Dolly [JiKook]

44$

Der Lauf der Schusswaffe berührt Taehyungs Stirn, als dieser stehen bleibt. Seine Augen sind dennoch auf mich fokussiert und seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen.
"Na los, trau dich", flüstert der Andere spielerisch, während Jungkook uns einfach nur  beobachtet und sichtlich unschlüssig ist, was er tun soll, doch mir geht es nicht anders. Mein Blick wechselt in Blitzgeschwindigkeit zwischen der Waffe und Taehyung hin und her, meine Hände zittern und jede Faser meines Körpers schreit nach einer anderen Lösung. Nur eine überwiegt letztendlich, Jungkook um jeden Preis beschützen.
"Ich soll mich also trauen hm...? Ist es das was du willst?!" Mein Mund wird trocken, weshalb ich meine Lippen kurz befeuchte. Doch der vor mir lacht nur, er lacht über mich und meine Taten, meine Reden, meinen Ehrgeiz, Jungkook zu befreien, einfach alles.
Schließlich hallt ein ohrenbetäubender Knall durch die Gänge, welcher mich zusammenzucken lässt. Mit fest zusammen gekniffenen Augen nehme ich Kookies Hand und ziehe ihn aus Reflex nah an mich, da ich selbst nicht weiß, wer oder was für dieses Geräusch verantwortlich war.
Doch auch als ich nach einer Weile meine Lider langsam wieder öffne, liegt noch immer ein dunkler Schleier über meinem Sichtfeld. Einfach Luft zu holen erscheint mir nahezu unmöglich, als würde ein ganzer Fels auf meinem Brustkorb liegen. "J-Jungkook...", murmle ich nur, als sich seine Hand allmählich aus meiner löst. Verzweifelt versuche ich ihn festzuhalten, doch erreiche ihn nicht mehr. Ohne auch nur ein einziges Mal Luft zu holen drehe ich mich in seine Richtung und erblicke nur noch, wie er zu Boden sinkt. Seine edlen Sachen färben sich rot und seine blasse Haut verliert noch mehr an Farbe, wenn dies überhaupt noch möglich ist. "Jungkook!" Meine Stimme ist zurückgekehrt und noch lauter als zuvor, was Taehyung erneut zum Lachen bringt. Auch er hält eine Schusswaffe in den Händen und hat diese auf Jungkook gerichtet.
"Schade, du warst nicht schnell genug Jiminie..." Aber noch bevor sich wieder ein perverses Grinsen in seinem Gesicht bilden kann, ertönt erneut ein Knall, diesmal weiß ich jedoch genau, wo dessen Ursprung ist. Blut benetzt meine Haut und Kleidung, während nun Taehyung zu Boden fällt.
"Fuck.." Unfähig etwas zu tun mustere ich einfach die immer größer werdende Blutlache um seinen leblosen Körper. Meine Augen verfolgen die rote Flüssigkeit, bis sie sich mit der von Jungkook vermischt.
Als würde ein Blitz durch meinen Körper fahren komme ich wieder zu mir, nehme Kookie vorsichtig hoch und renne weiter den Gang entlang, ziellos und doch mit einem Ziel. Hoseoks Villa.
Tränen sammeln sich in meinen Augen als ich die Tür nach einigen Sekunden erreiche und aufreiße. Wären wir ein wenig schneller gewesen, nur ein klein wenig, dann wäre all das nicht passiert...ich habe jemanden umgebracht...getötet...vernichtet...
Schluchzend drücke ich Jungkooks Körper an mich und sehe hilflos dabei zu, wie immer mehr Blut auf den Marmorboden tropft.
"Und habt ihr-" Yoongi stockt als er uns beide erblickt und ruft sofort nach seinem Puppeteer, woraufhin man schnelle Schritte auf der Steintreppe hören kann.
"H-hilfe..bitte...", stottere ich verzweifelt zusammen und klammere mich an den zarten Jungen in meinen Armen, als wäre er mein einziger Halt.
Hoseok erreicht uns schließlich ebenfalls, fährt sich verzweifelt durch die Haare und zieht mich anschließend mit sich. "Das war definitiv nicht geplant..."
"Ich..ich hab deinen Bruder umgebracht..." Ich weiß selbst nicht, warum ich dies gerade jetzt sage, vermutlich bin ich selbst nicht mehr bei Sinnen. Doch der Andere ignoriert meine Aussage gekonnt, als würde er Taehyung gar nicht kennen. Er gibt mir lediglich die Anweisung, Jungkook auf die Couch zu legen, was ich schwerenherzens auch tue, mich jedoch zu ihm setze und ihn mustere. Seine Augenlider flattern und sein Brustkorb hebt und senkt sich schwach, er lebt also noch...Jungkook lebt.
Yoongi kommt mit mehreren Tüchern zu uns und drückt diese fest auf die Schusswunde, während sein "Besitzer" durch die anderen Zimmer rennt und wie wild telefoniert.
"Jungkook...Jungkook Baby bleib bei mir.." Vorsichtig lege ich meine Hände an die Wangen der einzigen Person, die ich liebe, und versuche ihm in die Augen zu sehen. Der Braunhaarige erwidert meinen Blick trotzdessen nur halb und kämpft sichtlich damit, wach zu bleiben, während sich Tränen ihren Weg über seine Haut bahnen. Dieser eine Moment kommt mir wie eine Ewigkeit vor, fast so als würde in meinem Kopf eine Uhr ticken, deren Sekunden wie Stunden sind.
Unser Blickkontakt wird erst unterbrochen, als ein Mann in das Zimmer gestürmt kommt und mich von Kookie wegzieht, danach wird alles immer unschärfer und schließlich spüre ich, wie ich auf dem Boden aufkomme.