*drunk in the morning (lukas graham)*
Langsam, ganz langsam öffne ich meine Augen einen Spaltbreit.
Ein grelles Licht scheint mir in die Augen und ich kann erstmal gar nichts sehen. Ich schließe meine Augen wieder.
Ich liege bequem und warm und wenn ich sie nur lange genug geschlossen halten würde, würde ich auch bestimmt wieder einschlafen. Da bin ich mir ganz sicher.
Nach ein paar Sekunden fällt mir allerdings der komische Geruch auf. Es riecht überhaupt nicht nach meinem Bett. Ich ziehe noch einmal tief den Geruch ein. Nicht gut, aber auch nicht wirklich schlecht.
Mit einem Ruck öffne ich meine Augen und katapultiere mich so zurück in die Wirklichkeit. Tschüss Traumland.
Das Licht blendet mich wieder und ich merke, dass es wohl ein Strahl der Sonne ist, der seinen Weg durch das Fenster, neben dem Bett und direkt in mein Gesicht findet.
Ich setze mich auf, wobei meine Haare in alle Richtungen auf meine Schultern fallen. Jetzt weiß ich auch, nach was es riecht. Meine Haare stinken förmlich nach Zigarettenrauch. Widerlich für einen Nichtraucher, wie ich einer bin.
In der nächsten Millisekunde zieht sich auch schon ein stechender Schmerz durch meine Stirn und ich habe das Gefühl, mein Kopf würde gleich explodieren. Ich stöhne leise auf und reibe mir die Schläfen.
Nachdem sich mein Kopf an die neue Position gewöhnt hat, streiche ich mir einmal kurz über meine Augen. Alles, was ich sehe, sind Schemen eines Zimmers, das mir so überhaupt nicht bekannt vorkommt.
Es ist ein mittelgroßes Zimmer mit einem Fernseher gegenüber des Bettes, einer hohen Schrankwand und einem ziemlich aufgeräumten Schreibtisch. Ich streiche mir durch meine Haare und schaue auf die dunkelrote Bettdecke, die meinen Körper verdeckt.
Ein kalter Luftstrom weht durch das angekippte Fenster und lässt mich frösteln, weil ich oben rum nichts weiter trage, als meinen BH. Ich hebe leicht die Decke an und schaue darunter. Jap. Ich trage wirklich nur meine Unterwäsche. Und meine Socken.
Verdammt, wo bin ich hier überhaupt? Verzweifelt versuche ich mich an irgendetwas zu erinnern, aber mein Gehirn scheint noch zu schlafen und läuft so unendlich langsam, dass ich kaum einen klaren Gedanken, geschweige denn eine Erinnerung erfassen kann.
Ich senke die Bettdecke wieder und rutsche vorsichtig, um meinen Kopf so wenig wie möglich zu belasten, an die rechte Kante des großen Bettes, denn hier bin ich der Tür am nächsten, die mich hoffentlich raus aus dem Zimmer bringt. Ich hole ein Bein hervor und schwinge es über die Kante. Gerade noch so kann ich mich davor stoppen, einen spitzen Schrei auszustoßen und ziehe mein Bein wieder zurück.
Beinahe hätte ich jemanden zertrampelt.
Ich kneife die Augen zusammen, um eine etwas bessere Sicht zu bekommen, was auch tatsächlich ein wenig klappt. Neben dem Bett liegt ein dunkelhaariger Junge auf dem Bauch.
Und ich bin ganz froh, dass er so rum auf dem Boden liegt, denn so ist sein Gesicht von mir abgewendet.
Meine Augen werden groß, als mein Blick über seinen Körper gleitet. Sein Shirt liegt ausgezogen neben ihm und sein Rücken bewegt sich gleichmäßig, im Rhythmus seines Atmens.
Kurz regt er sich und ich halte die Luft an. Wenn er jetzt aufwacht und sieht, wie ich ihn betrachte, während er halbnackt schläft, kommt das sicher ganz schön merkwürdig rüber. Wie so ein ekliger Stalker.
Zum Glück für mich, dreht er seinen Kopf nur noch etwas weiter in meine Richtung, ohne dabei aufzuwachen und ich erkenne auch endlich, wer das hier ist.
Ich dachte nicht, dass es möglich gewesen wäre, meine Augen noch weiter aufzuziehen, aber gerade habe ich es tatsächlich geschafft.
Verdammte Schande, was habe ich diese Nacht nur angestellt?
Extrem langsam rutsche ich zur anderen Bettseite, bemüht keine Geräusche zu machen. Ich atme auf, als ich an der linken Kante angekommen bin und überprüfe dieses Mal den Boden auf andere Menschen, bevor ich meine Beine über die Kante schwinge und meine Füße den Teppich berühren.
Durch den Schreck waren meine Kopfschmerzen einige Sekunden verschwunden, doch jetzt kommen sie doppelt so stechend wieder. Bemüht keinen Ton von mir zu geben und die Kopfschmerzen zu ignorieren, stehe ich auf, wobei mir eine Art kleiner Baum neben dem Bett hilft, an dem ich mich festhalte. Der relativ große Topf des Baumes wackelt ein wenig, bleibt aber stehen und so schaffe ich es ziemlich geräuschlos, mich vom Bett zu erheben.
Ich umrunde das Bett und finde auf dem Boden verstreut meine Klamotten. Schnell schlüpfe ich in den kurzen, schwarzen Rock und ziehe meine helle Bluse über. Nicht weit entfernt liegt auch meine dünne Lederjacke, in der sich, nach einem kurzen Check und lautem Aufatmen, mein Handy und mein Haustürschlüssel befindet.
Erleichterung macht sich in mir Breit und ich mache mein Handy an. Es ist kurz nach zwölf. Drei Anrufe, gegen halb vier, blinken als erstes auf, dann eine kurze Nachricht und dann wieder zwei Anrufe von vor etwa einer Stunde. Alle von meinem besten Freund.
Ich öffne die Nachricht. „Wo bist du? Ich gehe jetzt nach Hause."
Ich runzele meine Stirn und erinnere mich plötzlich bruchstückhaft wieder, dass ich gestern mit diesem Idioten auf einer Jahrgangsfeier war. Die Jahrgangsfeier der jetzigen Zwölfer.
Dass das so eine dumme Idee gewesen ist, konnte ich ja gestern noch nicht ahnen.
Obwohl. Eigentlich hätte ich es ahnen können.
Vorsichtig drücke ich die Klinke herunter und verlasse, mit einem leisen quietschen der Tür, das Zimmer. Ein letztes Mal drehe ich mich zu dem Typen auf dem Boden um, der friedlich weiter zu schlafen scheint, dann schließe ich die Tür hinter mir. Ich stehe in einem verwinkelten Flur, von dem noch mehrere Türen ausgehen. Seufzend laufe ich einfach weiter und wähle gleichzeitig die Nummer von meinem Besten Freund.
Der kann was erleben.
„Dina?", meldet sich seine Stimme am anderen Ende der Leitung.
„Schön, dass du noch weißt, wer ich bin", grummele ich in mein Handy. Er kann ruhig merken, dass ich sauer bin.
„Wo bist du? Ich habe schon tausendmal versucht, dich zu erreichen."
Übertreibung des Jahrhunderts. So oft hat er mich nämlich gar nicht angerufen. Dafür hätte er noch neunhundertfünfundneunzigmal anrufen müssen. „Ich weiß selbst nicht genau, wo ich bin", stelle ich fest und schaue mich suchend nach Anhaltspunkten um, die mir meinen genauen Standort verraten.
Mir kommt allerdings nichts wirklich bekannt vor.
Ich setze meinen Weg fort, während er nur einen fragenden Laut von sich gibt. Schlussendlich komme ich an einer Treppe an und begebe mich auf den Weg nach unten. „Moment", murmele ich ins Telefon, als ich unten ankomme. Wenn mich mein Gedächtnis und mein Orientierungssinn nicht straft, weiß ich jetzt, wo ich bin. Hier unten war ich nämlich schon mal.
„Ich bin immer noch bei Vincent zu Hause."
„Was hast du da die ganze Nacht gemacht?", erklingt seine aufgebrachte Stimme, bevor er mich, vor einer Antwort meinerseits unterbricht. „Sag nichts. Ich komme dich abholen."
Und schon höre ich das Tuten in der Leitung, was mir zeigt, dass er mich weggedrückt hat.
*****
Hallo ihr Lieben!
Schön, dass ihr wieder dabei seid! Viele kennen mich vielleicht schon aus meinen anderen Büchern und auch dieses hier behandelt ähnliche Themen, aber bleibt gespannt. Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen!!
(Ich weiß, der Anfang schaut nach einem ganz schönen Klischee aus, aber keine Angst, es ist vielleicht nicht so, wie es aussieht ;))
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Just OrDINAry
Teen FictionOrdinary, gewöhnlich, durchschnittlich, normal, unauffällig. Alles Worte, die mich perfekt beschreiben. Kein Wunder, dass im Ersten sogar mein Name steckt. Irgendwie scheine ich dann aber doch nicht mehr so gewöhnlich zu sein, als ich nach der Jahrg...