P R O L O G

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Die Tür war schwer und ließ sich nur langsam öffnen. Es kostete ihn einiges an Kraft aber er war froh, dass er sie überhaupt aufbekam. Eigentlich hatte er damit gerechnet das sie verschlossen sein müsste - so sehr, wie die Anderen davon geschwärmt hatten. Die Tür sah alt aus. Nahezu morsch, dennoch war sie absolut intakt. Alles in allem war das Gebäude, das er gerade betrat, nicht gerade neu. Die Mauern waren aus Stein und nicht einmal verputzt. Es hatte insgesamt ein bisschen was von einem Geisterhaus. Doch das hinderte ihn nicht daran, einzutreten. Zu überwältigend waren die Geschichten gewesen, die er von diesem Ort gehört hatte. 

Der erste Blick, den er in den Raum vor sich warf, war zaghaft. Niemals hätte er bei dem baufälligen äußeren Aussehen mit solch einem neuen, feinen und teuren roten Teppich gerechnet, der nun zu seinen Füßen lag. Er war nicht breit, zwei Meter vielleicht. Aber dennoch breit genug, um den langen Gang, in dem er nun stand, nicht schmal wirken zu lassen. Die Tür fiel krachend hinter ihm ins Schloss, doch dem schenkte er kaum Beachtung. Viel zu faszinierend war das Bild, dass sich ihm gerade bot. Wenn er geradeaus blickte, sah er eine edle Treppe, die sich auf dem oberen Stock zu zwei Emporen aufspaltete. Der Teppich, auf dem er stand, führte auf genau diese Treppe zu. Zu seiner linken und rechten waren jeweils in gleichmäßigen Abständen Türen, jede Tür sah aus wie die andere. Auch auf den Emporen oben befand sich nichts weiter als Türen. Und wenn er an die Decke schaute, erblickte er einen Kronleuchter, der diesen gesamten Raum in gleichmäßiges, warmes, nahezu festliches Licht tauchte. Die Stimmung war überwiegend positiv und friedlich. Dennoch lief ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunter.

Irgendetwas stimmte nicht.

Aber er hatte keine Ahnung was.

Er erinnerte sich nur zu gut an die Gespräche seiner Mitschüler. Die Worte, die seine Eltern gewechselt hatten. Die geflüsterten Sätze seiner Lehrer. Behutsam ging er auf die ihm am nächsten gelegene Tür zu. Auf dem dunklen Holz war die Zahl 12 befestigt, die Zahlen selbst aus edlem Metall gefertigt. Er legte seine Hand ganz sanft auf die Klinke, ganz anders als er es sonst tat. Andächtig drückte er sie runter, wollte die Tür nach innen aufschieben, doch es geschah nichts. Die Tür war verschlossen. Diesmal deutlich schnelleren Schrittes lief er auf die Tür gleich daneben zu. Diese trug die Zahl 7. Auch diesmal bewegte sich nichts, auch diesmal war die Tür verschlossen. Eilig versuchte er es bei den nächsten Türen. Die Zahlen 5, 17, 21. Bei keiner hatte er Erfolg. Langsam machte sich Panik in ihm breit. Was, wenn alles, was er gehört hatte, nicht stimmte? Die vielen Stimmen, die über ein Leben veränderndes Ereignis, den Reichtum und all das was er hier finden würde, geredet hatten. Was, wenn die Stimmen Unrecht hatten?

Zügig lief er zurück zur Eingangstür, durch die er vorhin reingekommen war. Er lehnte sich dagegen und schob. Doch auch hier regte sich nichts. Wie konnte das sein? Durch diese Tür war er doch reingekommen. Und gefolgt war ihm sicherlich niemand, da war er sich sicher. Die Tür hatte nicht mal ein Schloss, abgeschlossen konnte sie also nicht sein. Vielleicht klemmte sie einfach nur, so schwer wie sie beim Reinkommen aufgegangen war. Diesmal, mit deutlich mehr Schwung, drückte er gegen das massive Holz. Doch erneut passierte nichts. Wiederholend, mit immer größer werdendem Kraftaufwand, trat er erst gegen die Tür, bis er schließlich sein gesamtes Körpergewicht dagegen warf. Doch die Tür blieb verschlossen. Erschöpft rutschte er an dem kühlen Holz herunter bis er schließlich auf dem roten, weichen Teppich saß. Sie hatten ihn belogen. Sie hatten ihm was vorgemacht. Diese verdammten Arschlöcher hatten ihn hier eingesperrt.

Sie hatten gesagt, man würde reich werden.

Sie hatten gesagt, es würden hier Wunder geschehen.

Sie sagten, man würde unheimlich beliebt werden.

Sie sagten, man müsse sich nie wieder Sorgen machen.

alles Negative würde man hinter sich lassen.

Dass die Türen verschlossen sind, haben sie nicht gesagt.

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Ja, auch dieses Jahr wieder ein Adventskalender von mir :D Hoffen wir, dass ich ihn genauso, wie letztes Jahr zu Ende bringe und freuen wir uns alle auf eine wunderschöne Adventszeit ^^ (Wie gewohnt gibt es jedes Kapitel auch als Let's read, wer also lieber hört statt ließt, ist herzlich auf den YouTube Kanal eingeladen)

#Adventskalender2017 ~ Hinter verschlossenen TürenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt