2.Dezember 2013, 9:00pm
Noch 50 Stunden
Louis POV.Tap, tap, tap, tap. Ich lächelte über die Fußtapser auf den Fließen, die Harry verursachte. Instinktiv versteckte ich mein Grinsen in einer von Harrys vielen Decken. Gleich würde er in seinem Schlafzimmer ankommen und aus irgendeinem Grund machte mich das zappelig.
Es schien nur eine kleine Lampe neben Harrys Bett und die circa tausend Teelichter, die ich sorgfältig überall im Raum verteilt hatte, auch auf dem Boden, als Harry sich nach der Sauna einer kalten Dusche unterzogen hatte. Draußen war es mittlerweile, was durch die Fensterwand gut sichtbar war, vollständig dunkel geworden. Nur noch der Mond über dem Wald war zu sehen, wobei das Glitzern im Himmel von den Sternen und das am Boden von dem Schnee erzeugt wurde.
Allgemein hatte ich das Gefühl eine magische Atmosphäre hier hineingezaubert zu haben. Und auf dies und die Tatsache wie romantisch ich doch sein konnte, war ich verdammt Stolz.
Ich war noch so in meine Selbstverliebtheit vertieft, dass ich gar nicht mitbekam, wie jemand, der natürlich niemand anderes als Harry höchstpersönlich war, im Raum stand.
Erst als ich ein leises ,,Louuu" wahrnahm schaute ich unter der Decke hervor.
Fuck, fuck, so war das doch alles gar nicht geplant. Eigentlich wollte ich, wenn er reinkommt auf dem Bett liegen, und zwar verführerisch. Da wir ja eh nackt waren von der Sauna und dem Duschen hatte ich es mit eigentlich vorgestellt so auf ihn zu warten wie in der ,,I want you to draw me like one of your french girls" -Szene aus Titanik.Aber ich musste es ja mal wieder verkacken. Na toll, da war ich einmal stolz auf mich. Konnte mir das Karma denn nicht wenigstens ein einziges Mal etwas gönnen? Anscheinend nicht. Aber wie sagt man noch so schön; freu dich nicht zu früh!
Die Enttäuschung über die nicht gelungene Überraschung war nämlich wie weggeblasen als ich ihm, Harry, den ich glücklicherweise meinen Freund nennen konnte, ins Gesicht sah. Es war als wäre alles, was ich bisher über mich und die Welt zu wissen glaubte wie ausgelöscht. Das einzige, was in diesem Moment in mir Platz fand war seine Präsenz, seine pure Existenz, dessen vollkommener Schönheit mir die Kraft zum Denken, Sprechen oder auch nur Atmen raubte.
Das makellose Gesicht, welches von den noch leicht feuchten Locken perfekt umspielt wurde, wie ein, vom Himmel herabgestiegener Engel, versetzte mich in Trance. Es war als würden diese leuchtend, grünen Augen eintausend Geschichten erzählen. Sie sprachen von überwiegend von Leid und Erschöpfung in letzter Zeit, doch dennoch fand ich in ihnen den Schlüssel zu einer Liebe. Eine Liebe, die bedingungslos war.
Oftmals kam es mir so vor, als wäre ich der einzige, der diese ganzen Erzählungen von Liebe, Hass und vergeblich gesuchter Gerechtigkeit in dem Meer aus grünen Sprenkeln lesen könnte.
Doch ich und auch Harry wollten, dass die Geschichten, die Worte und Sätze, die verboten sind auszusprechen, die ganze Welt verstehen konnte. Und mit dieser Absicht ließen wir uns unser erstes Tattoo stechen. Meine Augen lagen nun auf seiner linken Brust, wo besagtes Motiv seit bereits zwei Jahren seinen Platz hütete.
Die Hälfte eines Herzens, welches durchgebrochen wurde... ich besaß die andere Hälfte. Über die lange Zeit, waren so viele neue Tattoos mit jedem einer neuen Geschichte dazugekommen. Es schien, als wäre unsere Haut zu unserm Tagebuch geworden, nachdem man uns den Mund geschlossen, den Stift und das Papier weggenommen hatte.
Ich betrachtete, wie die Bilder sich perfekt, wie ein Teil von ihm, um seinen leicht trainierten Körper schlangen. Und vielleicht, so dachte ich in dem Moment, würde mir nicht jeder zustimmen, aber Harry war in meiner Ansicht des Betrachtens unverbesserlich. Mit jeder Faser seines Körpers und jedem einzelnen Zug seines Charakters.
,,Louis, ich weiß gar nicht, was ich", riss mich seine säuselnde Stimme aus meinen Gedanken. ,,Sag einfach nichts, Harry", sagte ich daraufhin leise. ,,Sag einfach nichts und komm zu mir". Er lächelte. ,,Bleib bei mir", fügte ich, kaum hörbar und fast flehend hinzu.
Es hatte es nicht akustisch gehört, doch in seinem Gesichtsausdruck konnte ich deutlich sehen, dass er mich verstanden hatte. ,, Bis an mein Lebensende", erwiderte er.
Er kniete sich aufs Bett und ich setzte mich etwas auf. Dann küsste er mich. Lange, liebevoll und unschuldig. Als er ihn löste, sank ich zurück in die Kissen und machte Harry Platz unter der Decke. Ich kuschelte mich ganz nah an ihn. Dadurch, dass wir noch immer splitterfasernackt waren, spürte ich seine Gänsehaut am ganzen Körper. Ich wollte ihm unbedingt Wärme und Geborgenheit schenken.
,,Danke Louis, danke, dass du einfach da bist. Vielleicht wäre zwar alles viel einfacher, hätten wir uns nie kennengelernt. Vielleicht müssten wir all dieses Leid nie erfahren, doch dann hätte ich auch nicht dich. Und glaub mir, Louis, mein Engel, ich bereue nichts. Könnte ich die Zeit zurück drehen, so würde ich trotzdem zum Vorsingen gehen. Ich würde trotzdem nach langem Kämpfen meine Gefühle für dich akzeptieren und zulassen. Glaub mir, ich würde nichts ändern. Mit dir würde ich selbst auch durch die Hölle gehen, die uns Simon und alle anderen für unsere Homosexualität prophezeit haben, weil du es bist, der bei mir ist".
Nach seiner Rede hatte ich Tränen in den Augen. Ich schwieg. Denn in dieser Stille lagen mehr Worte, als dass ich sie je hätte aussprechen können.
Mittlerweile lag ein blumiger Duft, bedingt durch die Duftkerzen im Raum. In Harrys Augen sah ich auf einmal ein Aufschimmern. Fast so wie ein Funken Hoffnung. Doch schnell verdrängte ich den Gedanken. Nicht einmal die Hoffnung auf Hoffnung wollte ich wagen, zu groß war die Angst wieder enttäuscht werden.
Denn ich wusste, was man über Hoffnung sagte; sie bedeutet ewig wehrendes Leid.
Und so schloss ich einfach meine Augen und behielt das warme Grün in Erinnerung. Ich driftete ab auf eine Blumenwiese und konnte ganz genau den Duft der einzelnen Blumen riechen. Ich flüchtete von der eisernen Kälte.
Auch Harrys Atmosphäre ließ mich fühlen, dass er zum ersten Mal an diesem Tag völlig entspannt war. Mich beruhigte seine zufriedene Ausstrahlung und ließ mich für wenn auch nur ein paar wenige Minuten, diese schmerzende Ungewissheit über die schrecklichen Geschehnisse der letzten Nacht vergessen.
Und dann verstand ich, dass es genau das war, was er mir den ganzen Tag versucht hatte zu zeigen. Dass es nicht zählt, wie es anfängt, sondern, wie es endet. Dass wir die Zeit, die wir miteinander haben, bedingungslos, so wie unsere Liebe es war nutzen sollten. Diese Erkenntnis brachte unser Zusammensein auf eine ganz andere Ebene. Es war freier, unbekümmerter, wie sie es vor einiger Zeit vielleicht mal war.
Mir wurde nun klar, dass wir das was wir in Momenten, wie diesen voll und ganz leben müssten, bevor es, und das würde es sicher, alles viel schlimmer werden würde.
Und dann passierte etwas Seltsames. Ich empfand ein Gefühl, welches ich so lange nicht mehr empfinden konnte. Nach welchem ich mich so sehr gezehrt hatte. Es war Glück.
Ich schlug meine Augen auf. Dieses Gefühl überrollte mich, weil ich endlich verstanden, was wirklich wichtig war. Und das war Harry. Nur er allein.
Ich lächelte breit und sah, dass er seine Augen geschlossen hatte, die Mundwinkel leicht nach oben gezogen.
Aus einem Instinkt und ohne nachzudenken drückte ich mich, noch immer von diesem Glücksgefühl überströmt an ihn. ,,Harry?" Verträumt lächelte er mich an. ,,Hmm?" ,,Kannst du schwimmen?"Fragte ich. Verwirrt schaute er mich an. ,,Wieso-„ ,,Ich würd dich gern ins Becken stoßen", grinste ich. ,,Wolltest du etwa gerade mit mir flirten?" ,,Hats denn geklappt?" Ich wackelte mit den Augenbrauen und zwinkerte ihm à la Playboy zu.
,,Louu wir sind seit drei Jahren zusammen", tadelte er. ,,Spielverderber!", sagte ich gespielt beleidigt und drehte mich mit dem Rücken zu ihm. Er lachte rau.
,,Gute Nacht, Schatz" ,,Nacht", meinte ich gezwungen böse, versuchte aber mein Grinsen zu verstecken.
Ich spürte noch, wie mir eine Haarsträhne hinters Ohr gestrichen wurde und ein federleichter Kuss meine Schläfe zierte.
Und ich war mir nicht mehr sicher ob ich das ,,Ich liebe dich" geträumt hatte oder ob er es tatsächlich noch gesagt hatte, jedenfalls flüsterte ich die Antwort schon dem grünen Augenpaar in meinem Traum zu.
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Till death do us Part || Larry Stylinson Adventskalender ❄️
Fanfiction72 Stunden. 72 Stunden, in denen dein Leben auf den Kopf gestellt werden kann. 72 Stunden, in denen sich alles ändern kann. Nicht nur die Umstände um dich herum, sondern auch du selbst. So sehr, dass du in den Spiegel siehst und dich nicht wieder er...