11. Dezember☃️

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23. Dezember 2013; 9:00am
Noch 38 Stunden
Louis POV.

,,Erinnere dich an gestern, erinnere dich daran, was Harry dir gestern gesagt hat". Dies war das Einzige, was mir immer und immer wieder durch den Kopf ging am folgenden Morgen.

Harry hatte schon sehr früh am Morgen die Nachricht bekommen, er müsste mit Taylor in der NYC Mall shoppen gehen. Ich schämte mich dafür, dass die, durch Harry wiedergewonnene Kontrolle, Liebe und vor allem das Selbstbewusstsein, nicht einmal 24 Stunden hielten, doch so war es nun einmal.

Denn kaum war Harry gegangen, begannen wieder diese Dämonen in meinem Kopf hervorzukriechen. Mit aller Kraft versuchte ich sie zurückzudrängen, ihre Stimmen, die mir ständig böse Dinge über Taylor zuflüsterten zu ignorieren.

Die Erinnerung an Harry und dessen Versprechen der unendlichen Liebe und Treue waren meine einzigen Waffen gegen sie.
Dieses Gefühl des Alleinseins begleitete mich dennoch, bei allem was ich tat. Ob ich allein gefrühstückt hatte, alleine unser letztes Album angehört habe oder einfach nur da saß, nichts tuend, außer mich selbst zu bemitleiden.

Dieses Gefühl schmerzte tief in mir drinnen und wenn mir wieder in den Sinn kam, wer eigentlich für all meine und Harrys Leiden verantwortlich war, flammte meine Wut auf dieses wasserstoffblonde Mädchen wieder auf.

Doch anders als zwei Tage zuvor, zwang ich mich, nicht daran zu denken, was sie mit Harry wohl gerade tun würde. Ich wollte nicht wieder die Kontrolle verlieren, vor allem nicht, nachdem ich immer noch nicht wusste, was ich vorgestern Nacht getan hatte.

Um also nicht wieder schwach zu werden und Hilfe im Alkohol zu suchen, waren meine Hände fest, vor Wut, um die Teetasse verkrampft. Durch die Kraft, die ich aufwendete, bis meine Knochen weiß hervor traten, hatte ich das Gefühl, die Wut könnte so meinen Körper verlassen, was mich auf irgendeine Weise etwas beruhigte.

Da ich aber Angst hatte, die Tasse würde zerspringen, stellte ich sie zur Seite, ballte stattdessen meine Hände zu Fäusten und atmete schwer aus und ein. Mir war klar, dass ich auf eine andere Art meine Wut loswerden müsste, sonst würde was weiß ich passieren.

Meine Wut, mein Hass auf Taylor, war wieder beinahe so groß, dass ich kaum noch klar denken konnte. In mir war es wieder benebelt vor Missgunst. Hektisch schaute ich mich um, suchte nach einem Ausweg. Instinktiv nahm ich das nächste Kissen, das auf dem Sofa lag und schlug auf es ein.

Eigentlich war ich alles andere als ein aggressiver Mensch. Ich war immer liebevoll und ruhig. Ich mochte Kinder, glaubte immer an das Gute im Menschen und daran, dass in jedem noch ein bisschen Kind, etwas Unschuldiges steckte.

Doch diese Umstände, die gerade herrschten, brachten eine andere, bisher nie gesehene Seite in mir zum Vorschein.

Ein zweiter, stärkerer Schlag traf das Kissen und da wurde mir klar, was ich jetzt brauchte.
Wie hypnotisiert trugen mich meine Beine die langen Stufen hinunter, in den ,,Keller" des Hauses.

Dort öffnete ich die große Glastüre. Überall in diesem Raum waren große Geräte. Laufbänder, Hantel, ein typischer Trainingsraum eben.

Zielstrebig lief ich aber an all dem vorbei zu einer Kommode in der hintersten Ecke. Ich nahm Boxhandschuhe heraus, was mir allerdings nur schwer gelang, da meine Hände vor Wut zitterten. Genauso viel Mühe bereitete es mir auch diese überzuziehen, doch in diesem Moment dachte ich nicht daran wie krank und gefährlich doch mein Verhalten hier war.
In diesem Moment konnte ich an nichts anderes mehr denken als diese pure Wut und daran, wie ich sie endlich aus mir rausbekommen könnte.

Auch wenn das Licht hier unten dunkel und gedämmt war hatte ich dennoch ein Ziel ganz klar vor Augen. Den Boxsack, der mitten im Raum hing.

Wutentbrannt rannte ich auf ihn zu und trat auf ihn ein. Dann schlug ich zu. Und es war nicht zu glauben, doch ich fühlte Erleichterung. Mit jedem Schlag ein bisschen mehr. Es war wie eine Droge und so wollte ich mehr.
Meine Schläge wurden stärker mit jedem Mal.

Der Schweiß rann mir die Stirn herunter, doch so etwas bekam ich nicht einmal mit. Zu besessen war ich von der fanatischen Idee mich rächen zu können. An Simon, seinen Mitarbeitern und vor allem an Taylor.

Die ganze Zeit hatte ich es geschafft, mir nicht vorzustellen, dass sie gerade bei Harry war. Doch jetzt prasselten die Fantasien, wie sie sich wahrscheinlich gerade an Harry, meinen Harry, heranmachte umso mehr auf mich ein.

Und dann verschwand der Boxsack vor mir. Alles andere verschwamm. Das Einzige, was ich deutlich und scharf sehen konnte, war Taylor direkt vor mir. Wie sie mich so verschämt und siegessicher angrinste. Dies brachte mich zur Weißglut. Und so landete mein erster Schlag, stärker als alle Bisherigen, auf ihrem Gesicht. Es folgten weitere und ich begann zum ersten Mal so etwas wie Erlösung, Gerechtigkeit zu fühlen.

Ich grinste, so gut ließen mich ihre Schmerzen fühlen. Es machte etwas mit mir, was ich nicht beschreiben könnte. Eine neue Lust flammte in mir auf und so schlug ich weiter mit Händen und Füßen auf Taylor ein.

Ihr Gesicht sah ich immer mehr schmerzverzogen und verletzt vor mir, was mich besser und besser fühlen ließ. Mein mittlerweile lautes Lachen und die Motivation weiter zu machen wurden immer größer.

Ich konnte das Blut förmlich riechen und es roch so verdammt berfreiend. Ich machte so lange weiter, bis mir klar wurde, dass der Blutgeruch nicht nur Einbildung war. Ich zog aus mir unbewusstem Grund die Boxhandschuhe aus, aus denen das Blut nur so tropfte, kaum kam die Innenseite mit der Luft in Berührung.

Meine Narben schienen wieder aufgeplatzt und das Blut quilte aus ihnen. Es schien mir zu diesem Moment völlig normal, dass dies mich glücklich machte. Es war als würde mit jedem Tropfen Blut, der mein Körper verlässt, auch ein Stückchen der Wut meinen Körper verlassen.

Und so riss ich die Wunden weiter auf. Und die Schmerzen, die dabei entstanden verdrängten mehr und mehr die seelischen Schmerzen, weshalb ich eine nach der anderen Narbe aufriss.

Bis irgendwann das Blut unter meinen Fingernägeln getrocknet war und meine Klamotten auch voll davon waren. Es fühlte sich an, als kämen nach und nach alle Gefühle, und das waren mittlerweile nur noch schlechte, aus mir heraus, weshalb ich einfach schrie.

Laut und kräftig. Dass ich immer mehr Blut verlor und deshalb blass wie eine Leiche wurde, war mir nicht klar.

Ich ließ die mittlerweile vollgetropften Handschuhe am Boden liegen und begann wieder auf Taylor, so wie ich sie vor meinem inneren Auge sah, einzuschlagen. Und ich schrie. Jedes Mal wenn die Wunden brannten wie Feuer und die Schmerzen meinen Körper zittern ließen, schlug ich noch härter, verletzte mich stärker, einzig und allein in der Hoffnung, durch die Schmerzen könnten diese Wut, Angst und Trauer wenigstens ein bisschen verblassen.

Ich machte weiter bis ich die Push-up Benachrichtigung, dass ich eine Nachricht bekommen hatte, von meinem Handy hörte.

Auf einen Schlag verschwand Taylor, die Umgebung wurde wieder sichtbar und vor mir war nur noch ein großer blutgetränkter Boxsack.

Es war, als wurden mir die Augen geöffnet. Ich war so erschrocken vor mir selbst, dass ich ein paar Schritte zurücktaumelte und zu Boden fiel.

Niemals hätte ich nur drei Tage zuvor gedacht, dass ich jemals zu so etwas fähig sein könnte. Dass ich bereit wäre, so brutal auf einen Menschen einzuschlagen.

Ich weinte bitterlich los. Doch wovor ich am meisten erschrocken war, dass es mir für einen kurzen Augenblick sogar Spaß gemacht hatte. Dass es wie eine Art Lust war.

Durch eben gemachte Erfahrung bekam das Wort Befriedigung für mich eine ganz andere Bedeutung, als wie ich es bis jetzt immer zusammen mit Harry definiert hatte.

Dies war der Moment, in dem ich mich fragte, wie mein Leben hatte, in so kurzer Zeit, so extrem aus den Fugen geraten können und, dass ich zum ersten Mal begann Angst vor mir selbst zu haben.

Till death do us Part || Larry Stylinson Adventskalender ❄️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt