Kapitel 11

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Victoria schreckt auf. Außerhalb des Slammers ist es noch dunkel. Oder? Victoria steht auf. Natürlich schmerzen ihre Knochen wieder. Nur diesmal nicht ganz so schlimm. Sie stellt fest, dass es erstaunlich frisch ist und sie legt sich die Decke über die Schultern, was sie wieder an Newts Aktion von der Nacht davor erinnert. Immer noch etwas müde geht sie zur Tür.
   Auf halbem Weg bleibt sie stehen. Verwirrt durch ein platschendes Geräusch. Sie schaut auf den Boden. Da ist Wasser. Und langsam aber sicher findet es seinen Weg durch die ganze Zelle. Erschrocken schaut sie raus. Es regnet. Und nicht gerade wenig. Wie ist ihr das vorher nicht aufgefallen? Sie geht weiter bis an das Tor und legt eine Hand an einen der Stäbe. Ich Blick wandert zum Himmel. Dunkle Wolken hängen über dem Glade und es sieht nicht danach aus, das es bald aufhört. Ganz ruhig, Victoria. Es wird schon nicht so schlimm regnen., sagt sie zu sich selbst. Tief durchatmend setzt sie sich auf den Stuhl ohne Lehne und beobachtet die Tropfen.

Victoria hat sich gewaltig vertan. Schnell ist der gesamte Boden ihrer Zelle unter Wasser. Ihr reicht es. Sie hat keine Lust zu ertrinken. Ertrinken. Sie erinnert sich an ihren Traum und sofort schießen ihr Tränen in die Augen und es bildet sich ein Kloß in ihrem Hals. Schnell schließt sie ihre Augen und atmet drei mal tief durch. Es gibt jetzt wichtigeres für sie zu tun. Trotzdem bleiben Tränen in ihren Augen. Sie wollen einfach nicht verschwinden.
   Victoria umfasst mit beiden Händen je einen der senkrechten Stäbe.
   "Hallo!? Hört mich jemand? Es wird ziemlich nass hier drin!" ruft sie so laut sie kann. Jemand muss sie doch hören. Außerdem ist der Slammer gar nicht so weit vom Homestead und dem Schlafplatz der Glader entfernt. "Hey! Newt? Chucky? Irgendjemand?!" Plötzlich taucht jemand auf. Thomas. "Danke! Kannst du mich hier raus holen? Bitte?" Thomas schaut in die Zelle und nickt.
   "Klar. Ich gehe schnell zu Newt." Und schon ist Thomas weg. Erleichtert lehnt sich Victoria gegen die Tür. Eine Träne verlässt plötzlich ihr Auge. Sofort wischt sie sie weg.

Zwei Minuten später ist Thomas wieder da. Mit dem Schlüssel zur Zelle. Victoria geht ein paar Schritte zurück. Ihre Füße stehen schon komplett unter Wasser. Thomas öffnet das Schloss und öffnet die Tür. Er hält dem Mädchen die Hand hin und zieht sie raus. Victoria fällt ihm einfach um den Hals.
   "Wir haben schreckliche Dinge getan, Thomas. Du, ich und Teresa." platzt es ihr einfach raus und Tränen laufen ihre Wangen runter. Thomas schiebt sie sofort an ihren Schultern ein Stück zurück und schaut sie strinrunzelnd an.
   "Was? Wie meinst du das?" Victoria schluckt schwer, wischt sich mit ihrem Arm über die Augen, damit die Tränen verschwinden und schüttelt ihren Kopf.
   "Später. Jetzt will ich erstmal hier weg." Verständnisvoll nickt Thomas und beide gehen zum Homestead.
  Im Homestead sind viele Glader. Ein Großteil, vielleicht 85 Prozent. Der Rest ist vermutlich bei dem Schlafplatz. Der ist ja auch einigermaßen geschützt vor dem Regen.
   Victoria folgt Thomas durch das Homestead bis zu einer Treppe, die sie hoch gehen. In der ersten Etage geht Thomas einen Gang lang, bis zur letzten Tür. Dort drin sind nicht viele Glader. Victoria erkennt Minho, Zart, Chuck und Newt. Des weiteren sind zwei dabei, die sie nicht kennt. Thomas geht rüber zu Newt, der auf schaut, als die zwei den Raum betreten. Ihm wird sein Schlüssel überreicht und dieser verschwindet sofort in seiner Tasche.
   "Danke das du mich da raus gelassen hast." sagt Victoria lächelnd zu Newt. Der zuckt nur mit den Schultern.
   "Wollen dich ja nicht ertrinken lassen." Er schaut wieder aus dem Fenster. Victoria kommt sein Verhalten ziemlich komisch vor. Gestern hat er ihr noch die Decke gebracht, war so... liebevoll. Und heute ist er plötzlich anders, irgendwie abweisend. Auch Thomas schaut den älteren verwirrt an, dann aber zu Victoria.
   "Können wir reden?" Victoria weiß sofort, worum es geht.
   "Klar. Wenn es irgendwo einen Platz gibt, wo wir alleine sind." Thomas überlegt und seufzt.
   "Ich bezweifle es. Ist es denn so schlimm?" Die Frage fragt er so leise wie möglich. Victoria nickt.
   "Komm Chucky. Wir gucken mal nach Alby." sagt einer der Jungs, die Victoria nicht kennt. Chuck scheint zu verstehen und nickt.
   "Ich komme mit!" sagt Zart sofort und die vier verlassen das Zimmer. Jetzt sind nur noch Minho, Newt, Thomas und Victoria da.
   "Sollen wir auch gehen?" fragt Minho und deutet auf sich und Newt. Thomas schaut fragend zu dem Mädchen, die die zwei Jungs abschätzend anschaut.
   "Wenn ihr dass nicht durch das ganze Glade posaunt und es für euch behaltet?" Beide nicken und Victoria glaubt ihnen. Thomas und sie setzen sich also auf ein Bett, was in einer Ecke steht. Sie lehnt gegen der Wand, die nach vorne, Richtung Glade zeigt. Thomas sitzt an der Wand daneben. Newt und Minho haben sich auf ein Bett nebenan gesetzt und schauen beide ziemlich neugierig.
   "Dann fang mal an, Greenie." sagt Newt und legt seine Arme auf seine Beine.
   Seufzend fängt Victoria an zu erzählen.
   "Ich hatte wieder zwei Erinnerungen, die aber langsam verschwommener werden."
"Woh! Du hattest wieder Erinnerungen?" Newt sieht sehr verwirrt aus. Victoria nickt nur, immer noch etwas verwirrt von dem Verhalten des Jungen kurz zuvor. "Wusstest du davon?" fragt er nun Thomas, der nickt.
   "Es war nur eine kleine. Sie ist schon wieder fast weg. Es ging darum, dass mich meine Mutter weg gegebenen hat. Oder geben musste. Und das mein Bruder, Stephen, auf mich aufpassen soll." Minho und Newt wechseln einen vielsagenden Blick, der Victoria allerdings gar nichts sagt. "Was?" fragt sie misstrauisch.
   "Nichts. Ist okay. An was hast du dich noch erinnert?"
"Okay, okay. Also, wie schon gesagt, es verschwindet langsam wieder. Aber ich war 15 oder so und hab' an einer Tür gelauscht, hinter der sich Thomas und Teresa unterhalten haben. Teresa war wütend auf Thomas, weil ich ihn irgendwie manipuliert hätte. Keine Ahnung, was sie damit meint. Ich würde irgendwie ihre Arbeit behindern und Thomas irgendwelche Flusen in den Kopf setzen." Die Sache, dass sich die zwei Mädchen nicht ausstehen konnten, lässt Victoria unter den Tisch fallen. Es ist sicher eh nicht relevant. Auch das mit diesem Janson-Typ lässt sie weg. Noch sieht sie darin keine Wichtigkeit. "Jedenfalls wurde oft 'WICKED ist gut' gesagt." Sie macht eine kurze Pause, um zu überlegen, wie sie die nächste Erinnerung erzählen soll.
   "In der letzten Erinnerung die ich hatte, was heute Nacht war, kamen wieder Thomas, Teresa und ich drin vor. Wir waren in einem relativ dunklen Raum und wir haben auf sechs Röhren aus Glas geschaut. Über und unter ihnen waren blaue Lichter. In den Röhren waren–" Victoria merkt, wie sich wieder Tränen in ihren Augen bilden.
   "Wer war in den Röhren?" fragt Minho etwas ungeduldig.
   "In den Röhren waren zwei Jungs, die ich nicht kenne, oder kannte, Jeff, Alby, Gally und–" Sie schaut zu Newt, der aufmerksam zuhört. "–und du, Newt." Als sie den Schock in seinen Augen sieht, schaut sie auf den Boden. "Es waren irgendwelche Test um Gehirnströme und so was zu untersuchen. Die Röhren waren bis auf die Jungs leer, nur die Jungs dachten, dass sie ertrinken. Deshalb haben sie geschrien und gegen die Röhren geschlagen. Die sechs haben Teresa, Thomas und mich gesehen. Während Teresa und Thomas anscheinend nicht wirklich so große Probleme hatten, übrigens war ich ungefähr zehn, hatte ich richtig Schuldgefühle und Angst. Ich hab' darum gebettelt, dass sie aufhören, aber das haben sie nicht. Ich bin dann irgendwann mit Tränen in den Augen zu Newts Röhre gegangen, Teresa hat mich weg gezerrt, weil die Jungs ja denken sollen, wir tun ihnen das an, was wir auch gemacht haben. Ich bin aber wieder zu Newts Röhre und dann hat er direkt in meine Augen geschaut. Ich hab' angefangen zu schreien, dass das alles nicht echt ist, sie nicht ertrinken und es hat irgendwie geklappt. Newt hat sich komplett beruhigt. Ich wurde weg gezerrt, aus dem Raum raus. Später war dann die Auswertung von diesem Test und anscheinend hat meine Aktion sogar geholfen irgendwelche tollen Gehirnströme zu erzeugen." Victoria pausiert. Tränen strömen ihr Gesicht runter und Thomas nimmt sie in den Arm. "Thomas, wir waren Monster!"

The Maze Is Just The BeginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt