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Ein Brief. Da lag ein Brief. Eine graue Hogwarts Eule hatte einen cremefarbenen Brief mit einem blutroten Siegel auf ihrer  steinernen Fensterbank abgelegt.

Geistesabwesend fütterte sie die schreiende Eule mit der linken Hand mit einigen Eulen Keksen, die in einer Schüssel auf ihrer Fensterbank bereit lagen, während sie neugierig das alte Pergament des Umschlags musterte. Vorsichtig drehte sie den Umschlag um und erstarrte als den Absender erkannte.

Professor Severus Snape
Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei
Groß Britannien

Was zum Henker sollte das? Was wollte Severus von ihr und warum riskierte er es dafür, ihr einen Brief zu schreiben. Das war verdammt nochmal gefährlich! "Er könnte seine Lehrerstelle verlieren!", dachte sie.

Auf einmal wurde ihr klar was sie da tat. Eiskalt lief es ihr den Rücken hinunter als sie erkannte, dass sie zuerst an ihn gedacht hatte. Sie war nicht etwa auf den Gedanken gekommen, dass sie von der Hogwarts Schule fliegen könnte, nein, ihr erster Gedanke galt ihm.

Severus. Ihrem Lehrer.

Daraufhin ließ sie sich von der Erkenntnis überrollt in einen flaschengrünen Sessel fallen. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich in der geistigen Verfassung befand, um diesen Brief jetzt auch noch zu öffnen.

Die Eule auf dem Fensterbrett hatte bereits ihren Keks aufgegessen, spannte nun die Flügel auf, drehe eine kleine Runde durch Hermines Schlafzimmer und stürzte geradewegs aus dem offenen Fenster wieder in die Nacht. Etwas wehmütig sah Hermine dem grauen Tier hinterher.

Danach schloss sie kurz die Augen und widmete sich dann dem Umschlag in ihrem Schoß. Mit einem knacken brach sie das rote Siegel und klappte den Umschlag auf. Mit zitternden Fingern zog sie ein weiteres Pergament heraus.

Sie konnte ganz klar die geschwungenen Buchstaben seiner Handschrift erkennen. Alles kam ihr so bekannt vor; die Art, wie er den Bogen des kleinen O nicht ganz vollendete, wie das S eine kleine Ähnlichkeit mit einer Fünf aufwies oder wie er manchmal ein Tüpfelchen bei einem kleinen I vergaß.

Anscheinend hatte er den Brief in Eile verfasst.

Mehrere Male las sie die Worte auf dem Zettel, konnte ihren Sinn aber nicht aufnehmen.

Miss Granger,
so ungern ich sie auch in ihrer Erholungsphase bei ihren Eltern stören möchte, so muss ich sie jedoch bitten, umgehend den Weg nach Hogwarts anzutreten. Es ist etwas passiert, das für sie und für mich von großem Interesse sein dürfte. Beeilen sie sich.
Severus Snape

Nach gefühlten Ewigkeiten kpnnte sie endlich das Geschriebene entziffern. Was mochte nur passiert sein, dass so wichtig war, dass er sie zurück ins Schloss dirigierte? Die Ernsthaftigkeit in diesem Schreiben beklemmte sie auf eine Weise, die sie, wenn es nicht um Severus gegangen wäre, als Liebeskummer identifiziert hätte.

Seine Worte klangen so distanziert und so, als sei sie nur eine gewöhnliche Schülerin in seinem Unterricht. Doch sie empfand doch bloß körperliche Anziehung von ihm! Jedenfalls wollte sie, dass es so war. Wie hätte sie auch damit leben können, in Severus Snape verliebt zusein.

Das wäre... fatal.

Ihr schwirrte der Kopf und nur mit Mühe konnte sie sich aus dem Sessel stemmen. Mit Knien so weich wie Butter hastete sie durch das kleine Zimmer. Sie war so aufgewühlt, dass sie zunächst wirklich einfach nur sinnlos umherlief.

Schließlich traf sie eine Entscheidung: Sie würde sofort nach Hogwarts gehen. Für Severus. Mit auf einmal abgekühltem Kopf ordnete sie ihre Gedanken und schob die Gedanken an ihre möglicherweise tieferen Gefühle für Severus in einen imaginären Karton mit der Aufschrift ÖFFNEN, WENN DU DICH BEREIT FÜHLST.

Danach öffnete sie den großen Kleiderschrank und zerrte eine Reisetasche hervor. In Windeseile stopfte sie ihre Siebensachen hinein. Der Brief landete ganz oben und Hermine sah ihn noch einmal an bevohr sie ganz langsam den Reißverschluss zuzog und somit den Blick auf das Pergament verdeckte.

Ihre müden Augen blickten auf, als die Tür sich öffnete. Ihre Mutte trat ein mit einem Teller mit Keksen und einem Glas Milch in der Hand. "Ich wollte dir etw... Oh", sagte sie. Hermine knirschte schuldbewusst mit den Zähnen.

"Mom, ich muss zurück nach Hogwarts. Es ist dringend!"

"Schatz, übermorgen ist Silvester und die ganze Familie wird da sein. Du kannst nicht einfach weg. Warum willst du  überhaupt weg?"

Die Hand mit dem Milchglas bebte gefährlich, sodass die Milch beinahe über den Rand schwappte.

"Ich muss eimfach. Professor Snape hat mir einen Brief geschrieben, aber warum genau ich kommen soll stand da nicht. Aber es hat sich sehr wichtig angehört", sagte Hermine mit einer Träne im Augenwinkel.

Eine Augenbraue ihrer Mutter zog sich gefährlich in die Höhe.

"Du willst mir also erzählen, dass du einfach so wegen eines Briefes mitten in den Ferien in die Schule musst. Was ist, wenn der Brief eine Fälschung ist?"

Ihre Mutter atmete kurz aus dann sagte sie: "Ich erlaube nicht, dass du gehst."

Dann schlug sie die Tür zu und ging. Die Milch und die Keks nahm sie mit.
Tränen bahnten sich nun den Weg über ihr Gesicht. Sie schluchzte herzzerreißend und sank zu einem Häuflein Elend auf dem Boden zusammen. Soe weinte Minuten vielleicht auch stunden, bis sie sich in ihr Bett schleppte und wie ein Stein vor Erschöpfung einschlief.

Ihr letzter Gedanke galt dem Wecker auf ihrem Nachtschränkchen. Er zeigte 15.25 Uhr an, zu früh zum Schlafen. Doch Hermine hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst, dass sie sich damit einen Gefallen tat.

Sie würde heute Nacht nämlich noch einiges vorhaben.

The TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt