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Sie sah Harry. Er stand verloren in einem blauen Shirt im Bahnhof King's Cross und winkte ihr mit einem Lächeln auf den Lippen zu. Wenn sie nicht alles täuschte, sah es tatsächlich so aus, als umgebe seinen Kopf ein Heiligenschein. Sofort schoss Hermine die Melodie des Liedes "Halo" durch den Kopf. Einem Impuls folgend sang sie laut in seine Richtung: "I CAN SEE YOUR HALO, YOU KNOW YOU'RE MY SAVING GRACE!" Normalerweise traf sie nie die Töne doch nun hörte es sich wundersamer Weise an wie das Original der Muggle Sängerin Beyoncé. Auf einmal spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte sich um und blickte in tief schwarze Augen. Sie hauchte: "Severus." Ihr nächster Gedankengang war: "Hör auf mich in der Öffentlichkeit so anzufassen! Dort drüben ist Harry." Severus kniff verwundert die Augen zusammen. "Lily?", fragte er. "Lily, ich werde dich immer lieben." Wer war Lily? Lily Potter? Hermine holte tief Luft.  Sie setzte gerade zu einer Antwort an, da verschwammen Severus Umrisse und er verwandelte sich in Harry. Hermine riss die Augen auf. "Er wird dich niemals lieben. Er liebt meine Mutter. Er hat sie immer geliebt und wird sie immer lieben", zischte Harry und Hermine konnte erkennen, dass seine Zunge gespalten war. Noch einmal verschwammen die Umrisse ihres Gegenübers. In der nächsten Sekunde stand Beyoncé vor ihr. "Beyo...", setzte sie an. Da unterbrach Beyoncé sie: "Nenn den Namen nicht! Hier liebt dich keiner."  Sie warf ihr Haar über die Schulter und machte auf dem Absatz kehrt. Aus irgendwelchen Gründen lief  auf einmal Bellatrix Lestrange brav wie ein Dackel hinter ihr her. Hermine schüttlete heftig den Kopf. Um sie herum vermischten sich die Farben und der Boden wurde ihr unter den Füßen weggezogen. Hermine stürzte ins Dunkel.

Sie saß senkrecht im Bett und keuchte. Der Schweiß rann ihr den Rücken hinunter. Was hatte sie bloß wieder für einen Blödsinn geträumt?

Blinzelnd versuchte Hermine den Schlafsand aus ihren Augen zu entfernen. Nun senkten sich wieder die Erinnerungen an den gestrigen Tag auf ihren Brustkorb. War es überhaupt gestern gewesen? Mit einem kurzen Blick auf den Wecker neben ihr, stellte sie sicher, dass es ein Uhr in der Nacht war. Dennoch fühlte sie sich den Umständen entsprechend ausgeruht und wach. Hermine strampelte die Decke von ihren Beinen und hievte sich immernoch ein wenig schlaftrunken aus dem Bett.

Sie begann über den Boden zu tapsen, um den Lichtschalter am anderen Ende des Zimmers zu erreichen. Zuerst hangelte sie sich am Fußende des Bettes entlang, denn in der Dunkelheit fand sie sich nur zu Hause, in Hogwarts, zurecht. Auf halbem Weg verlor sie plötzlich das Gleichgewicht und stürzte mit der Nase voran über die große Reisetasche.

Sie lag mitten im Raum, genau da, wo Hermine sie gestern abgestellt hatte. Mit einem Stöhnen schlugen ihre Ellbogen auf die Dielen. Mit ihrem Glück war sie natürlich auf den Teil des Bodensgefallen, der nicht durch einen Teppich bedeckt war. Ihr entfuhr ein erstickter Schrei als der Schmerz etwas verzögert einsetzte. Einige unanständige Flüche entwichen Hermines Lippen.

Die leise Stimme von Severus in ihrem Kopf, die "Aber, aber, Miss Granger, das sind Ausdrücke, die ein junges Mädchen wie du nicht in den Mund nehmen solltest" tadelte, löste den Reflex in ihr aus, die Mundwinkel nach oben zu biegen.

So weit war es nun also gekommen. Sie, beste Schülerin ihrer Altersklasse, lag auf dem Boden, wollte gleichzeitig weinen und lachen und hörte Severus Snapes Stimme in ihren Gedanken. In dem fast kompletten Wahnsinns-Paket fehlten nur noch Halluzinationen. Sie schloss kurz resigniert die Augen, dann rappelte sie sich auf. Zurück auf ihren Füßen blickte sie auf die Tasche auf dem Boden.

Ein Plan nahm in ihrem Kopf Gestalt an. Als habe sich in ihr ein Hebel umgelegt stürmte Hermine nun aufgekratzt und wild entschlossen ins Bad. Dort putzte sie sich die Zähne, wusch sich das Gesicht und traf andere Vorbereitungen. Damit fertig schlich sie nun etwas vorsichtiger in den Flur und blieb an der Tür ihrer Eltern stehen. Wie erwartet war sie geschlossen. Sie hielt inne und lauschte angestrengt. Nichts.

Sie konnte nicht anders als erleichtert aufzuatmen. Voller Enthusiasmus eilte sie zurück in ihr Zimmer, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Doch dazu sollte es nicht kommen...

The TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt