten Küche Zwiebeln schneide. Ich muss aussehen wie der letzte Spast, denn so tief in der Vorstellung von Till, welcher sich das dreckige Fett wie die Highschool Girls beim Car Washing mit einem Schwamm über die Brust reibt, welches in der Sonne glänzt, bemerke ich mein überdimensionales Grinsen nicht.

“Don't wanna be an American idiot...Don't want a nation under the new media...And can you hear the sound of hysteria? The subliminal mind-fuck America…”, singend schiebt Till sich in die Küchentür, als er in mein gesumme Einsteigt und mich grinsend mustert. “Die Hirnverblödung hat bei dir doch schon angefangen, als deine Mutter dich vom Tisch fallen lassen hat! Da können die Amerikaner nichts für!”, der neckende Ton wird begleitet von einem harten Schlag auf meinen in Jeans gehüllten Hintern. “Ich stelle fest, Mann hinterm Herd, kann auch anziehend wirken…solang das Essen gut riecht! Vielleicht kauf ich dir auch so ne Bärchenschürze wie in diesem einen Anime?”

Mein Hintern schmerzt, weil ich einfach absolut nicht auf Tills angriff vorbereitet war und ich vermute das ich beim Pissen später immer noch fünf Finger an meinem Arsch zählen kann. “Deine Eier haben eine besondere Mischung aus Eiweiß mit einer leichten Note Nuss und Speichel”, kontere ich Tills wieso oft schwule Anspielung mit einem siegessicheren Grinsen, als dieser sich jedoch nur keck mit seinem Hintern auf die übervolle Arbeitsfläche schiebt, ungeachtet der Dinge, die er mit seinem Astralkörper nach hinten verbannt. “Du musst es ja wissen mein Hübscher” Erwischt Arschloch…

“Wusste garnicht das du wieder Green Day hörst? Gibts die Band überhaupt noch?”, mit der Flasche Karamalz auf dem Schritt, bemüht sich Till 100% männlich nicht einmal mit dem kleinen Finger mir in irgendeiner weise beim Kochen zu helfen, aber das ist Okay, schließlich versorgt er uns mindestens sechs Tage die Woche. “Keine Ahnung? Das Lied schwirrt mir heute schon den ganzen Tag im Kopf rum… der bunte Knecht aus der Bib hatte es volles Rohr auf den Ohren” “Den… den du mit den Augen fast ausgezogen hast und es nur noch eine Frage der Zeit gewesen wäre bis du speichelnd mit nem Ständer auf dem Boden gelegen hättest in der Hoffnung er steigt auf dich?” Das Karamalz schimmert hübsch auf seinem vorlauten Lächeln, als er die Falsche erneut absetzt und mich mit spitzen Schmunzeln ansieht. Till ist wirklich ein pracht Karpfen in dem überfüllten Fischteich, aber sobald er den Mund öffnet kommt nur Scheiße bei raus, was wohl der Grund dafür ist, dass unsere Freundschaft noch nie durch sexuelle Anziehung gefährdet war. “Leider hat sich irgendein fetter Koloss zwischen meinen heißen Flirt geschoben, bevor ich ihn wie ein Brüllaffenmännchen anspringen konnte!”, mein Ton ist mehr als Sarkastisch, als Till von der Theke rutscht und schon einmal drei Teller auf den Tisch deckt. “Bei Jamie hast du es dir ja verschissen… darf man das eigentlich zu einem Schwulen sagen? Verschissen? Oder denkt ihr dann gleich an böse Überraschungen?” In der Einfachheit der Primaten Sprache meines Freundes erkenne ich ehrliche Sorge. Wie er so Gedankenverloren die Gabeln austeilt, lasse ich mir die Chance nicht entgehen und lecke ihm genüsslich von Hinten über sein Ohrläppchen. “Weiß nicht… willst du es Testen?” In seinem Nacken stellen sich die feinen Härchen auf und er kommt nicht darum sich vor Ekel zu schütteln, während ich mit einem Lachkrampf beinahe meine Eier, meine Hühnereier, auf dem Herd verbrennen lasse. Ich bin ja keiner von den Sadisten, die ihren Sack in die Besteckschublade klemmen! “Woah Joe das war echt… da fehlen selbst mir die Worte!” “Und das obwohl ich alles gegeben und meine erotische Bett Stimme ausgepackt habe!”

Ungewohnt zufrieden geh ich an diesem Abend zu Bett, selbst als mir Till offenbart hat das ich ihn am nächsten Morgen wieder mit in seine Lerngruppe begleiten soll. Einmal noch! Hat er betont, aber ich weiß dass sich für mich nichts an der Tatsache ändern wird, dass die anderen mir einfach nicht bei meinen Fragen weiterhelfen können.

Wortloses Rendezvous (Yaoi, BL, BoyxBoy, Boyslove, Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt