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Als sie die große Halle betraten, war das Frühstück bereits beendet worden.

Nur noch Ginny, Ron und Harry saßen ganz in der Nähe des Portals und schienen auf etwas oder jemanden zu warten. Hermine zupfte Severus am Ärmel und flüsterte: "Ich geh mal zu Gin, okay?"

Severus nickte zustimmend und dabei flogen ein paar Wassertropfen in ihr Gesicht. Sie kicherte leise. Dann drehte Severus sich um und stolzierte wieder aus der Tür in den Korridor.

Plötzlich rief jemand: "Oooh, Hermine! Da bist du ja. Wo warst du? Wir haben uns Sorgen gemacht."

Es war unverkennbar Harrys Stimme. Hermine seufzte. Musste sie sich nun wieder eine Lüge aus dem Ärmel ziehen? "Hey Harry. Ich war duschen, wieso?"

Nun, ääh, wieso eigentlich? Sie biss die Zähne zusammen. "Äh, weil Snape mich mit nach draußen genommen hat, um mich mit in den Kerker zu nehmen. Dort im Klassenzimmer hat er über meine absackenden Leistungen in seinem Unterricht gesprochen.

Gleichzeitig war dort ein Zaubertrank am köcheln und er hat furchtbar gestunken. Ich glaube, das war Absicht. Naja, wie auch immer, danach bin ich also duschen gegangen und jetzt stehe ich hier."

Hermine blickte in die Runde.

Ginny blickte ihr tief in die Augen und Hermine wusste, dass sie wusste, dass diese Geschichte nicht der Wahrheit entsprach. Sie würden wohl später noch einmal reden. Rons Miene war wie immer gleichgültig. Hermine war sich nichtmal sicher, ob er überhaupt mitbekommen hatte, was sie gesagt hatte.

Und Harry sah sie mitleidig an: "Oh nein, was hat Snape denn zu deinen Noten gesagt?" Sie antwortete kurz angebunden: "Nun, ich muss mich eben wieder mehr anstrengen."

Dann fiel ihr ein, dass sie noch etwas mit Ron zu besprechen hatte. "Ron, kommst du bitte kurz mit? Wir müssen reden", schnaubte sie ihn an.

Widerwillig erhob sich Ron und schlurfte hinter ihr her aus der großen Halle. Draußen im Korridor angekommen zog Hermine Ron hinter eine Säule, um sie beide vor neugierigen Lauschern zu schützen.

"Mensch, Hermine, was soll das? Was gibt's denn so wichtiges?", fragte Ron entnervt. Er fuhr sich mit sommersprossigen Fingern durch den roten Haarschopf.

Früher hatte sie diese Geste sehr niedlich gefunden, heute empfand sie es einfach nur noch als nervigen Tick von ihm. Hermine beschloss, es kurz und schmerzlos zu machen.

"Hör mal, es ist so... also... Ich beende das jetzt, was auch immer es ist." Ron zor eine Augenbraue hoch. "Was?", fragte er.

Hermine seufzte: "Ich mache Schluss. Unsere sogenannte Beziehung ist aus." "Äh und warum?", Ron stellte ich sehr dumm. Wut brodelte in Hermine.

Ihr war, als stiege Rauch aus ihren Ohren heraus, so hitzig war ihr Kopf. Sie versuchte die Explosion zu unterdrücken. Vergeblich.

"SAG MAL, BIST DU EIGENTLICH GANZKÖRPERBEHINDERT?! Ich will doch keine Beziehung führen, die so ist wie das war. Du hast mich genau ein Mal geküsst. Und da hattest du dir die Zähne nicht geputzt. Ihgitt! Und auch sonst werde ich von dir nicht beachtet. Sogar Harry macht sich mehr Sorgen um mich. Und wir sind nur Freunde. Ich glaube, ich will erstmal nicht mit dir reden."

Mit hochrotem Kopf rannte Hermine hinaus auf den Schulhof. Sie lief und lief bis sie schließlich bei Hagrids Hütte vorbeikam.

Es war schon Winter, also wuchsen zur Zeit keine Pflanzen vor der Hütte. Der Anblick der alten Hütte machte sie irgendwie traurig. Sie musste an die Zeiten denken, in denen Ron, Harry und sie noch fast jeden Abend bei Hagrid verbracht haben.

Da war die Welt noch in Ordnung. Nun war das Land um die Hütte ausgedörrt. Genau wie ihre Freundschaft. Ihr Herz wurde schwer. Hatte sie die richtige Entscheidung getroffen? War es okay, Ron so anzufahren? Eine dicke Träne rann üver ihre heißen Wangen, während sie sich nach Luft schnappend auf ihre Knie stützte. Weinend brach sie zusammen.

Kurz lag sie zusammengerollt und schluchzend am Boden. Dann spürte sie eine warme, raue Zunge, die über ihren Nacken leckt. Das musste Fang sein.

Dann wurde sie von zwei riesigen starken Armen hochgehoben.

Hagrid trug sie behutsam in seine warme Stube. Das Feuer prasselte im Kamin und verschwommen konnte sie durch ihre Wimpern eine Schüssel von Hagrids Keksen auf dem Tisch stehen sehen. Hagrid setzte sie auf einen großen Stuhl und schob ihn an den Tisch.

Er hatte noch nichts gesagt, wollte ihr also Zeit geben, sich zu sammeln. Auf dem Herd pfiff der Wasserkocher.

"Tee?", fragte der Halbriese gutmütig. Hermine nickte schwach. Sie liebte Hagrids grünen Tee. Der würde sie bestimmt aufmuntern. Als sie sich etwas beruhigt hatte und Hagrid gerade zwei große Tassen mit Tee befüllte, sah sie sich im Raum um.

Er war bereits weihnachtlich geschmückt. Auf dem Tisch stand ein hübsch verzierter Adventskranz mit getrockneten Orangebscheiben und Zimt.

Es waren zwar noch einige Tage bis zum ersten Advent, aber Hermine befand, dass man nie zu früh Weihnachtliche Stimmung verbreiten konnte. Mit einem Knall wurde die Tasse vor ihr abgestellt.

Hagrid setzte sich auf den knarzenden Stuhl gegenüber von Hermine. Er hatte auch eine Tasse Tee in der Pranke und fragte mit warmer Bassstimme: "Na Herminchen, was ist denn los?"

The TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt