Kapitel 13

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Wie heißt es so schön? Man soll auch vor wichtigen Prüfungen mal abschalten? Ich finde ich habe mir wirklich auch mal eine Pause verdient! Gedanklich rechtfertige ich mich bereits mit den ganzen Prüfungsfragen die ich in den letzten Tagen der Enthaltsamkeit in der ich nicht einmal ein Prono geschaut habe, intensiv durch gepaukt habe, bis mir wieder einfällt dass Tilli selbst vor wenigen Augenblicken Schwanz wedelnd zu seiner Pudeldame geflüchtet ist. Es ist ja auch noch eine Woche Zeit bis die Geothine meine Würde, meinen Stolz und meine Eier mit einem Messerscharfen geraden Schnitt von meinem jämmerlichen Dasein löst. Warum sollte ich meine Klöten dann nicht wenigstens noch ein letztes Mal benutzen, wenn Samu sich mir heute so offenkundig anbietet? Ich überlege nicht lange und verkünde meinem Lustschwengel, dass ich mich gleich auf den Weg zu ihm mache. Natürlich nur um den Abschluss zu seiner Wochenlangen Arbeit ausgiebig zu würdigen und nicht um ihm endlich das viel zu hässliche karierte Hemd, welches er auf dem Gruppenfoto trägt von ihm herunter zu reißen und ihn in Aloevera Durex Gel zu baden! Gedanklich liegen wir bereits wild knutschend auf und zwischen dem kleinen Sofa und dem Couchtisch meines Freundes, wobei ich aufpassen muss, dass wir nicht im Schwung der entfesselten Leidenschaft den billigen Sekt den ich von Steffen aus dem Kühlschrank geklaut habe umschmeißen.

Ich bekomme kaum mit wie ich den Weg zu Samuel hinter mich gebracht habe und mit einem Mal bekommt der Begriff ‘Schwanzgesteuert’, eine ganz neue Bedeutung für mich, aber was erwartet man auch, wenn eine Biberfamilie keinen besseren Staudamm in die enge Röhre meines Samenleiters bauen könnte als Samu. Einzig der gelegentlichen Selbstentleerung ist es doch überhaupt zu verdanken, dass meine kleinen Ninjakämpfer durch den Rückstau noch nicht gänzlich in meinem Gehirn die Kontrolle übernommen haben…

Meine Penissteuerung führt mich beladen mit dem Sekt auf direktem Weg an Oma Gertis Haus vorbei in den Bäcker an der Ecke als das süße Gesicht meines Sunnyboys etwas verbittert über die Theke schaut und ich kann förmlich hören wie er wenige Zentimeter von meinem Ohr zu schreien beginnt warum ich ihn nicht angerufen habe. Das schlechte Gewissen bröckelt schlimmer, als der Mürbeteigboden von dem blondschopf Benny gerade zwei Stücke Torte, die ich bestellt habe auf einen der Papptellerchen platziert und die unangenehme Stille den Laden um uns herum füllt. Warum ist jetzt nicht eine rettende Oma mit ihrem Anaconda Stock im Eingang und drecht von mir aus gerne wieder auf meine Beine ein?

“Oder mach Drei”, ziehe ich die dicke Luft trotz offener Tür im Laden noch dichter zusammen und ich spüre wie Sunny die Klinge in seinem Finger nicht durch Sahne und frische Sommerfrüchte ziehen möchte, sondern mir damit seine verdammte Nummer mit dem kleinen Herzchen am besten auf die Innenseite meines Oberschenkels schlitzen möchte und wöchentlich kontrollieren kommt, ob man auch jede vernarbte Ziffer noch gut lesen kann. Der Gedanke schüttelt mich, wie eine frostige Prise, wenn man an einem Grillabend noch gemütlich an der verklimmenden Kohle sitzt. Aber was sagt man jetzt in so einem Fall? ‘Äh Sorry?’ oder ‘Hab deine Nummer verloren?’ oder noch besser die Wahrheit?! Am Arsch! Gegen meiner Erwartung habe ich nicht mitbekommen wie Benny auf den Kuchen gespuckt hat oder irgendwelche andere ekelhaften Sachen mit den Stücken angestellt hat, als er sie mit einem plötzlichen Lächeln überreicht. “Bitte schön!” Moment? Mein innerer Monolog kommt ins Straucheln, als Sunnybenny die Klinge doch nicht so verkrampft mit den Fingern umschließt wie ich angenommen habe, sondern trotz meines fehlenden Anrufes mir wieder süß in die Augen schaut. Ach verdammte Kacke… jetzt komme ich doch irgendwie in Erklärungsnot.

“Benny oder?”, räuspere ich mich verlegen und es kommt mir so vor als wenn seine Augen einen Aufschlag lang heller werden. “Das ich nicht angerufen hab…”, wie ein Angler der sich in seiner eigenen besonders reißfesten Nylone Angelschnur verheddert, um sich nicht nur die schmerzhaften Haken unter die Haut zu rammen, sondern gleich gefesselt in einer ohnehin fischlosen Pfütze zu ertrinken, suche ich nach Worten die mein Versäumnis Entschuldigen. “...also ich hab schon...?” “Eine Freundin?”, verlegen wechselt die Gesichtsfarbe des Verkäufers chamäleonartig zu Scharlachrot, als er meinen gestammelten Satz beendet. “Entschuldigung ich dacht du wärst… also nicht das du so aussiehst, nur weil du gesagt hast… also…ich dachte du magst Männer?”, jetzt ist es er der stammelnd viel zu nervös nach Worten fischt, anstatt mich mit der Angelschnur wieder an Land zu ziehen, bevor der Matsch der Pfütze meine Atemwege gänzlich zugesetzt hat, gesellt er sich lieber zu mir in den Dreck. Mit einem Mal muss ich Lachen, als ich ihn genauso verpeilt und verwirrt vor mir stehen sehe. “Freund...ich hab einen Freund und Ja, ich hab bemerkt das ich dir falsche Signale gesendet habe”, mit einem Mal fällt es mir wesentlich Leichter meinen Fehler mit einer schwachen Lüge zu kaschieren. “Ich hab mich noch nie getraut… also keiner weiß dass ich etwas ‘anders’ bin?”, verkündet Benny verlegen und mit seiner nach Hilfe ächzenden Erklärung, die an einen Marathonläufer erinnert, der bereits nach der Hälfte der Strecke auf den Brustwarzen aus dem letzten Loch pfeifend in Richtung ziel robbt, wird sofort klar dass er alles möchte, nur nicht geoutet werden. Irgendwie wirklich niedlich und gar nicht so Beachboymäßig wie ich ihn vom rein optischen Eingeschätzt hätte. “Keine Sorge dein Geheimnis ist bei mir sicher… oder warte ich geb dir mal meine Nummer, als Entschädigung für meinen falschen Flirtversuch und wenn du mal mit jemanden über du weißt schon reden willst… ruf einfach an ja?” Er nickt bestätigend, als er mir eins der Fettpapiere und den Edding neben meinen Kuchen legt. Ich weiß noch wie komisch damals das Gefühl war sich ‘anders’ zu fühlen als man sollte und bevor ich mich getraut habe mit Till über meine Neigung zu reden, war es echt scheiße mit dem Problemchen ‘Schwul’ alleine klar zu kommen,vorallem wenn man selbst noch gar nicht so recht weiß ob man überhaupt Schwul ist und Benny macht mir so einen unentschlossenen Eindruck, dass er genau an dieser Stufe zwischen Homo und Hete steht an der man mit einem Fuß auf Homo tritt aber der andere noch bei Hetero steckt. “Also… wir hören uns”, lege ich den Edding neben meiner Nummer ab, als Benny wie beim letzten Mal Lächelt und ich einen Moment darüber nachdenke ob ihm diesmal unbeabsichtigt falsche Zeichen gegeben zu haben, aber neben meinem Namen steht kein Herz! Ich schnappe mir die drei Stück Kuchen und verschwinde aus dem kleinen Geschäft, wo ich mich jedoch erst einmal wieder von meinem Liebessklaven entferne und die wenigen Häuser in Richtung Gerti zurück laufe.

Ich fühle mich wie Flash als ich die Strecke bis zu dem Häuschen binnen weniger Herzschläge hinter mich bringe, für welche ich neben Gerti knapp eine Halbe Stunde gebraucht habe, einzig der rote Kondomanzug würde mir vermutlich die Eier abdrücken, weshalb ich mich beim Klingeln gegen meine Zukunft als Superheld entscheide. Es dauert länger als mein Weg zum Bäcker, bis sich langsam mal was hinter der Tür zu regen beginnt. Das nächste Mal Klingle ich erst, gehe dann Einkaufen und wenn ich wieder hier ankomme, geht einige Sekunden später die Tür sofort auf. Ein ausgereifter Masterplan wie ich finde. In Gertis Faltengesichts sieht man die Verwunderung über meinen Besuch, als das Tageslicht meine ‘alte’ Freundin erreicht und ich ihr grinsend die Bäckertüte unter die Nase halte. “Wollte nur kurz was vorbei bringen”, drücke ich mich ungebeten an Gertrud vorbei, die mit offenen gebisslosen Mund in der Tür stehen bleibt. Dummerweise fällt mir dazu sofort die widerliche Pronohotline ein, die einem den besten Horrorfilm Nachts im Free TV kaputt mache kann, wobei eine Gänsehaut bekomme ich bei dem Gedanken eher, als von aufgeschlitzten heißen Studentinnen die in einer Jagdhütte eingeschneit oben auf dem Berg hausen.

Die Wohnung der Alten ist ziemlich Dunkel und an etlichen Ecken scheint der Staub bereits eine eigene kleine Kultur aufgebaut zu haben, nur die Bilder auf der kleinen Kommode sind nicht von dem grauen Schleier betroffen, welcher beinahe alles für sich beansprucht hat. “Wie war noch gleich dein Name?”, schiebt sich Gerti in den Türrahmen gestützt hinter mir her, als meine kriminellen Gedanken erkennen was für ein leichtes Opfer meine Gerti für einen wirklichen Verbrecher wäre. “Joe-Noah Dean, aber Joe reicht”, ich erinnere mich gar nicht daran ob ich ihr meinen Namen bei unserer ersten Begegnung überhaupt verraten habe. “Sag Mal Gerti… Du machst doch nicht jedem einfach so die Tür auf der hier Klingelt?” “Doch? Wie sollen sie denn sonst rein kommen?”, ihr Gesicht schlägt Falten über Falten als sie mich verwundert mit ihren eingefallenen Augen ansieht.

“Ja eben! Ich könnte ein Verbrecher sein!”

“Bist du aber nicht!” Scharf auf den Punkt gebracht Sherlock! Dennoch gefällt mir diese Tatsache nicht, doch fürs erste gebe ich mich geschlagen. “Ich hoffe du hast kein Diabetes oder so?”, ich enthülle ihr prächtiges Stück Torte auf dem Tellerchen, als die Alte kopfschüttelnd klappernd, aber mit einem Schmunzeln zwei porzellan Tellerchen aus dem Schrank holt. “Woher wusstest du denn dass ich heute Geburtstag habe?” “Was?! Äh… Wusste ich gar nicht? Feierst du denn nicht?”, ihre Wohnung sah nicht gerade aus als würden jeden Moment ihre Verwandten hier auftauchen. “Dann ist das wohl mein Gottes Geschenk” Mein unüberlegter Besuch scheint ihren Tag erhellt zu haben und obwohl ich ihr eigentlich nur kurz die süße Leckerei vorbei bringen wollte, ehe ich Samu mit der Sahne seiner Torte einschmiere und den Sekt aus seinem Bauchnabel schlürfe. Okay das Letzte ist selbst für mein gestörtes Hirn widerlich. Ich entschließe mich einen Teil meiner lang ersehnten Pause also mit Gerti zu verbringen, als die Dame bereits wieder beginnt mir von den Geschichten ihres Lebens zu berichten, sehe ich mit jedem Ticken der großen staubigen Standuhr meinen langersehnten mollig weichen Abend im Schoß meines Lustschwengel dahin fließen und doch fühlt es sich richtig an wenigstens eine Stunde bei ihr zuverbringen.

Der Kuchen ist getilgt und Ömschen scheint trotz des Jahr mehr, um Jahrzehnte gejüngert zu sein, als ich mich gegen Nachmittag endlich von meinem Stuhl losreiße um Samu zu besuchen, der mir inzwischen gefühlt hunderte gefrustete Nachrichten gesendet hat. Ohne sie wirklich zu lesen scrolle ich den Chat nach unten und tippe ein kurzes ‘bin in zwei Minuten da’ in das Fenster, als der gläserne Traum von Zweisamkeit gerade in meinen Gedanken  von einen Baseballschläger in tausende Scherben zerschmettert wird. Doch ich bereue es nicht! Das Ömchen hat einen schönen Geburtstag verdient, wenn sie schon keinen anderen mehr hat, der mit ihr den Tag verbringt!

Die Tür steht schon offen, als ich bei Samuel im kleinen Flur aufschlage und lange flüssige Teelichter davon Zeugen dass mein kleiner Lockenkopf, wohl wirklich schon ewige Zeit auf meine Ankunft gewartet hat. Sofort hat mich das schlechte Gewissen wieder, als ich leise mit dem Fingerknöchel gegen den Türrahmen klopfe. “Samulein?” Gegen meiner Erwartungen empfängt mich ein Lächeln aus der Küche.

Wortloses Rendezvous (Yaoi, BL, BoyxBoy, Boyslove, Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt