15 ~ Begrüßungen

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*lost in the rhythm (jamie berry & octavia rose)*

„Hallo", sage ich und Elias und ich stehen einige Sekunden unschlüssig voreinander. Begrüßungen sind so schlimm. Ich weiß immer nicht so richtig, was ich tun soll. Umarmen oder die Hand geben, selbst Nichtstun ist merkwürdig.

Mit Freundinnen ist das immer so einfach: kurze Umarmung und fertig, aber bei Jungs überfordert mich schon das Begrüßen. Das kann ja heiter werden nachher.

Ich versuche diese Peinlichkeit zu ignorieren und betrete, ohne weitere Umschweife, zusammen mit ihm die Halle. Wir wollen meinen Vorschlag in die Tat umsetzen und tatsächlich mal zusammen trainieren. So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr.

Ich bin unserer Schule echt dankbar, dass uns Schülern die Halle an mehreren Tagen zur Verfügung gestellt wird. Dort dürfen wir selbständig für unsere Hobbies trainieren oder einfach ein kleines Workout machen und ganz kostenlos alle Sportgeräte nutzen.

Drinnen herrscht auch tatsächlich schon munteres Treiben, denn einige andere Schüler sind schon in der Halle anwesend und nutzen die offenen Hallenzeiten für ein kleines Training, alleine oder in Gruppen.

Darunter sind ein paar Jungs mit Fußball in der einen Ecke, drei Mädchen auf je einer Yoga-Matte, eine kleine Gruppe Läufer, die ihre Runden rennen und eine Schülergruppe, die in einem Kreis Liegestütze und sit-ups ausführt.

„Wollen wir ein Netz aufbauen?", frage ich und wir machen uns gemeinsam auf den Weg in den Geräteraum.

„Nein, ich glaube das geht auch ohne", meint Elias, weswegen wir uns einfach nur jeder einen Volleyball holen. Ich zucke mit den Schultern. Wenn er meint.

Wir suchen uns einen freien Platz in einer der Ecken und beginnen mit dem Aufwärmen. Einige Minuten hängt jeder eigenen Gedanken nach, führt Übungen aus und wir wechseln kein Wort. Die Stille ist aber nicht unangenehm, sondern durchaus komfortabel.

Ich spüre Elias' Blick auf mir und wende mein Gesicht ihm zu. Er lächelt leicht und schaut dann weg. Wie gerne ich jetzt wissen würde, was er gedacht hat. Ich räuspere mich ein wenig. „Bist du fertig?"

Er nickt als Antwort und schnappt sich wieder einen der beiden Bälle, die bis jetzt unbeachtet auf dem Boden lagen. „Ich dachte mir, wir trainieren ein bisschen an der Wand", erklärt er, bevor er den Ball zu mir wirft und auch den zweiten aufhebt.

Ich murmele mein Einverständnis, obwohl ich ein wenig enttäuscht bin. Diese Art des Trainings ist anstrengender als man sich vorstellt und auch total langweilig. Im Grunde spielt man den Ball immer nur gegen die Wand und kann so ganz gut die Technik trainieren.

Irgendwo kann ich diesen Vorschlag auch verstehen, denn zu zweit kann man nicht wirklich gut auf einem großen Feld Volleyball spielen. Zu Trainingszwecken mag das mal Sinn machen, aber ich gebe ihm recht, dass wir einen größeren Nutzen aus dieser Art des Trainings mithilfe der Wand ziehen können.

Wir beginnen also jeder für sich den Ball durch oberes Zuspiel gegen die Wand zu bringen, dann folgt das untere Zuspiel und zum Schluss probiere ich meinen Schlag zu verbessern. Das ist auch der Moment, wo Elias sein eigenes Training pausiert und stattdessen mir zuschaut. „Triff den Ball mehr von oben", rät er und zeigt mir, was er genau meint, indem er die Bewegung vorführt.

Ich muss mich extrem zusammenreißen, auf den Ball zu achten und nicht auf die Muskeln in Elias Oberkörper. Allgemein lenkt er ganz schön ab. Aber das kann ich ihm ja schlecht sagen.

„Jetzt du", weckt er mich aus meiner Starre und ich versuche die Bewegung nachzuahmen. „Sieht schon viel besser aus."

So ein Lob höre ich doch gerne.

Just OrDINAryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt