Kapitel 28

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"Oh. Das ist hart für ihn. Er liebt es Runner zu sein und durch's Maze zu laufen. Seit er hier ist, hat er noch nie einen Tag ausgelassen. Seit zwei Jahren. Keinen einzigen Tag, wenn es nicht mal wegen regen sein musste, oder einer Versammlung." Newt lehnt an der Wand zur Küche, die man nicht sofort sieht vom Glade aus. Sie warten auf Frypan, der das Essen zusammen sucht.
   "Kann ich mir vorstellen, dass es ihn nervt. Thomas muss dann alleine raus, oder?" Newt nickt bestätigend. Victoria schaut besorgt raus ins Labyrinth. Ihr Bruder, allein im Maze? Das beschafft ihr schon ein flaues Gefühl im Magen. Newt ergreift eine Hand von Victoria, so dass sie fragend zu ihm schaut.
   "Mach dir keine Sorgen. Tommy ist schon lange hier. Er kennt das Maze und er freut sich sicher auch mal ohne Minho da raus zu rennen." Schwach lächelt Victoria. Sie weiß das Newt recht hat, aber sie macht sich trotzdem sorgen. Er ist ihr Bruder. Newt schaut kurz auf das Glade, ehe er einen Arm um ihre Taille schlingt und sie näher zu sich zieht. "Mach dir keine Sorgen." Und im nächsten Moment küsst er sie kurz.
   "Newt?!" kommt es von Frypan.
   "Komme!" ruft Newt zurück und lässt Victoria los. Sein Blick fällt auf das Homestead. Verwirrt wendet Victoria ihren Blick ebenfalls zu dem Gebäude, aber sieht nichts.
   "Alles okay?" fragt sie Newt skeptisch, der weiterhin zum Homestead schaut. Dann schnellt sein Blick zu ihr und mit einem Blick deutet er ihr zu gehen. Immer noch verwirrt geht Victoria vor zu Frypan.
   "Wieso muss ich gehen? Newt! Er will mich verbannen." Ernst schaut Newt Victoria an.
   "Bring Gally sein Essen. Er sitzt im Slammer. Was soll er groß tun?" Victoria schaut den größeren wütend an. Das bringt ihn jedoch nur zum lächeln. "Hör auf so zu gucken. Das bringt überhaupt nichts. Bring es ihm einfach. Stell es ihm vor die Tür und dann kannst du wieder gehen. Bitte?" Victoria seufzt und lässt ihren Kopf hängen.
   "Na schön! Ich mach's." Sie nimmt sich den Teller und die Tasse mit Wasser und macht sich auf dem Weg zum Slammer.
   "Danke Ria!" ruft Newt ihr hinter her. Sie verdreht nur lächelnd ihre Augen.

"Gally? Dein Essen." Victoria hockt vor der Tür zu Gallys Zelle. Die selbe, in der sie saß.
   "Endlich." murrt der Junge und greift nach dem Teller und der Tasse Wasser. Victoria steht auf um zu gehen, aber Gally hält sie zurück. "Warte!" Misstrauisch dreht sich das Mädchen um.
   "Was?" Gallys müde Augen schauen durch die Stäbe.
   "Bitte bleib. Rede mit mir." Victoria verschränkt ihre Arme.
   "Wieso sollte ich?" Der Junge seufzt.
   "Es tut mir leid. Was ich gesagt habe. Ich sitze zurecht hier. Bitte bleib. Es ist immer so langweilig hier." Thomas' Schwester seufzt und setzt sich ein Stück vor die Tür zur Zelle.
   "Es hat mich verletzt, weißt du? Ich setze mich für dich ein, jemanden, den ich eigentlich nicht kenne, und dieser will mich verbannen." Das Mädchen schaut den Jungen an und erstaunlicher Weise sieht sie bereuen in seinem Blick.
   "Ich weiß. Dank dafür. Dass du dich eingesetzt hast." Victoria lächelt schwach.
   "Also. Du wolltest das ich mit dir rede. Was soll ich dir erzählen?" Ein schmatzendes Geräusch dringt aus der Zelle.
   "Erzähl mir von deinen Erinnerungen." Erschrocken schaut sie ihn an, dann auf den Boden.
   "Ich weiß nicht mehr viel und ich schätze, dass es dich eher interessiert, an was ich mich über dich erinnere. Es ist wirklich nicht viel. Du wurdest von Thomas, Teresa und mir getestet. Als ich also das erste mal bei euch war, hast du mich gehasst. Verständlich. Aber anscheinend haben wir uns dann doch angefreundet." Victoria überlegt. Ihr fällt nichts mehr ein. "Mehr weiß ich nicht. Tut mir leid." Das Schmatzen verstummt.
   "Schon okay. Ist was interessantes passiert? Im Glade?" Das Mädchen schaut durch die Stäbe und sieht wie Gally sein Essen isst.
   "Minho und Thomas sind schon zum Mittag wieder gekommen. Das Maze war überschwemmt, auch wenn ich mir das nicht vorstellen kann. Minho ist hier zusammengebrochen, aber ihm geht's gut. Er darf einen Tag nicht ins Maze, was in ziemlich ankotzt, aber er wird es überleben." Gally gibt einen belustigten Ton von sich. "Die zwei haben die Klippe getestet und ein Loch gefunden, in dem alles verschwindet. Sie vermuten, dass dort hin die Griever verschwinden. Das könnte unser Ausgang sein." Plötzlich scheppert es in der Zelle. Verwirrt schaut sie rein. Gally sitzt gebückt auf dem Stuhl und schein 'Nein.' zu murmeln. Immer und immer wieder, bis er es schreit.
   "Nein!" Gally springt auf und Victoria fällt zurück vor Schreck. "Das ist kein Ausgang! Sie lassen es nicht zu! Sie wollen uns alle töten! Einen nach dem andern! Sie werden kommen und einen nach dem anderen holen!" Victoria starrt den Jungen mit großen Augen an. Langsam steht sie auf und entfernt sich rückwärts. Die ganze Zeit Gally im Blick, bis sie sich umdreht und ins Homestead rennt.

Beim Abendessen sitzt Victoria zusammen mit Newt, Thomas und Minho am Tisch. Der Keeper der Runner darf zwar draußen mit essen, aber er soll langsam machen. Über den Vorfall mit Gally hat Victoria mit niemanden geredet. Sie weiß nicht, was sie davon halten soll. Der Junge war so normal gewesen, bis er dann durchgedreht ist.
   "Alles okay, Tori?" Das Mädchen schaut zu Thomas und nickt.
   "Ja ja. Alles gut." Sie lächelt und isst weiter. Allerdings spürt sie die kritischen Blicke der Jungs. Sie schluckt runter und schiebt ihren Teller weg. Kurzerhand steht sie auf, bringt den Teller weg und geht zu ihrem Baum, auch wenn die Erde noch ziemlich nass ist.
   "Alles okay, Ria? Seit du bei Gally warst, bist du komisch drauf." Newt schaut auf sie herab und lehnt am Baum. Victoria schaut auf. "Hat er dir was getan?" Newt hockt sich hin, so dass er ihr in die Augen sehen kann. "Wenn er dir weh getan hat, werde ich ihn eigenhändig den Grievern zum Fraß vor werfen." Victoria lächelt und zieht Newt runter, so dass er sitzt.
   "Nein. Es ist alles gut. Er war erst ganz nett. Ich sollte ihn von meinen Erinnerungen erzählen. Dann hab' ich ihn von der Grieverhöhle erzählt. Da ist er plötzlich durchgedreht. Hat gesagt, dass es kein Ausgang ist, dass wir alle sterben. Einer nach dem andern. Das hat mich nur etwas nachdenklich gemacht." Newt sieht erleichtert aus und nimmt eine Hand von Victoria in die seine.
   "Gally ist verrückt seit er durch die Verwandlung gegangen ist. Das weißt du doch." Schwach nickt das Mädchen, als ihr was anderes einfällt.
   "Was hast du eigentlich mit Minho geredet? Ihr habt mich so seltsam angeschaut, als ich ins Zimmer gekommen bin." Newt winkt ab.
   "Nicht so wichtig. Wir haben uns etwas erschreckt." Victoria lächelt, aber sie weiß dass das nicht stimmt. Sie spürt es. Der Ältere kann ihr nichts vor machen. Aber es ist ihr egal. Sie lehnt ihren Kopf gegen seine Schulter, atmet tief durch und spürt einen Kuss von Newt auf ihren Haaren. Sie lächelt und schließt dann ihre Augen. Das war vielleicht ein stressiger Tag.

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