10| Fiete Arp x Julian Pollersbeck

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10| Fiete Arp x Julian Pollersbeck

"Bask in the glory
Of all our problems
'Cause we got the kind of love
It takes to solve 'em

Yeah, I got issues
And one of them is how bad I need you"

[Issues, Julia Michaels]

***

P.O.V. Julian Pollersbeck

Nordderby. Die Anspannung der Fans war auch von der Bank aus deutlich zu spüren, wo die anderen verbliebenen Auswechselspieler und ich saßen und den Spielverlauf gespannt beobachteten. Hamburg, unsere Mannschaft, hat schon zwei Mal gewechselt und trotzdem, dass wir noch einmal wechseln können, hat uns der Trainer schon wieder vom Aufwärmen auf die Bank geschickt, da es nur noch wenige Minuten zu spielen war. Neben mir saß Fiete Arp, etwas zusammengekauert vor Anspannung.

Er sah nicht gerade zufrieden aus. Ob das am Ergebnis lag oder daran, dass er nicht spielen durfte konnte ich nicht sagen. Das Einzige, dass ich klar wusste war, dass es Fietes Wunsch war so bald wie möglich für die Mannschaft auflaufen zu dürfen, deswegen konnte ich mir gut vorstellen, dass er enttäuscht war, weil es heute wieder nicht so weit war. Gut, er macht nebenbei sein Abitur und konnte deshalb kaum mit der Profimannschaft trainieren, aber wenn er da war lieferte er oft genug ab. Und ich wünschte ihm wirklich, dass sein Moment so bald wie möglich kommen würde.

Es war, als hätte ich gezaubert. Genau in dem Moment beobachtete ich den Trainer, wie er sich mit unserem Co-Trainer beriet und dann aufstand. „Fiete, du darfst rein.", sagte er klar und deutlich, und genau in dem Moment blieb mein Atem stehen. Der Angesprochene neben mir spannte sich an, scheinbar hatte auch er nicht mehr damit gerechnet. Und so kurz der Schock ihn erreicht hatte, so schnell war er aufgesprungen und hatte sich umgezogen, um auf den Platz zu gehen. Er schüttelte seine Hände, als er sich an den Spielfeldrand stellte und auf das Zeichen wartete, dass er auf den Platz durfte. Man sah ihm seine Aufregung genau an, doch ich konnte nicht anders als zu lächeln. Auch wenn ich nicht allzu viel mit ihm zu tun hatte, mochte ich ihn dennoch. Wir waren vielleicht Kumpel, aber bis vor vier Monaten kannten wir uns noch nicht einmal. Seine bodenständige und ruhige, aber aufgeschlossene Art gefiel mir trotzdem schon mehr, als ich es je zugeben würde.

Dann kam der Moment. Bobby Wood wurde ausgewechselt, schlug einmal bei Fiete ein und schon joggte dieser zu den anderen Spielern auf den Platz. Die restlichen Minuten, in denen er spielen durfte beobachtete ich gegen meinen eigenen Willen nur Fiete, und auch wenn er kaum Ballkontakte bekam, konnte er zufrieden sein. Das Spiel wurde abgepfiffen, wir Spieler verließen mit gemischten Gefühlen den Platz. Ein Unentschieden im Nordderby war nicht unbedingt das, was wir uns gewünscht hatten, aber es war auch keine Niederlage.

Nachdem Gisdol eine Ansprache in der Kabine gehalten hatte machte ich mich sofort auf den Weg unter die Dusche. Auch wenn ich nicht gespielt hatte fühlte ich mich platt und müde, deswegen genoss ich es, wie das warme Wasser auf meinen Körper prasselte und in kleinen Tropfen auf den Boden lief. Ich redete nicht weiter mit meinen Kollegen, sondern band mir mein Handtuch um und schrubbelte mir schnell meine Haare trocken, bevor ich zurück zu meinem Kabinenplatz ging, um mich anzuziehen.

„Hey Fiete! Glückwunsch!", hörte ich Diekmeier hinter mir sagen, vernahm noch, wie er sich bedankte. Dann spürte ich einen Blick auf mir liegen, die Stelle kribbelte immer selbst dann noch, als ich mich umgedreht hatte, um genau in die Richtung zu sehen. Fiete sah mich ausdruckslos an, während er sich seine Schuhe zuband. Als würde er mir etwas sagen wollen sah ich ihn fragend an, doch er lächelte nur kurz, bevor er sich seine ganzen Sachen schnappte und die Kabine verließ. Hatte er mir doch nichts sagen wollen?

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