21| Goreyer

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21| Goreyer (Leon Goretzka x Max Meyer)

"There's a really good thing right in front of my eyes
right in front of my eyes"

[Thinking About It, Nathan Goshen]

***

Es war nicht zu verhindern. Eigentlich war sowieso klar gewesen, dass wir dieses Gespräch führen müssen, doch ich hatte es bis jetzt immer weiter hinausgezögert. Meine Entscheidung stand mittlerweile fest, und es war mir unangenehm das zuzugeben, denn begeistert sein würde er auf keinen Fall. Doch dass ich wechseln würde sollte nicht automatisch heißen, dass er auch gehen muss.

Wir trafen uns in der Bar. Ja, vielleicht nicht der beste Ort, um über unsere Zukunft zu reden, aber mich beruhigte die Atmosphäre dort. Max und ich waren oft hier, und in dieser Bar waren einige gute und schlechte Sachen passiert. Ich hielt es also für richtig genau hier über unsere Verträge zu reden, wo ich meinen ersten Abend mit Max verbracht habe. Damals, vor knapp fünf Jahren.

Meine Schritte waren schnell und zielstrebig, dabei war ich bedacht darauf, dass mich keiner ansprach, denn dann würde ich mich verspäten. Und ich hasste es, wenn ich selber zu spät kam, generell war Unpünktlichkeit einfach eine schlecht Eigenschaft für mich. Max hingegen sah das eher lockerer, wahrscheinlich war ich sowieso wieder der erste am ausgemachten Treffpunkt. Die kühle Februarluft traf auf mein Gesicht, zudem konnte ich meinen Atem als leichte Wolke vor mir austreten sehen. Es war wirklich eiskalt heute, und ich Idiot hatte meine Handschuhe vergessen.

Also vergrub ich meine Hände in den Jackentaschen meines Mantels, beeilte mich extra, auch wenn das hieß, dass ich länger auf meinen besten Freund warten musste. Es dämmerte gerade, die Sonne ging so langsam unter, dafür war der Himmel umso schöner anzusehen. Schnell machte ich ein Foto mit meinem neuen Handy und kratzte mich dann an der Nase, bevor ich das letzte Mal um die Ecke bog und mein Ziel erreichte. Ohne zu zögern drückte ich die Tür meines Stammlokals auf und begrüßte den Kellner hinter der Theke mit einem müden Winken.

Der Tisch an der linken Wandseite mit den beiden Stühlen, die fast schon Sitzsack-ähnlich waren, war wie immer noch frei, also setzte ich mich auf meinen üblichen Platz und entledigte ich mich von Schal und Jacke. Mein Beanie hatte meine Frisur komplett zerstört, doch das war mir ziemlich egal. Mit einer Hand wuschelte ich mir durch die welligen Haare, holte dann mein Handy hervor, um auf die Uhr zu sehen.

Die Eingangstür öffnete sich erneut und zu meiner Überraschung betrat Max die Bar, begrüßte den Kellner sogar mit einem Handschlag, bevor sein Blick in meine Richtung glitt und er zu lächeln begann. „Na.", begrüßte er mich jetzt mit einer lockeren Umarmung, dann ließ er sich gegenüber von mir in den Sitz sinken. „Du bist früh dran. Was ist passiert?", witzelte ich und zog ihn mit seiner Unpünktlichkeit auf, woraufhin er den Kopf schüttelte. „Meine Uhr läuft wohl vor.", konterte er grinsend, sank dann tiefer in den Sitz hinein.

Wir bestellten uns jeder ein herbes Bier, um die Stimmung weiter locker zu halten, denn gleich würden wir über unsere Vertragssituationen reden. Max sah auf den Tisch, während er einen Schluck nahm, in der Zeit legte ich mir im Kopf mögliche Sätze zusammen, die ich gleich bringen könnte. Er kam mir allerdings zuvor, begann unsere Unterhaltung damit direkt das Wichtigste anzusprechen.

„Also.", meinte er, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, lächelte dann, als ich meinen Blick hob und ihm in die Augen sah. „Ich hab mit meinem Berater geredet. Es liegen ein paar attraktive Angebote vor, aber ich bin mir unsicher." Max erklärte noch nicht sofort, was in seinem Kopf vorging, wartete erst auf meine Entscheidung, da er wusste, dass ich mich bis zum letzten Wochenende hatte festlegen wollen.

Ich holte tief Luft, begann dann zu sprechen. „Ich hab mich dazu entschieden zu wechseln. Gerade ist einfach der richtige Zeitpunkt gekommen, um einen Schritt weiterzugehen und ich habe Angst es in einem Jahr zu bereuen nicht gewechselt zu sein." Der Blonde nickte nachdenklich, als hätte er die Antwort schon erwartet, kratzte sich dann am Kinn. Er wirkte etwas geknickt, hatte scheinbar gehofft, dass ich mich für den Verbleib auf Schalke entscheiden würde.

„Und wohin willst du wechseln?", kam es ausdruckslos von ihm, irgendwie niedergeschlagen. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen, in den letzten Jahren hatte ich ihn selten bedrückt gesehen und jetzt war ich der Grund dafür. Außerdem wusste ich genau, wie schlecht meine Antwort kommen würde, weil viele Beteiligten wohl nicht so zufrieden mit der Vereinswahl sein würden. „Bayern.", nuschelte ich daher vorsichtig, woraufhin er scharf die Luft einzog.

Lange Zeit sagten wir beide nichts, zu groß war die Angst wieder etwas Falsches zu sagen und ihn zu enttäuschen. Klar, Freudensprünge hatte ich nicht erwartet, aber dass er mich jetzt anschwieg kam mir schon vor wie eine Strafe. Und ich verstand ihn, dennoch war ich mir in meiner Entscheidung sicher. „Weißt du, eigentlich hatte ich überlegt auf Schalke zu verlängern. Auch, weil es dann viel einfacher ist mit unserer Freundschaft. Aber dass du jetzt wechseln willst heißt ja, dass es ganz anders im Verein wäre, da meine Bezugsperson weg wäre. Vielleicht sollte ich doch wechseln."

„Stopp.", meinte ich sofort, hob meine Hand, um ihn von dummen Gedanken abzubringen. „Dass ich wechsle heißt nicht, dass wir nicht mehr beste Freunde sein können. Natürlich sehen wir uns dann weniger aber ich hab mich unter anderem auch für Bayern entschieden, weil ich dann immer noch in Deutschland bin und es einfacher wäre mich mit dir zu treffen. Dann ist die Distanz nicht ganz so groß."

Ich erwartete nicht, dass er zufrieden war, wollte nur, dass er seine Entscheidung unabhängig von meiner fällen würde. Wenn er jetzt so deprimiert wäre, dass er deshalb ins Ausland wechseln würde, würde ich mich schuldig fühlen. Und dass war nicht das, was ich wollte. „Du bist seit Jahren die wichtigste Person in meinem Leben, quasi mein zweiter Bruder. Ich kann mir Schalke ohne dich gar nicht vorstellen.", ließ er mich wissen.

„Bist du denn zufrieden in Gelsenkirchen?", fragte ich ihn neugierig, und er musste nicht lange überlegen. „Ja, auf jeden Fall. Aber ich hab Angst, dass das nur so ist, weil ich dich habe. Mit den anderen Jungs versteh ich mich auch gut, dennoch wäre es was anderes ohne dich. Und wenn ich mich schon umgewöhne kann ich genauso gut wechseln." Max war ein heimatverbundener Mensch, war es schon immer gewesen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie er alles hinter sich ließ.

„Überleg es dir. Ich glaube die Fans und Domenico, Christian und die anderen würden sich über deinen Verbleib freuen. Enttäusch sie nicht auch noch." Wieder nickte er grübelnd, starrte sein Bier an. Es schien, als würde er sich meine Worte zu Herzen nehmen, denn er dachte wirklich lange nach, bevor er wieder ansprechbar war. Ich ließ ihm die Zeit, schließlich ging es um seine Zukunft und die Entscheidung war nicht einfach.

Und dann schlich sich ein breites Lippen auf seine Lippen, das mich ihn fragend ansehen ließ. „Ich glaube ich bleibe doch noch zwei Jahre auf Schalke.", verkündete er dann sicher, als wenn meine Worte ihm geholfen hätten. Dass er sich für den Verbleib entschied hielt ich für die richtige Lösung, hob deswegen glücklich mein Bier, damit er anstoßen konnte. „Das freut mich.", machte ich ihm klar. „Und ich werde dich so oft es geht hier besuchen." Gleichzeitig konnte ich dann meine anderen alten Kollegen treffen, eine bessere Möglichkeit gab es gar nicht.

Es war das Richtige.

***

A|N

Musste letzte Woche aussetzen, weil ich wirklich gar keine Zeit zum Weiterschreiben gefunden hab. Dafür hier der nächste OS-Wunsch, mal wieder mit Goreyer :D

Momentan nehme ich nur Wünsche von Benutzern an, die sich noch gar nichts gewüscht haben!

Nächster Oneshot: Max Meyer x Niklas Stark (bianca27694)





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