Kapitel 17

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Wieder ist Victoria von reiner Dunkelheit umgeben. Sie spürt immer noch Schmerzen überall, nur nicht mehr ganz so schlimm wie zuvor. Zudem spürt sie etwas an ihrem Bein, nur kann sie sich nicht erklären, was es ist. Victoria versucht langsam ihre Augen zu öffnen. Sie will aufwachen, wissen was los ist und was mit ihr passiert ist. Und vor allem, wie lange sie jetzt weg war. Das Mädchen konzentriert sich nur darauf, ihre Augen zu öffnen und sie schafft es sie für einen kurzen Moment ein wenig zu öffnen, aber sie klappen sofort wieder zu. Es ist richtig anstrengend. Komm schon, Victoria! Du schaffst das! motiviert sie sich selbst. Erneut versucht sie es und letztendlich schafft sie es. Ihre Augen sind offen, aber sie ist immer noch von Dunkelheit umgeben. Aber schnell entspannt sie sich, weil es nur die Dunkelheit der Nacht ist.
   Victoria liegt im Homestead, auf einem Bett. Niemand ist sonst in dem Raum, außer jemand, der am Ende des Bettes auf einem Stuhl sitzt. Seine Arme und sein Kopf liegen auf der Matratze und langsam und gleichmäßig hebt und senkt sich sein Brustkorb. Sein Gesicht schaut zu ihr und Victoria muss unwillkürlich bei seinem Anblick lächeln. Es ist Newt.
   Sie bewegt sich vorsichtig, um sich besser hin zu legen ohne Newt zu wecken. Das klappt nicht so gut, denn plötzlich bewegt er sich und seufzt. Victoria beißt sich auf die Unterlippe und hofft das er nicht aufwacht, aber im nächsten Moment blinzelt er und öffnet seine Augen.
   "'Tschuldige. Ich wollte dich nicht wecken." Victorias Stimme klingt rau und kratzig. Newt sitzt sofort gerade auf dem Stuhl und mustert das Mädchen.
   "Hey, ähm, du bist wach. Das ist gut, sehr gut." Er fährt sich durch die verwuschelten Haare und Victoria fällt auf, wie müde der Junge aussieht. Sofort erinnert sie sich an den Traum, beziehungsweise an die Erinnerung, und muss noch mehr lächeln. Er hat sie vor Gally und Minho verteidigt, als sie das erste mal bei den Probanden war. Dann fällt ihr aber was wichtigeres ein.
   "Newt? Was ist passiert und wie lange war ich weg?" Der Junge seufzt und lehnt sich gemütlich im Stuhl zurück.
   "Du warst mal wieder etwas dumm und hast eine Beetle Blade angefasst. Das Ding hat dir einen ziemlich starken Stromschlag gegeben und du bist ohnmächtig geworden. Drei Tage warst du nicht ansprechbar. Und du hast im Schlaf geredet, aber man konnte nichts verstehe." Victoria muss lächeln. Die Jungs haben sie wirklich davor gewarnt diese Dinger anzufassen, aber sie konnte einfach nicht anders. Und irgendwie war es ja auch gut, oder? Immerhin hat sie Erinnerungen wieder erlangt. Zumindest ist sie sich zu 99 Prozent sicher, dass es Erinnerungen sind.
   "Thomas!" Newt schaut sie fragend an. "I-ich muss zu Thomas!" Ohne zu zögern schwingt sie ihre Beine über die Bettkante.
   "Was?!" Victoria steht auf und geht ein paar Schritte, aber sie lag so lange im Bett ohne sich zu bewegen, dass ihre Beine nachgeben. Sie droht um zu kippen, aber zum Glück ist Newt da, der sie rechtzeitig stützt. "Du gehst erstmal nirgendwo hin. Außerdem ist es Mitten in der Nacht, Thomas schläft."
   Newt setzt sie wieder auf das Bett. Das Mädchen nimmt ihre Beine hoch und setzt sich im Schneidersitz so, dass sie Newt direkt anschauen kann, der wieder auf dem Stuhl platz genommen hat. Wieder sieht er so müde aus, als hätte er lange nicht geschlafen.
   "Newt? Wann hast du das letzte mal richtig geschlafen?" fragt Victoria. Newt scheint überrascht von der Frage und zieht seine Augenbrauen zusammen, sodass sich seine Stirn in Falten legt.
   "Vor wenigen Minuten?" Victoria seufzt und gähnt im nächsten Augenblick. Newt lächelt.
   "Ganz ehrlich. Du siehst aus als wärst du 'ne Woche lang wach geblieben. Aber anderes Thema." Die nächste Sache wollte sie schon lange mit ihm bereden und jetzt scheint ein guter Zeitpunkt zu sein.
   "Wieso warst du die letzte Woche so komisch drauf?" Fragend schaut Newt das ebenfalls müde aussehende Mädchen an.
   "Wie meinst du das?"
"Naja. Seit ich aus dem Slammer raus bin, hast du durch ziemlich seltsam verhalten. Es kam mit so vor, als würdest du mir aus dem Weg gehen, keine Ahnung." Newt atmet tief durch und schaut an einem Punkt, den nur er sehen kann.
   "Ich weiß nicht wirklich was du meinst." Victoria spürt, dass er lügt. Der ältere Junge weiß genau, wovon sie redet.
   "Ach komm Newt! Verarschen kannst du dich allein. Als ich die Nacht im Slammer war, bist du gekommen und hast mir eine Decke gebracht und mich zu gedeckt. Und du hast mir 'ne Haarsträhne hinter's Ohr gestrichen." Sie macht eine kurze Pause um seine Reaktion zu sehen. Das klappt durch das wenige Licht leider nicht so gut, zumal sie nur sein Profil sieht.
   "Und am nächsten Tag, und den folgenden Tagen, warst du so seltsam abweisend und bist auf Abstand gegangen. Du bist mir aus dem Weg gegangen." Newt dreht sein Gesicht wieder zu ihr, aber sie kann immer noch nichts erkennen. Dann gähnt sie wieder.
   "Du solltest schlafen. Wenn du willst, reden wir morgen da drüber." Victoria seufzt, aber stimmt nickend zu. Sie ist wirklich müde.
   Also legt sie sich hin, deckt sich zu und legt ihren Kopf auf das Kissen.
   "Und du gehst auch schlafen, Newt. In einem Bett." Sie kann nur das Lächeln erahnen, welches sich auf Newts Gesicht geschlichen hat.
   "Ja ja, schon gut." Newt steht auf wobei er den Stuhl nach hinten schiebt und der ein quietschendes Geräusch verursacht.
   "Newt." Langsam fallen Victoria wieder ihre Augen zu.
   "Ja?"
"Bitte geh mir nicht wieder aus dem Weg. Dafür mag ich dich viel zu sehr." Sie hört ein seufzen.
   "Ja." Zufrieden schließt das erschöpfte Mädchen ihre Augen und sie hört sich entfernende Schritte. Dann eine Tür, die aufgeht, doch bevor sie wieder zu geht, hört sie Newt noch was flüstern. "Ich mag dich auch... Sehr." Dann schließt sich die Tür.

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