eighteen

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POV Paluten

Die letzte Treppe lag hinter mir und ich stand nun vor Manuels Wohnungstür. Die leisen, dumpfen Klänge des Klaviers drangen durch die Tür und ließen mich innehalten. Er hatte das Spielen auf keinste Weise verlernt - ganz anders, als er es mir und allen anderen immer behauptet hatte. Das Stück, was ich hörte, war dramatisch, traurig und gleichzeitig wunderschön. Ich erkannte es - es war das selbe Stück wie aus seinem gefühlt uraltem Video 'GermanLetsPlay spielt Piano #01'.
Mir gefielen die nackten Emotionen, die das Stück mitschwingen ließen und welche mir Gänsehaut bereitete.

So fabelhaft Manuel Büttinger auch spielte, ich konnte nicht mehr warten. Ich sammelte mich, betätigte die Klingel und wartete.

POV GermanLetsPlay

Das zurückhaltende Geräusch meiner Klingel erreichte mich während ich noch spielte. Ich hörte auf, sodass die Töne verklangen. Ich lauschte.
Ein weiteres Mal machte ich den Ton meiner Klingel aus. Sie gefiel mir - ich hasste es, hässliche Klingeln hören zu müssen, besonders wenn es die eigene war.

Wer wohl klingelte? Ich hatte nichts bestellt und erwartete auch niemanden. Vielleicht war es Claus, mit dem ich in letzter Zeit allerdings nicht ganz so viel unternahm. Ich wunderte mich ebenfalls darüber, dass die Person schon vor meiner Tür zu stehen schien, was ich daran erkannte, dass noch einmal laut gegen die Tür geklopft wurde.

Langsam fuhr ich mir durch die Haare, richtete mich auf und schlurfte zur Tür. Ohne vorher nachzuschauen öffnete ich sie. Ich fand einen unsicher lächelnden Paluten vor mir - und ich erstarrte, bis ich mich wieder zusammen riss. Mit einer plötzlichen Bewegung stieß ich die Tür wieder zu. Keuchend ging ich ein paar Schritte rückwärts. Okay, damit hatte ich nicht wirklich gerechnet, nicht hier und vor allem nicht jetzt. Eine Welle von Gefühlen traf mich: Schreck, Unsicherheit und Angst. Kürzlich hatte ich diesem Mann meine Liebe gestanden, und nun knallte ich ihm die Tür vor der Nase zu. Wow.
Selbstschutz.
Ja. Ich wollte, nein ich musste mich einfach vor noch einer maßlosen Enttäuschung und diesem unfassbar schmerzhaften Liebeskummer schützen, und dies konnte ich nur durch Abstand zu Patrick. Es mag feige und armselig sein, aber es schien mir als das Beste.

,,Manu? Bitte mach wieder auf. Ich will doch nur mit dir reden. Ich wollte dir sagen, dass..."
,,Halt den Mund, Patrick! Ich will das nicht hören! I-ich ertrag' das einfach nicht. Wenn du nichts für mich empfindest, ist das eine Sache. Aber die Wunde noch weiter aufreißen und darauf herumreiten? Nein danke, das muss ich mir nicht geben. E-es...", ich verstummte und spürte Tränen über meine Wange laufen. ,,Lebe wohl, Patrick Mayer."

Schluchzend wandte ich mich von der Tür und somit auch von meiner großen Liebe ab und setzte mich zurück ans Klavier. Mein Gehirn setzte aus. Ich konnte an gar nichts mehr denken, außer daran, Patrick aus einem Kopf zu verbannen. Mich so gut wie möglich abzulenken.
Wilder, emotionaler flogen meine Hände übers Klavier und ich konnte alles ausblenden. Das einzige, was ich noch mitbekam waren die Klänge meines Stückes und die unaufhörlich fließenden Tränen über meinem Gesicht. Meine Sicht war zu verschwommen, um die Tasten sehen zu können, doch es störte mich nicht. Nein, es störte mich ganz und gar nicht.

POV Paluten

Lange schon hämmerte ich gegen die Tür, versuchte ihn wieder zum Sprechen zu bringen. Doch es war unmöglich. Er hatte wieder angefangen, Klavier zu spielen, und der Gedanke verfolgte mich, dass er nicht so schnell aufhören würde.
,,Manuel! Sag doch was! Bitte hör mir doch zu!'', schrie ich erneut gegen seine Tür. Es brachte nichts - er hörte mich nicht. Plötzlich öffnete sich die Tür einer anderen Wohnung in der Nähe von Manus. Ein wütend schauender, Mitte Fünfzig- ausschauender Mann war zu sehen. ,,Jetzt seien Sie doch mal ruhig, verdammte Axt! Können Sie nicht woanders herumschreien? Sie hören jetzt sofort auf, oder ich rufe die Polizei. Hab'n wir uns verstanden, junger Mann?''

Unfassbar gerne wollte ich zurück schreien. Unfassbar gerne wollte ich dem Kerl sagen, dass ich gerade meiner großen Liebe etwas sagen möchte, und dass es mir gerade scheißegal war, ob ich ihm zu laut herumschrie. Doch als er die Polizei mit hineinziehen wollte, erstarrte ich. 'Ein gerade entlassener Patrick würde ihm nicht besonders gut gefallen', dachte ich mir. Also starrte ich ihn nur ebenso wütend an, bevor ich mich entrüstet zu Boden sacken ließ. Was hatte ich mir dabei nur gedacht? Was hatte das für einen Sinn? Ich hatte Manu zu sehr verletzt, und wie es aussah wollte er mich nie wieder sehen - geschweige denn reden.

Zusammengesunken saß ich also an seiner Haustür und lauschte seiner unfassbar schönen Musik. Es fühlte sich so an, als ob er noch mehr von seinen Gefühlen einfließen ließ als vorher, und ich hatte mir nicht vorstellen können, dass das noch möglich war. Es schien, als wäre ich der Auslöser dieser Emotionen, und bei diesem Gedanken verkrampfte sich mein Herz zusammen. Wie konnte ich einem so wunderbaren Menschen wie Manuel so unfassbar weh tun? 'Leb wohl, Patrick Mayer.', hatte er zu mir gesagt. Tränen schossen mir in die Augen, als ich daran dachte, ihn aus meinem Leben vergrault zu haben.

Ich wusste nicht, wie lange ich angelehnt an seiner Tür saß, und ich wusste auch nicht, warum die Tränen nicht stoppten. Allerdings musste ich irgendwann eingeschlafen sein, denn im nächsten Moment fand ich mich immer noch auf dem Boden wieder - und Claus starrte mich an.

Zuerst musste ich noch den Schlaf wegblinzeln, bis ich wieder klar sah. Claus streckte mir die Hand entgegen, welche ich dankend annahm, um mich aufzurappeln. ,,Warst also nicht wirklich erfolgreich, hm?'', fragte er mich, als er mich in seine Wohnung ein Stockwerk höher führte. Ich nickte nur. Ich war einfach zu fertig, um nun ein richtiges Gespräch zu führen. ,,Kann ich kurz bei dir ins Bad?'', fragte ich also. ,,Natürlich. Ist gleich da hinten.''

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Stinknormale, braune Augen. Stinknormale, braune Haare. Mäßig außergewöhnlich hohe Wangenknochen. Lippen, welche normalerweise mit einem Lächeln verziert waren. Die Augenringe und die fahlen Augen machten meinen Anblick im Spiegel traurig. Ich spritzte mir eiskaltes Wasser ins Gesicht, doch dadurch fühlte ich mich kein Stück besser. Das Gefühl von Einsamkeit und das Gefühl, verlassen worden zu sein verließ mich keineswegs. Es wurde nur noch schlimmer.

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Seeehr trauriges und verzweifeltes Kapitel heute. Außerdem bin ich noch am überlegen, wie ich die Zomdado-Nebenstory hier weiterführe...

Ich hoffe, ihr hattet einen guten Rutsch :)

Bis dann!

PS: hpwin2003 Hab bis eben dran gearbeitet, und hier isses, du kleiner Fratz! Hoffe, es hat dir gefallen :)
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Through Hard Times | Kürbistumor FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt