18 ~ Bibliothek

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*just my type (the vamps)*

Ich sitze schon eine Weile in unserer Bibliothek und warte auf Elias. Eigentlich ist es für ihn ziemlich unnütz, mit mir zu lernen, wenn man bedenkt, dass er ein Jahr älter als ich ist. Deswegen kann ich ihm sein Zuspätkommen gar nicht verübeln, wahrscheinlich ist ihm diese Tatsache auch erst gerade aufgefallen und er hat keinen Bock mehr auf mich.

Ich schaue mich seufzend um. Was wir Schüler als ‚Bibliothek' bezeichnen, ist mehr ein mittelgroßer Raum mit einem alten Computer in der Ecke und an drei der Wände stehen Regale mit Büchern. Es ist also bei weitem nicht so eine schöne große Bibliothek, die sich jeder bei dem Wort vorstellt. Trotzdem mag ich den Raum ganz gerne. Die Bücher beruhigen und erinnern ans Lernen, wenn man mit den Gesprächen abschweifen sollte.

„Entschuldige die Verspätung", erscheint Elias plötzlich in meinem Blickfeld und ich zucke ein wenig zusammen, als er sein dickes Englischbuch vor mich auf den Tisch fallen lässt. Ein Lächeln schiebt sich bei dieser Entschuldigung auf mein Gesicht. Ich kann ja froh sein, dass er überhaupt noch aufgetaucht ist. „Kein Problem, ich habe schon mal angefangen", tue ich seine Worte mit einer Handbewegung ab und zeige auf den aufgeschlagenen Hefter vor mir.

„Mathe macht mich fertig", stöhne ich und lasse mir meine Haare nach vorn ins Gesicht fallen.

Elias zuckt mit den Schultern und schnappt sich den freien Stuhl vor mir, um ihn an meine Tischseite zu ziehen. „Ich mag es eigentlich ganz gerne. Zeig mal her."

Ich werfe ihm einen ungläubigen Blick zu und schiebe den Hefter zu ihm. Wer mag denn Mathe?

Ich tippe auf die Aufgabe und zeige, was mein Taschenrechner raus hat. „Das kann ja gar nicht stimmen", stöhne ich genervt. Wozu haben wir denn so einen tollen Taschenrechner, wenn er nicht mal richtig funktioniert?

Er schaut sich den Taschenrechner an und tippt ein wenig darauf herum, bevor er mir verstehend zulächelt. „Bei Winkelberechnungen musst du auf Gradmaß stellen, sonst wird es nichts", erklärt er mir und zeigt die richtige Grundeinstellung, bevor er meine Rechnung erneut einfügt und ein Ergebnis bekommt, was vom Zahlenwert tatsächlich stimmen könnte.

„Danke, du Genie", meine ich ehrlich und schreibe das Ergebnis auf.

Er lächelt, steht auf und rutscht mit dem Stuhl wieder zur anderen Seite des Tisches und sitzt somit wieder gegenüber von mir. Ich kann mich gerade noch davon abhalten, ihm zu sagen, dass er ruhig hier bei mir bleiben kann.

Das wäre ja etwas unpassend.

Ich widme mich wieder meinen Matheaufgaben und beobachte aus dem Augenwinkel, wie er einen Block und Stift herausholt und dann sein Englischbuch aufschlägt. Ein paar Minuten arbeitet jeder vor sich hin, bevor ich merke, wie er sich aufrichtet, aufsteht und zum Bücherregal läuft.

Ich beobachte seine Schritte und dann, wie er vor dem nicht allzu großem Regal mit der Aufschrift ‚Englisch' stehen bleibt und sich suchend umschaut. Unvermittelt dreht er sich zu mir herum und erwischt mich beim Starren. Ich bewahre mich allerdings davor, ertappt wegzuschauen. Das würde nur noch mehr auffallen.

Das scheint auch zu funktionieren, denn als er das Wort an mich richtet, geht es nicht darum, dass ich ihn beobachtet habe. „Du schaust aus, als wärst du öfter hier." Er tippt sich mit dem Bleistiftende gegen die Wange. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Satz als Kompliment auffassen kann.

„Ich soll eine Vokabelliste mit Wörtern zum amerikanischen Schulsystem anfertigen. Kennst du ein Buch, welches ich nutzen könnte?"

Ich überlege kurz und scanne dann mit den Augen das Regal von meinem Platz aus ab. „Probier's mal mit dem dicken Blauen, das benutze ich selbst oft."

Ich drehe mich wieder zum Tisch herum und mache weiter mit Mathe. Es dauert eine kurze Zeit, bis Elias wieder zurück zu unserem Platz kommt. Ich werfe einen Blick auf das Buch, welches er mitgebracht hat und lache kurz auf. „Hab ich mich geirrt?", frage ich und nicke zu dem Buch mit dem rot-braunen Einband, das er mit zu unserem Platz genommen hat. Das ist überhaupt nicht das Buch, was ich ihm vorgeschlagen habe.

„Oh." Verwundert schaut er das Buch an und redet sich dann heraus, als er seinen Fehler bemerkt: „Nein, aber die Vokabeln aus dem anderen hatte ich schon."

Wer's glaubt. Wahrscheinlich hat er mir einfach nur nicht richtig zugehört.

Er räuspert sich und schaut dann in das braune Buch. Ich zucke mit den Schultern. Sein Pech, ich bin mir sicher, dass er in dem blauen Buch etwas zu dem Thema gefunden hätte.

Seufzend schlage ich meine Hefter zu und stecke ihn ein.

„Alles in Ordnung?", fragt er mich und sieht mich eindringlich an. Anscheinend hat er gemerkt, wie bei mir die Stimmung gekippt ist.

Ich weiß genau, dass er sowieso nur von mir denkt, dass ich nur irgendein kleines Mädchen bin und keine Ahnung von allem habe. Das hat ja die Sache mit dem Buch genau gezeigt. Sein Verhalten verletzt mich mehr, als ich zugeben möchte, denn ich bin nicht nur irgendein kleines Mädchen. Zumindest hoffe ich das.

Trotzdem kann ich ihm das ja nicht so sagen. Das würde seine Vermutung nur noch verstärken. „Ja, ich bin nur fertig", lüge ich und ziehe ein Bein zu mir auf den Stuhl.

„Bin auch gleich fertig", meint er, schon wieder leicht abwesend. Ich beobachte ihn dabei, wie er noch ein paar weitere Wörter übernimmt und schließlich, nach wenigen Minuten, endlich den Stift weglegt. Er schaut hoch und seine Augen begegnen meinen. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, bevor er wieder wegschaut und seinen Blick durch den Raum wandern lässt.

„Der Raum ist besser, als ich gedacht habe", stellt er nach dem langen Rundumblick fest.

Seine Augen bleiben danach kurz an einem Pärchen hängen, das die ganze Zeit schon hier war. Auch schon bevor ich heute das Zimmer betreten habe. Ich tue es ihm gleich und beobachte die beiden Unbekannten kurz, wie das Mädchen auf dem Schoß des Jungen sitzt und sie gemeinsam durch ein Buch Blättern. Eklig süß die beiden.

„Das stimmt, ich bin ganz gerne mal hier", gebe ich ihm recht und deute dann lachend mit einer Kopfbewegung auf das, jetzt knutschende, Pärchen. „Allerdings mache ich sowas da nicht."

Elias folgt meinem Blick, bleibt aber dabei ernst. „Würdest du gerne?", fragt er, wobei seine Stimme ein paar Töne tiefer und kratziger wird. Er lehnt sich prüfend mit dem Oberkörper weiter zu mir und seine Augen finden meine.

Mein Atem stockt und mein Lachen verstummt, als ich realisiere, was er damit andeutet, doch bevor ich antworten kann, ändert sich Elias' Mine und auch er beginnt nun zu lachen. Jetzt verstehe auch ich, dass das nicht ernst gemeint war und stimme, wenn auch vielleicht ein wenig gezwungen, in sein Lachen mit ein.

Diese einfache Frage hat sich in meinen Ohren so heiß und verführerisch angehört und für einen kurzen Moment dachte ich tatsächlich, dass ich nicht die einzige von uns beiden bin, die irgendetwas in ihrem Bauch spürt.

So einen Druck, der sich knisternd weiter ausbreitet.

Aber ich scheine doch die einzige von uns beiden zu sein.

Just OrDINAryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt