Kapitel 24

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Leider werden die beiden durch einen plötzlichen Donner auseinander getrieben. Victoria sitzt sofort aufrecht und schaut in den Himmel. Auch Newt rappelt sich auf und schaut gen Himmel.
   "Seltsam..." murmelt er.
   "Wieso seltsam?" Verwirrt schaut Victoria zu Newt. Dieser mustert weiterhin den Himmel, als ein Blitz den Himmel erhellt. Nur kurz darauf donnert es und Victoria zuckt zusammen.
   "Seit zwei Jahren hat es hier noch nie gewittert. Das es regnet ist ja schon eine Seltenheit." Der Junge steht auf und reicht Victoria die Hand. Diese lässt sich hoch ziehen. "Lass uns zu den anderen gehen. Helfen aufzuräumen und das Zeug vor'm Regen zu schützen." Victoria nickt nur und folgt Newt.

Nachdem das Feuer gelöscht und alle Tassen und das Essen, was Frypan und Teresa draußen stehen hatten, in der Küche verstaut sind, befinden sich Victoria, Newt, Thomas, Teresa, Minho und ein paar weitere in einem der Zimmer im Homestead. Victoria sitzt auf einem Bett, was sie vor eins der Fenster geschoben hat und schaut raus in den Himmel. In den wenigen Minuten hat sie wieder etwas über sich gelernt. Sie findet Blitze faszinierend, aber vor dem Donner erschreckt sie sich fast jedes mal.
   Dieses mal erschreckt sie sich aber nicht wegen dem Donner, sondern wegen Thomas, der sich über das Bett lehnt und sich mit den Armen neben Victoria abstützt.
   "Du solltest schlafen, Tori." Nachdem sie zusammen gezuckt ist, schaut sie zu dem kaum älteren Jungen.
   "Ja ja, Tommy. Ich weiß." Sie schaut sich kurz im Raum um und sieht, dass fast alle schlafen. Nur Thomas, sie und Newt sind noch wach. Bei letzterem bleibt ihr Blick hängen und sie muss automatisch grinsen. Auch Newt lächelt zurück.
   "Tommy hat recht. Morgen geht dein erster Tag als Track-hoe los." Lächelnd verdreht Victoria ihre Augen.
   "Ich hab' doch gerade gesagt, dass Tommy recht hat, shuck-face." Newt lächelt und bekommt im nächsten Moment ein Kissen von Victoria ins Gesicht.
   "Einige wollen schlafen!" grummelt Minho und dreht sich auf die andere Seite. Die drei Jugendlichen, die noch wach sind, müssen sich ein Lachen verkneifen. Victoria steht schnell auf und geht zu Newt, der ihr Kissen umklammert.
   "Ich bräuchte das Kissen zum schlafen." sagt sie und legt die Hände auf das Kissen. Newt schielt an ihr vorbei und auch Victoria dreht sich kurz um. Thomas schiebt gerade ein Bett um und schüttelt die Decke aus. Als Victoria sich wieder zu Newt wendet, liegen plötzlich seine Lippen auf ihren. Aber nur ganz kurz.
   "Wir sollten es vielleicht nicht so öffentlich machen." Victoria nickt. Sie weiß was Newt damit meint. Wie kommt das denn bitte, wenn einer der Jungs im Glade eine Freundin hat und all die anderen vierzig, fünfzig Glader nicht?
   "Gute Nacht, Newt." Victoria zieht mit einer schnellen Bewegung das Kissen von Newt weg und klemmt es sich unter den Arm.
   "Gute Nacht, Ria." Lächelnd dreht sich das Mädchen um und geht zurück zu ihrem Bett.
   "Nacht Tommy." sagt sie und bekommt ein grinsenden, wissenden Blick von Thomas. Victoria verdreht ihre Augen. Thomas weiß es. Das weiß sie. Anscheinend kann sie vor Thomas keine Geheimnisse haben.
   Mit einem Lächeln auf den Lippen legt sie sich auf ihre Bett, schließt ihre Augen und schläft, mit dem Gedanken an den Kuss unter ihrem Baum, ein.

Victoria ist 14 und sitzt auf ihrem Bett. In ihren Händen dreht sie eine Schlüsselkarte. Sie hat eigentlich keine, nur Thomas und Teresa. Und die Karte die sie hat, ist von Teresa. Das zwei Jahre ältere Mädchen ist selber Schuld, wenn sie das Ding immer hier liegen lässt. Victoria wartet. Wartet auf den perfekten Zeitpunkt um sich weg zu schleichen. Seit sie das erste mal bei den 'Probanden' war, ist sie immer wieder zu ihnen rüber gegangen. Nicht nur wegen dem Essen, was unglaublich gut und Abwechslungsreich ist, sondern vor allem wegen den Leuten, die sie kennen und Lieben gelernt hat. Natürlich weiß Thomas davon. Aber er schützt sie vor Janson und Paige. Wenn es kritisch wird, lässt er sie Ausrufen. Sie ist sich zu fast hundert Prozent sicher, dass auch Janson und Paige wissen, dass sie seit knapp vier Jahren immer mal wieder in den anderen Teil des WICKED Hauptquartiers geht. Bis jetzt haben sie zumindest noch nichts dagegen unternommen. Thomas sei Dank.
   Plötzlich geht dir Tür auf. Sofort versteckt sie die Schlüsselkarte in ihrer Hosentasche. Thomas und Teresa kommen rein.
   "Was macht ihr hier? Müsst ihr nicht irgendwelche Tests erstellen oder Kinder quälen?" Ihre Abneigung gegen die Arbeit, die Thomas und Teresa verrichten, ist offensichtlich.
   "Wir müssen mit dir reden, Tori." Sie atmet tief ein, als sie realisiert, dass ihr das nächste sicher nicht gefallen wird.
   "Was?" fragt sie misstrauisch.
   "Du darfst nicht mehr zu den Probanden gehen." Sofort steht das Mädchen.
   "Wieso?! Das kannst du nicht machen, Thomas!" Mit Mitleid in den Augen schaut er sie an.
   "Es tut mir leid. Befehl von oben. In zwei Stunden geht's los." Verwirrt schaut Victoria zwischen Thomas und Teresa hin und her.
   "Was geht lo–" Ihre Augen weiten sich, als sie realisiert von was ihr Bruder redet. "Nein! Ich dachte ihr habt es aufgegeben, weil das jetzt schon seit vier Jahre nichts darüber gesagt wurde. Ihr könnt das nicht machen! Das sind Menschen!" Thomas legt beruhigend eine Hand auf Victorias Schulter, aber sie schiebt sie weg.
   "Du wirst nicht mehr zu den Probanden gehen, Victoria. Das ist ein Befehl von Kanzlerin Ava Paige." Entsetzt schaut Victoria Thomas in die Augen.
   "Ich scheiß auf ihre Befehle!" Sie geht an Thomas und Teresa vorbei und öffnet gerade die Tür, als Teresa sie aufhält.
   "Victoria! Meine Schlüsselkarte." Das Mädchen lässt ihren Kopf hängen, dreht sich um und zieht die Karte aus ihrer Hosentasche. Mit wütenden Blick schlägt sie die Karte Teresa gegen die Brust.
   "Da hast du deine scheiß Schlüsselkarte!" Und schon stürmt sie aus dem Zimmer.

Wenige Minuten später sitzt sie an einem Computer und schreibt einen Text. Er ist nicht lang, deshalb ist sie auch schon schnell fertig und druckt den Text aus. Sie löscht die Datei auf dem Computer. Sicher ist sicher.
   Als der Text ausgedruckt ist, schnappt sie sich einen Kuli und setzt an. Mit ein paar geschwungenen Linien unterschreibt sie die Zeilen. Es ist nicht ihr Name, sondern der einer Person, die sie hasst. Es ist Jansons Unterschrift. Sie schaut sich ihr Werk an und faltet es zufrieden. Teresa kann sie mal. Und Thomas. Und vor allem WICKED. Sie hasst WICKED so sehr. Mit Wut im Bauch verlässt sie den Raum und geht zielstrebig zu der Tür, hinter dem der Gang liegt, der sie zu ihren Freunden bringt.

Nur kurze Zeit später steht sie vor der Tür und schaut sich um. Irgendwo muss doch ein Wachmann sein. Fast wie auf Kommando kommt auch einer um die Ecke und auf sie zu. Ohne zu zögern geht Victoria auf ihn zu.
   "Sie müssen mir helfen. Ich habe die Anweisung von Janson bekommen zu den Probanden zu gehen, aber meine Schlüsselkarte wurde mir vor einer Woche gestohlen. Machen Sie mir bitte schnell die zwei Türen auf." Victorias Haltung ist gerade und selbstsicher. Würde sie wie ein verschrecktes Hühnchen vor der Wache stehen, würde die ihm niemals glauben.
   "Tut mir leid. Das kann ich nicht." Das Mädchen lächelt und holt den Zettel raus.
   "Das dachte ich mir schon. Hier ist der Befehl von Janson." Die Wache nimmt den Zettel und überfliegt ihn. Skeptisch schaut er auf und gibt den Zettel zurück.
   "Okay. Folge mir." Zufrieden lächelt Victoria. Es klappt auch immer wieder.

Fünf Minuten später geht sie auf das Gemeinschaftszimmer der 'Probanden' zu. Sie vermutet einige ihrer Freunde da. So gerne würde sie ihnen helfen, sie hier raus bringen. Aber wohin sollten sie? Es gibt nichts, wo sie hin könnten. Wo Victoria selbst hin kann. Sie legt ihre Hand auf die Türklinke, atmet nochmal tief durch und drückt die Klinke.
   Hinter ihr fällt die Tür ins Schloss und sie sieht ihre Freunde, die ebenfalls zu ihr schauen. Chuck, Alby, Minho, Gally, Harriet, Beth, Maja und Newt und Sonya. Ohne es zu verhindern, bricht sie in Tränen aus. Sofort sind Sonya und ein paar andere bei ihr. Victoria sackt auf den Boden und verdeckt ihr Gesicht mit ihren Händen. Wie können sie ihr das antun? Wie können sie ihr ihre Freunde weg nehmen? Wie kann Thomas, ihr Zwillingsbruder, ihr so was antun?

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