Noch eine Stunde
Louis POV.Ein Schrei, der sich nicht wie einer von Taylor anhörte. Doch es war zu spät, die Spitze war nur weniger Millimeter von Nialls Kopf entfernt und da wurde mir auf einmal klar; Niall würde noch heute und hier sterben.
Ich kniff die Augen zu, so sehr fürchtete mich das, was eben passierte. Der Schrei klang noch immer grässlich in meinen Ohren und ich spürte noch den Luftzug an meinen Händen, als sie nach unten schlugen. Jeden Moment würden sie Nialls Kopf treffen und ich konnte nichts mehr tun, sein Kopf war nur noch einige Zentimeter von dem tödlichen Gegenstand in meiner Hand entfernt. Für mich war alles entschieden; ich würde den Rest meines Lebens hinter Gittern und mit dem Gewissen meinen besten Freund ermordet zu haben leben müssen.
Ich wollte ihn heraus nehmen, doch der Impuls in meinen Armen war nicht mehr zu stoppen und so wartete ich mit geschlossenen Augen auf das Schlimmste was ich je hätte tun können, auf das, was aus einem unschuldigen Jungen einen brutalen Mörder machte.
Ich wartete und wartete auf den Aufprall, auf einen Schrei, Blut das auf mich spritzen würde, doch es kam nichts. Gefährliche Stille lag bedrückend auf mir. War er tot? Konnte man bei solch einem Mord überhaupt so leise sterben?
Die Neugier in mir wurde allmählich größer als die Furcht und so öffnete ich langsam meine Augen. Aus den kleinen Spalten, die meine Augenlieder nun bildeten, konnte ich Niall erkennen. Er stand vor mir, das Gesicht emotionslos und blass. Blass, aber nicht zu blass, ausreichend um am Leben zu sein. Ich öffnete nun die Augen ganz und erblickte ein blaues Augenpaar. Wäre ich bei vollem Verstand gewesen, hätte ich darin die Angst, die Furcht und Ratlosigkeit gesehen. Doch in diesem Zustand war ich zu aufgewühlt um die Emotionen anderer wahrzunehmen. Mich durchfluteten der noch bestehende Hass auf Taylor und das Management, die Angst Harry zu verlieren und der Schock über das eben Geschehene so sehr, dass ich am ganzen Körper zitterte und stoßweise aus und einatmete.
Ich wand den Blick und spürte auf einmal, dass Niall meine Handgelenke festhielt. Die letzte Handlung, die ihm noch das Leben gerettet hatte. Die Spitze der Statue schwebte nur Millimeter von seiner Stirn entfernt, so nah, dass sie bereits einen kleinen Kratzer in der Haut verursacht hatte, aus dem Blut rann. Nicht viel, aber genug um mich realisieren zu lassen, zu was ich tatsächlich fähig gewesen war. Wie skrupellos und benommen ich gehandelt hatte. Die paar Tropfen Blut von Nialls Blut zu sehen zeigte mir, was für ein schrecklicher Mensch ich doch war. Angeekelt vor mir selbst wich ich zurück als könnte ich mich von mir selbst entfernen und ließ den Award los. Wie in Zeitlupe fiel er zu Boden und zersprang ich tausend funkelnde Splitter, die sich in meine Beine bohrten. Doch ich spürte nichts als das unbändbare Bedürfniss zu Harry zu gehen. Bei ihm zu sein, der mich beschützte vor all den Taten, die ich noch vollbringen könnte, der die Stimmen in mir zum Schweigen bringen kann und der der Einzige ist, der mir zeigen kann, wie ich mit alle dem leben kann.
Das Klirren der zersprungenen Statue klang noch in meinen Ohren, als ich Niall zu Seite stieß und an ihm vorbei in Richtung Tür rannte. Meine Füße brannte, als sie die Türschwelle übertraten. Mit dem Aufblinken der Scheinwerfer öffnete ich den R8, der in Nialls Einfahrt stand. Der silberne Lack des Audis reflektierte das Mondlicht, sodass er wie ein Licht in der Dunkelheit hell leuchtete. Ein Stückchen Hoffnung im Verderben. Und in gewisser Weise war er das für mich auch, denn er brachte mich zu Harry, meinem Licht in der Dunkelheit.
Verkrampft umfasste ich das Lenkrad auf dem vier Ringe abgebildet waren. Dabei war es nicht das, was ich brauchte. Es waren nicht das Geld, die VIP Partys oder die Sportwagen mit vier Ringen, die ich benötigte. In meinem gesamten Leben brauchte ich nur einen einzigen Ring; und zwar einen Ehering von Harry.
Es war wohl mehr als fahrlässig in dieser psychischen Verfassung Auto zufahren und noch dazu eines, das so viel PS hatte, wenn das Einzige, was ich doch wollte war, schnell zu Harry zu kommen. Nicht einmal einen Bruchteil einer Sekunde hatte ich an die möglichen Folgen gedacht, als ich den fünf Zylinder Motor aufheulen ließ. Die Felgen drehten sich nach einigen Sekunden schneller, als es erlaubt war. Mit jedem Meter, den das Auto hinter sich legte, wurde mir die Situation bewusster. Ich hatte alles verloren. Meinen besten Freund, die Liebe meines Lebens und zu Letzt auch noch meinen Verstand.
Die heißen Tränen, die meine Wangen herunterrollten und meine Sicht verschleierten, erinnerten mich daran, dass ich noch am Leben war und, dass das Letzte was für mich in diesem Leben noch irgendeinen Sinn ergab war, einfach bei Harry zu sein, ganz egal, ob dieser Kuss mit Taylor zwischen uns stand. Ich war an dem Zeitpunkt angekommen, an dem ich zu erschöpft war, das Vergangene mit in die Gegenwart zu nehmen. Ich war genau da mitten auf den Straßen an dem Zeitpunkt angekommen, an dem ich bereit war, mein Schicksal hinzunehmen.
Mit hoher Geschwindigkeit verließ ich die asphaltierten Straßen New Yorks und steuerte auf Harrys Villa am Waldrand zu. Die dunklen Bäume schlossen sich um den Waldweg und ich hielt kurz vor dem vergoldeten Tor, um meinen Fingerabdruck einzuscannen, damit sich das Tor öffnete. Gute hundert Meter weiter drückte ich stark auf die Bremse und der Audi kam nach ein wenig weiterschlittern ruckartig zum stehen, wodurch der Schnee auf dem Boden etwas aufgewirbelt wurde. Ein letzter Blick auf die Anzeige verriet mir, dass es bereit kurz vor elf Uhr Nachts war.
Den Schock noch tief in den Knochen sitzend, schlug ich die Flügeltür des Autos zu. Meine Beine trugen mich wie von allein über den eisbedeckten Boden. Ich wollte gerade um die Ecke an dem großen Busch vorbei, da sah ich das, wovor ich mich am meisten gefürchtet hatte. Ein paar Meter vor mir ging Taylor direkt auf den pompösen Eingang der Villa zu. Ich erkannte sie an dem mittellangen, blonden Haar und der markanten Figur einer Frau.
Ich blieb ruckartig stehen. Sie tat es also doch. Sie würde freiwillig und ungezwungen Zeit mit Harry an meinem Geburtstag verbringen. In genau diesen Sekunden fühlte es sich an, als würde ich komplett einfrieren. Selbst mein schon gebrochenes Herz fror zu und das Blut in meinen Adern wurde zu Eis. Einen Augenblick blieb es so und alles, was ich fühlte war Leere.
Doch dann plötzlich hörte ich wieder diese Stimme und zum ersten Mal war ich dankbar sie zu hören, denn sie war es, die dieses tödlich kalte Eis zerbrach.
"Jetzt ist selbst dein letztes bisschen Licht erloschen, Louis", lachte die Stimme auf und so schwer es mir fiel, ich musste zugeben, sie hatte Recht. Wo sollte ich jetzt hin, wenn mir alles genommen wurde, was ich je hatte. Alleine in den Wald rennen und warten bis ich wortwörtlich zufrieren würde?
"Du sollst dir das nicht gefallen lassen. Gib diesem Miststück endlich, was es verdient", sagte die Stimme. "Harry gehört dir, denk daran, wie schön ihr es haben könntet, wenn sie nicht mehr da wäre."
Ich dachte über den Satz nach und verlor mich kurz in einer Traumwelt, in der ich und Harry zusammen sein konnten, ohne Hass und Kritik leben und vielleicht sogar eine Familie gründen konnten. Ich lächelte leicht. Das Böse Ich hatte es tatsächlich geschafft mich gut fühlen zu lassen. Und es hatte Recht. Ich musste es beenden. Hier und Jetzt. Pure Hass auf all die Ungerechtigkeit in dieser Welt brachte mich letztendlich dazu, mich schnell unter dem Licht des mächtigen Vollmondes nach unten zu bücken. Zielfokussiert ergriff ich einen großen Stein mit Kanten so scharf, dass ich mir beim bloßen Berühren desser die Handflächen aufschnitt. Ich nahm den Stein, der etwas eingefroren war in die Hände und richtete mich wieder auf. Sie hatte mich nicht bemerkt und lief weiter gerade aus. Der perfekte Moment für einen Mord. Dieses Mal jedoch war es genau überlegt.
Ich tat das hier sehr bewusst für Harry, ja vielleicht auch für mich,aber auch für alle Menschen, die genauso unfair behandelt wurden, die Diskriminierung und Hass tagtäglich über sich ergehen lassen müssen, für alle, die sich weniger wert fühlen, nur weil sie jemanden des selben Geschlechts lieben und begehren und für die, die aus diesen Gründen nicht die selben Chancen im Leben bekommen. Dies alles ermutigte mich dazu Rache für diese Menschen und auch für uns selbst auszuüben.
Ein letztes Mal fokussierte ich ihren Hinterkopf, umschloss den Stein fester mit der rechten Rand und nahm ihn weit nach hinten für genug Schwung. Diesmal durfte nichts schiefgehen. Meine Entscheidung stand fest.
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Gewidmet an meine beste Freundin, Schwester und Soulmate, Lin❤️
Ich vermiss dich mit jedem Tag ein klein bisschen mehr, denn dass du nicht hier bist macht jede Schulstunde langweiliger, jede Party weniger verrückt und alle Wochenenden und Ferien so einsam.
Eine Story zu beenden, die angefangen hat als du noch hier warst ist wunderbar und traurig zu gleich, doch in solchen Augenblicken erinnere ich mich immerwieder gerne an die Momente, in denen wir die ganzen Story Ideen hatten (ob mitten im Unterricht, beim Müll einsammeln oder beim Zeitung austragen) und ich bin mir sicher, wenn du wieder da bist werden wir noch genauso viele und mehr neue Ideen haben❤️
Bis dahin, hab die beste Zeit deines Lebens. Ich warte hier in deinem, unserem Zuhause auf dich👭Love you always,
Caro💕
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Till death do us Part || Larry Stylinson Adventskalender ❄️
Fanfiction72 Stunden. 72 Stunden, in denen dein Leben auf den Kopf gestellt werden kann. 72 Stunden, in denen sich alles ändern kann. Nicht nur die Umstände um dich herum, sondern auch du selbst. So sehr, dass du in den Spiegel siehst und dich nicht wieder er...