Kapitel 1

148 11 0
                                    

Ein schriller Ton schallte durch das Zimmer. Müde drehte ich mich um und zog mir die Decke über den Kopf. Doch das Mistding namens Wecker kannte kein Erbarmen. Immer noch zu faul mich zu erheben tastete ich über das Regal auf der der Suche nach dem Wecker. Wo war der Schrott nur? Genervt hob ich den Kopf um ihn auf dem Regal auszumachen. Etwas zu schwungvoll schlug ich auf ihn, sodass er herunterfiel. Zu meinem Pech traf er mich an der Schulter. Schmerzerfüllt verzog ich das Gesicht. Wieso musste das Ding nur so hart sein. Nun ja, jetzt war ich zumindest wach. Ich schälte mich aus der Decke und hob den Wecker auf. Leider hatte er den Sturz nicht ganz unbeschadet überstanden. Quer über seine Scheibe zogen sich Risse, aber zum Glück tickte er noch. Ich stellte ihn zurück auf das Brett und ging ins Bad um mich fertig zu machen. Auf den Weg dorthin fiel mein Blick auf den Kalender im Flur. Rot ein gekringelt sprang mir das heutige Datum ins Auge. Wieso um alles in der Welt hatte mein Wecker geklingelt?! Es war Samstag! Und was noch wichtiger war, ich hatte Geburtstag! Fröhlich vor mich hin summend lief ich weiter ins Bad. Als ich dort angekommen einen Blick in den Spiegel warf, sank meine Laune gleich wieder. Mein Spiegelbild zeigte zwar gerade einmal meinen Kopf, da ich so klein war, aber das reichte aus. Meine Augen musterten mich kritisch mit ihrer undefinierbaren Farbe die aus grau-blau-grün und braun bestand. Seufzend schnappte ich mir meine Haarbürste, um meine langen blonden Haare zu entwirren. Nach geschlagenen zehn Minuten gab ich es auf und band sie einfach zu einem hohen Zopf zusammen. Schnell putzte ich meine Zähne, machte eine Katzenwäsche und lief dann zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinunter in die Küche. Anstatt wie erhofft meine Eltern anzutreffen, die mir gratulieren wollten, war das einzige was ich fand ein Zettel. Darauf stand in der geschwungenen Schrift meiner Mutter:

Guten Morgen! Müssen heute leider arbeiten. Mach dir einen schönen Tag. PS: Alles Gute zum Geburtstag. Kannst dir mit dem Geld das anbei liegt gerne was Schönes kaufen."

Seufzend legte ich den Brief wieder hin. So lief das bei uns. Ein Wunder dass sie überhaupt daran gedacht hatten, dass ich heute Geburtstag habe. Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt das ich nie Geschenke bekam. Wenn sie öfter oder wenigstens etwas länger zu Hause wären, wäre es vielleicht anders. Leider ist das nicht der Fall und wird es auch nie sein. Die zwei sind immer von früh bis spät unterwegs durch ihre Arbeit und ich werde zu den Großeltern abgeschoben oder darf im Notfall alleine zu Hause bleiben. Schulterzuckend machte ich den Kühlschrank auf und richtete mein Frühstück vor dem Fernseher her. Ich hatte beschlossen mich von nichts und niemanden an diesem besonderen Tag runterziehen zulassen. Vor mich hinträumend stocherte ich in meinem Essen herum. Etliche Male hatte ich mir schon vorgestellt wie es wäre anderswo aufgewachsen zu sein. Wie es wäre in einem meiner vielen Bücher, Filme oder Serien zu leben. Ich weiß das das lächerlich klingt, aber ich wollte einfach nur vor meinem Alltag und meinen Problemen fliehen und dafür waren meine Fantasy Welten perfekt. Nach dem Frühstück schnappte ich mir das Geld und stieg wieder die Treppe hoch zu meinem Zimmer.

Die Welten WandlerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt