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Jungkook und ich warten wieder gemeinsam in der Schule, bis er abgeholt wird, auch wenn er dieses mal wieder sichtlich nervös war.
Erneut kam einer dieser Männer im schwarzen Anzug und öffnete den hellen Sonnenschirm, welchen er dann über den Braunhaarigen hielt, bis dieser in das edle Auto eingestiegen war.
Kaum ist der Motor gestartet, renne ich in die entgegengesetze Richtung und aus dem Hinterausgang der Schule. Dadurch, dass Jungkook heute in der Schule aufgetaucht ist, habe ich meine Pläne kurzerhand geändert und werde jetzt eine Abkürzung zu der großen Villa nehmen, die ich gestern bereits durch Zufall gefunden habe. So kann ich beobachten, ob der Wagen tatsächlich dorthin fährt und somit wäre das Mysterium seiner Wohnung auch gelöst und ich kann mir sicher sein, dass der Kleine nicht in einer Psychatrie oder Ähnlichem lebt.
 
Die letzten Stufen stolpere ich schon fast hinunter und drücke die Glastür auf, ehe ich mit rasendem Puls einen kleinen Weg entlang sprinte, welcher dirket durch den Wald führt. Praktisch würde ich so von hinten an das Gebäude kommen.
Schon völlig außer Atem renne ich die letzten Meter und sehe bereits wieder das hellere Licht, was die Bäume bisher verdeckt haben und plötzlich stehe ich am Waldrand, unmittelbar vor dem Haus.
Eine Weile ist es still und lediglich der Wind ist zu hören, welcher meine Haare auch etwas zerstört, doch dann ertönt das Geräusch eines Motors und wie ich es mir bereits dachte, hält das schwarze Auto direkt vor dem überdachten Eingang der Villa. Ich drücke mich näher an die Hauswand, um nicht ansatzweise entdeckt werden zu können, bis ich schließlich bemerke, das Jungkook aus dem Fahrzeug steigt und ihm die großen Türen geöffnet werden.
Wie vom Blitz getroffen werfe ich meinen Rucksack neben mich und husche noch schnell in das Haus, bevor die schweren Holztüren mit einem lauten Krachen endgültig zufallen.
Als ich das Innere sehe, stockt mir der Atem.
Vor mir erstreckt sich eine riesige Empfangshalle, an welcher links und rechts Treppen aus Mamor nach oben führen und die Geländer sind mit gold verziert.
Über mir befindet sich ein unglaublicher Kronleuchter aus Kristall, der den kompletten Saal erhellt, doch so viel Licht ist auch nötig, da die Vorhänge aus dunklem, gemusterten Stoff die hohen Fenster verdecken.
An sich erinnert einen alles an den Viktorianischen Stil und es sieht so teuer aus, dass man sich nicht einmal traut, etwas anzufassen. 

Langsam trete ich in die Mitte der Halle und versuche ansatzweise zu erahnen, wohin Jungkook gegangen sein könnte und bin kurz am Kämpfen mit mir selbst, ob ich nicht besser verschwinden sollte.
Aber nein, ich will herausfinden, was hinter all dem steckt und warum dieser Junge so anders ist, ich muss es einfach tun.
Entschlossen laufe ich eine der Marmortreppen nach oben, allerdings verlässt mich der Mut etwas, als ich das kalte, goldfarbene Geländer berühre. Irgendetwas ist hier gehörig falsch, abgesehen davon, dass es momentan so erscheint, als wäre ich in ein anderes Zeitalter teleportiert worden. Zur Sicherheit ziehe ich kurz mein Handy aus meiner Hosentasche und blicke auf das Datum, dort steht eindeutig noch das selbe, wie heute früh, als ich augestanden bin, also was zur Hölle ist das hier.
Meine Schritte hallen in dem großen Raum wieder und als ich schließlich in der ersten Etage stehe erstreckt sich vor mir ein Gang mit vielen, weiß lackierten Türen, auch hier ist eindeutig ein viktorianischer Stil zu erkennen.

Leise schleiche ich über den Teppich und bleibe ab und zu bei Bildern einiger Personen stehen, was heisst Bilder, es sind eher Gemälde. Wahnsinnig teuer aussehnende Gemälde in aufwendig verzierten Goldrahmen, eines zieht mich sofort in seinen Bann. Darauf ist ein junges, sehr dünnes und hübsches Mädchen abgebildet, welches an einer Kette an der Wand gefangen gehalten wird. Ihr Blick ist genauso starr und emotionslos, wie der von Jungkook auf den Bildern, die auf Taehyungs Handy waren.
Unter dem Bilderrahmen befindet sich ein kleines Metallschild mit der Aufschrift 'Chou Misa, Dolly'.
Eine gefühlte Ewigkeit starre ich darauf und versuche einen Sinn dahinter zu finden, kann aber keinen erkennen und zwinge mich schließlich dazu, weiter zu gehen.
Als ich am Ende des Ganges stehe, ist die Wand, welche vor mir ist, mit einem roten, schwer aussehenden Vorhang verdeckt. Warum ist ein Vorhang an einer Wand...?
Kurzerhand ziehe ich ihn zur Seite und was ich dort sehe, jagt mir einen Schauer über den Rücken.


Dolly [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt