*glitter & gold (barns courtney)*
„Ähm, alles klar bei dir?", frage ich bestürzt, nachdem ich Chris dabei beobachtet habe, wie er sein Handy mit Schwung auf mein Bett pfeffert. Es hüpft ein paar Zentimeter weit und bleibt dann zum Glück auf der Bettdecke liegen. Hätte auch anders ausgehen können, nämlich mit einem kaputten Handy auf dem Boden neben dem Bett.
Das will ja keiner absichtlich. Hoffe ich zumindest.
Chris wirft mir einen vernichtenden Blick zu. „Sehe ich so aus?"
Stirnrunzelnd schaue ich ihn an. Was hat ihn denn plötzlich so aufgewühlt? Das kann ja eigentlich nur mit dem kleinen viereckigen Gerät zusammenhängen, was gerade so liebevoll auf dem Bett gelandet ist.
Ich überbrücke die paar Meter zum Bett, schnappe mir sein Handy und entsperre es. Der Code ist kein Problem für mich, schließlich hat er den schon ewig. Selbst der Chat, der vermutlich sein leicht aggressives Verhalten ausgelöst hat, ist anscheinend noch geöffnet. Überraschenderweise ist es der mit Vincent.
Ich scrolle ein paar Nachrichten nach oben und beginne einfach ab einer zufällig ausgewählten Nachricht zu lesen. Als ich fertig bin, schaue ich wieder hoch. „In Ordnung, ich brauche mehr Kontext."
Chris seufzt und lässt sich zu mir aufs Bett fallen. „Ich habe Vincent indirekt nach einem Date fragen wollen und das ist total in die Hose gegangen", meint er. Er scrollt hoch und zeigt mir zögerlich eine Nachricht. „Das habe ich ihm geschrieben."
Ich lese: „Kennst du zufällig jemanden, der morgen noch nichts vor hat und mit mir einen Kaffee trinken gehen will?"
Ich schaue ihn verwundert an. Komische Art und Weise, jemanden nach einem Date zu fragen, aber ich hätte es vielleicht als indirekte Einladung verstanden. Allerdings kenne ich Chris auch schon länger, so dass ich seine verzwickte Ausdrucksweise schon gewohnt bin.
Jemand anderes hätte die Nachricht wohl auch genau so verstanden, wie sie Vincent verstanden hat. Das hätte ich Chris allerdings vor dem Absenden sagen können, hätte er mich gefragt. Da er das nicht getan hat, ist das echt blöd gelaufen.
Ich lese die folgenden Nachrichten erneut und verstehe sie jetzt, dank des Kontextes, tatsächlich.
Chris hat es geschafft, sich innerhalb weniger Nachrichten in die Friendzone zu katapultieren. Und zwar sehr, sehr tief hinein.
Vincent kennt nämlich tatsächlich jemanden, der morgen noch nichts zu tun hat. Das ist allerdings leider nicht Vincent, sondern ein anderer Typ. Wirklich dumm gelaufen.
„Verdammt, was machst du jetzt?", frage ich und gebe Chris sein Handy zurück, der es erneut unsanft auf mein Bett fallen lässt. Wenn er das noch ein paar mal macht, ist es wirklich kaputt.
„Ich schätze mal, ich treffe mich einfach morgen mit dem Typen und schaue dann weiter", antwortet mir Chris nachdenklich.
Ich schaue ihn mit gerunzelter Stirn an. „Kennst du ihn überhaupt?"
„Nein, aber wenn Vincent sagt, dass er nett ist, ist er es sicherlich auch."
Uff, viel zu kompliziert. Aber vielleicht hat er ja recht.
„Ist es nicht besser, wenn du die Sache bei Vincent einfach klar stellst?", rate ich ihm trotzdem und lege meine Hand leicht auf seine Schulter. „Wenn du willst, kann ich das auch für dich machen."
Chris schaut mich mit großen Augen an und schüttelt dann meine Hand ab. „Auf keinen Fall! Vincent zu fragen war sowieso eine dumme Idee. Der will nichts von mir."
Jetzt schaue ich sicherlich genau so bestürzt drein. Die beiden würden wahnsinnig gut zusammen passen. Das spüre ich.
„Ihr habt euch doch schon mal geküsst", erinnere ich ihn dann stürmisch, im Versuch die Lage noch zu retten. „Vincent sah nicht so aus, als würde es ihm nicht gefallen."
Chris zuckt mit seinen Schultern. Ich weiß genau, dass er seine Situation jetzt wieder überspielt. Der traurige Blick in seinen Augen verrät ihn allerdings und macht mich genau so traurig und emotional. Ich hasse es, ihn so zu sehen. Das macht mich innerlich wirklich fertig.
Er dreht sein Gesicht von mir weg. „Der Kuss hat für unsere Beziehung nichts bedeutet, Dina."
Ich rutsche ein Stück näher an ihn heran und drehe mit meiner Hand vorsichtig sein Gesicht wieder zu mir, damit er mich anschaut. „Für dich hat er aber etwas bedeutet", stelle ich leise fest, als ich seinen Blick einfangen kann.
Sein Anblick nach diesen Worten bricht mir ein klein wenig mein Herz. Ich sehe ihm zum ersten Mal an, dass Vincent nicht nur sein Schwarm ist, sondern dass Chris' Gefühle schon ein kleines Stück tiefer gehen. Und das schon nach so kurzer Zeit.
Ich gebe ihm noch ein paar Tage oder wenige Wochen und er steckt da richtig tief drinnen.
Irgendwie jagt mir das Angst ein. Er schaut so verdammt verletzlich aus. Dabei will ich auf keinen Fall, dass jemand ihm weh tut. Das wäre einfach nicht fair.
„Chris, du musst dich mit Vincent treffen und nicht mit irgendeinem komischen Typen!", meine ich vielleicht etwas zu laut und schaue ihn eindringlich an. Er zuckt ein klein wenig zusammen und ich merke förmlich, wie er seine Gefühle wieder weg schließt.
Tja, das war es wieder mit dem Moment.
„Ach was, das geht schon", sagt er abwehrend und rutscht gleichzeitig ein wenig von mir weg. „Hast du Lust mitzukommen?"
Ich schaue ihn verwundert an. Was ist denn jetzt in ihn gefahren? „Ich soll zu deinem Date mitkommen?"
„Das ist kein Date." Chris presst wie ein bockiges Kind seine Lippen zusammen. Trotzdem überzeugt mich seine Aussage überhaupt nicht.
„Es wäre ein Date mit Vincent, aber nicht mit diesem Typen", stellt er klar, als er meinen Blick bemerkt und schaut mich dann flehend an, bevor ich etwas auf diese Aussage erwidern kann, die eigentlich alles bestätigt, was ich bis jetzt gedacht habe. „Bitte Dina! Wenigstens ein paar Minuten."
„Na schön!", gebe ich mich geschlagen und bekomme einen dankbaren Blick. Wenn ihm das so wichtig ist, müssen wir das eben zusammen durchziehen. „Wie heißt er überhaupt?"
„Anton."
In Ordnung. Dieser Name hört sich wenigstens nicht nach einem Massenmörder an.
*****
Naaa, bei wem klingelt bei dem Namen noch was? :D
Sorry übrigens, dass ich in letzter Zeit auf keine/kaum Kommentare antworte, Wattpad lässt mich leider nicht :/
Deswegen auf diesem Weg noch mal ein ‚Danke' an alle Kommentare und Verschwörungstheorien die hier schon aufgestellt wurden. Das macht das Schreiben viel interessanter :*
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Just OrDINAry
Teen FictionOrdinary, gewöhnlich, durchschnittlich, normal, unauffällig. Alles Worte, die mich perfekt beschreiben. Kein Wunder, dass im Ersten sogar mein Name steckt. Irgendwie scheine ich dann aber doch nicht mehr so gewöhnlich zu sein, als ich nach der Jahrg...