16| Goreyer

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16| Goreyer

"I found peace in your violence
Can't tell me there's no point in trying
I'm at one, and I've been quiet for too long"

[Silence , Marshmello ft. Khalid]

***


„Bis morgen.", verabschiedete ich mich nach der Trainingseinheit mit einem Handschlag von meinen Kollegen. Der Trainer hatte uns über den ganzen Platz gescheucht, um unsere Ausdauer auszubauen, dementsprechend müde war ich jetzt und freute mich umso mehr auf das warme Bad, was ich mir zuhause einlassen wollte.

„Max, warte mal kurz.", hörte ich ihn hinter mir sagen. Ich blieb stocksteif stehen, umklammerte den Gurt der Sporttasche in meiner Hand fester als vorher und hielt die Luft an. Musste das jetzt sein?

Seufzend drehte ich mich in die Richtung um, aus der Leons Stimme gekommen war. Und da stand er auch schon, lächelte mich entschuldigend an, während meine Nervosität um einiges stieg. Klar, er war mein bester Freund, aber seitdem Leon und ich mit verschiedenen Wechselgerüchten zu kämpfen hatten war die Stimmung zwischen uns eher angespannt. Für mich war es klar, dass ich erst wechseln würde, sobald Leon weg war. Mit meinen anderen Kollegen verstand ich mich auch gut aber im Prinzip war er der Einzige, der mich hier in Gelsenkirchen halten konnte, und dass er sich ernsthaft damit auseinandersetzte zu wechseln gefiel mir nicht.

Ich mochte es so, wie es gerade lief. Dass wir beide bei Schalke spielten, uns jeden Tag sahen, und ich wollte nicht, dass sich daran etwas änderte. Mal so gesehen, wenn wir beide wechseln würden, dann würden wir uns viel weniger sehen, und davor hatte ich Angst. Denn er war mir wichtiger, als er mir eigentlich sein sollte.

Der Dunkelhaarige fuhr sich durch seine Haare, die noch nicht ganz getrocknet waren. „Hast du nachher mal wieder Zeit? Wir haben lange nichts mehr gemacht.", fragte er mich interessiert, und in mir drehte sich alles. „Ähm...", stotterte ich, wog innerlich ab, ob ich ihn bei mir haben wollte oder Zeit zum Nachdenken brauchte. „Heute Abend kann ich. Wenn du willst kannst du rüberkommen.", schlug ich schlussendlich vor, woraufhin er breit grinste.

„Cool. Dann sehen wir uns später. Ich bring was zu essen mit.", klärte er mich noch auf, dann lief er mit seinen Sachen neben mir her bis zum Parkplatz, den Rest des Weges hatten wir geschwiegen. Leon war sicherlich schon aufgefallen, dass sich etwas zwischen uns verändert hatte, doch ich hatte so gar keine Ahnung, wie er darüber dachte.

Ich wusste, dass ich noch genug Zeit hatte, bevor ich mit Leon verabredet war, dennoch beeilte ich mich, um nach Hause zu kommen. Es war bewölkt, das ließ meine Laune immer gleich um ein Vielfaches sinken. Dazu kam dann die Aufregung, die ich seit einiger Zeit verspürte, sobald ich was mit Leon zusammen machte. Und in dem Moment war mir mehr denn je bewusst, dass ich das warme Bad dringend nötig hatte.

Meine Trainingsklamotten brachte ich sofort in die Waschmaschine, währenddessen ließ ich das Wasser in die Wanne laufen. Die Fußbodenheizung wärmte meine nackten Füße und ich beeilte mich, um mich auszuziehen und in die Badewanne zu steigen. Mit einem wohligen Seufzen sank ich tiefer ins Wasser, schloss meine Augen und versuchte mich zu entspannen. Sofort umhüllte mich die Stille, die ich vermied, indem ich mein Handy mit dem Bluetooth Lautsprecher verband und meine Musik laufen ließ.

Manchmal war mir die Stille echt zu erdrückend. Ich war ein Mensch, der viel nachdachte, der auch mal gerne alleine war. Doch sobald man seine Ruhe hatte prasselte alles auf einen herab. Die Gedanken, die Sorgen und die Sachen, die man noch erledigen muss. Es war alles da und du konntest es nicht unterdrücken. So gesehen war die Stille für mich oft lauter, als sie sein sollte und erfüllte nicht ihren eigentlichen Zweck.

Fußball OneShots - Auf Wunsch [pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt