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Wie bei dem Gemälde vorhin ist darauf Jungkook zu sehen, der ebenfalls an einer der Wände mit den alten Tapetenmustern gekettet ist.
Auch er wehrt sich nicht gegen das Eisen, sondern starrt lediglich kalt vor sich hin. Fast hätte ich ihn nicht erkannt, würde darunter nicht die Plakette mit 'Jeon Jungkook, Dolly' stehen.
Was soll das alles, warum bildet man Personen in solchen Zuständen ab und was hat dieses Dolly überall zu heißen?
Verdammt ich will doch einfach nur eine Erklärung.

Genau in diesem Moment höre ich das Klacken einer Tür hinter mir und ich drehe mich ruckartig um, da ich mich bereits zur Flucht bereit machen will, schließlich bin ich gewissermaßen ein Einbrecher.
Glücklicherweise sitzt auf dem Teppich vor mir jedoch nur eine schneeweiße Angorakatze, die mit ihren großen, runden Augen zu mir hoch sieht. Für Erleichterung ist es allerdings noch zu früh, denn kurz darauf folgen Schritte, welche näher kommen und es schieben sich zwei polierte High Heels in mein Sichtfeld.
"I-ich...wollte zu Jungkook..wegen Schulsachen..", stottere ich, ohne meinen Blick zu heben, zum einen aus Respekt und zum anderen, weil ich nicht wissen will, wer diese Frau ist.
"Zu Jungkook also..folge mir", ihre Stimme klingt, als hätte sie schon viele Jahre geraucht.
Dann bewegen sich die Schuhe von ihrem Fleck und ich folge der Frau, wobei ich sie diesmal ansehe, aber nur von hinten. Sie hat schulterlange, dunkelbraune Haare und trägt ein schwarzes Kleid mit Spitzenärmeln, was ihre schlanke Figur unterstreicht.  Plötzlich dreht sie sich zu mir und ich blicke direkt in ihr Gesicht, überraschenderweise sieht sie älter aus, als man bei ihrer Figur vermuten könnte.
"Da rein", die Frau deutet auf eine der weißen Holztüren und stöckelt ohne ein weiteres Wort die Marmortreppen wieder nach unten. 

Ich schlucke leer, als ich eine Hand auf die goldene Türklinke lege. Sollte ich vielleicht klopfen...?
So unhöflich es auch ist, ich entscheide mich dagegen und öffne leise die schwere Tür, zu meinem Pech schwingt sie nur lauter als geplant wieder zu.

"Oh Jimin!", Jungkook dreht sich zu mir und lächelt mich kurz an. Er steht in einem Raum mit zahlreichen Spiegeln, welche jeweils von einem Goldrahmen mit eingearbeiteten Mustern eingeschlossen werden. Um ihn herum schwirren ein paar Leute in weißen Hemden und messen ständig seine Armlänge, Schulterbreite und Taillenumfang.
"Ähm...Hallo..", perplex beobachte ich das Geschehen im Zimmer.
Die offensichtlich Angestellten bleiben alle kurz stehen und mustern mich von oben bis unten, ehe sie mit ihrem Hin und Hergerenne fortfahren.

"Ich würde dich bitten, noch einen Moment zu warten, ich bin gleich fertig", der Braunhaarige lässt einen seiner Arme sinken, die er bis eben noch ausgestreckt hatte.
"Lass dir..äh..Zeit..?"

Die weiße Katze von gerade eben kommt hinein gerannt, etwas später hört man auch schon das Klacken von Absätzen.
"Jungkook. Du kannst gehen", meint die Frau mit dem schwarzen Kleid, welche plötzlich wieder hinter mir steht.
"Eomeoni", der Jüngere verbeugt sich tief, "Darf Jimin hier bleiben?"
Das ist also wirklich seine Mutter, ich habe es mir schon denken könnten, wurde gerade allerdings nocheinmal bestätigt.
Die dunklen Augen der Frau bohren sich förmlich durch mich hindurch, bis sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen bildet.
"Aber natürlich, so lange er will." Ihre Aura macht mir auf irgendeine Art und Weise Angst, sie wirkt zwar nett, kann sich aber sicher in eine fiese Gestalt verwandeln, welche einen mit einem Bissen verschlingt. Diese hungrigen Augen kleben an einem, wie Dornen einer Rose an dem Fell von-
"Jimin Hyung komm mit", reißt mich Jungkook aus meinen Gedanken und dreht sich noch einmal zu mir um, ehe er weiter den Gang entlang läuft. Ich schüttle kurz den Kopf, um wieder vollkommen in die Realität zu kommen und folge dem Jüngeren, der ein paar Meter vor mir geht.
Vor einer anderen Tür, die für mich genauso aussieht wie alle, bleibt er stehen und lässt mich zuerst eintreten. 

Dolly [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt