*youngblood (5 seconds of summer)*
Elias, Chris, Vincent und ich stehen immer noch vor der Halle und langsam stellt sich ein unangenehmes Schweigen ein, obwohl unsere Gäste doch gerade erstmal ein paar Minuten lang weg sind. Ich räuspere mich und suche angestrengt nach einem Gesprächsthema, bevor das Schweigen unangenehm wird.
„Wo ist eigentlich...", fällt mir da ein und ich kann mich gerade noch so davor bremsen, meine angefangene Frage mit ‚Vincents Ex' zu beenden. Irgendwie erschien mir das doch ganz schön unfreundlich. Da ist es besser, den Satz unbeendet zu lassen.
Zum Glück hilft mir doch da tatsächlich Vincent selbst aus dem Fettnäpfchen, in das ich fast mit vollem Schwung hineingesprungen wäre: „Robin? Der ist schon nach Hause gegangen."
Ich nicke verstehend und schaue prüfend in die Runde.
Chris steht, während Vincents Begründung, einfach neben ihm und starrt auf den Boden, als müsste er jeden Grashalm, der zwischen den Pflastersteinen wächst, einzeln zählen und auch Elias schweigt weiter. Komisch.
Können unsere Gäste bitte einfach wiederkommen? Die Stimmung hier ist mir wirklich zu merkwürdig. Geradezu eisig.
„Ich glaube wir laufen jetzt auch nach Hause", sagt mein bester Freund im selben Moment, was mich schon wieder bemerken lässt, wie ähnlich wir uns doch manchmal sind. Auch ihm muss die komische Stimmung aufgefallen sein.
Vincent nickt zustimmend und meint, er wolle jetzt auch gehen, während Elias noch zögert. „Ich begleite euch ein Stück", legt er fest und setzt sich auch schon in Bewegung, ohne auch nur ein Wort des Abschieds zu seinem besten Kumpel zu sagen. Schnell verabschieden wenigstens wir uns von Vincent und holen dann zu Elias auf, der schon ein paar Meter des Weges zurückgelegt hat.
Chris wirft mir einen drängenden Blick zu und deutet mit einer raschen Kopfbewegung nach vorn zu Elias. Ich verstehe, was er meint und beschleunige meine Schritte weiter, bis ich zu Elias aufgeschlossen habe, während Chris hinter uns bleibt und uns so ein wenig Privatsphäre gönnt. „Ist alles in Ordnung?", frage ich, weil Elias immer noch so gehetzt davon geht.
Abrupt bleibt er stehen, sodass Chris aufpassen muss, nicht in ihn hineinzulaufen. „Nein."
Ich schaue ihn nichtverstehend an, während er sich langsamer wieder in Bewegung setzt. „Sei froh, dass du nicht in der Jungs- Umkleide warst", sagt er, als wäre das die Erklärung für alles.
„Bin ich auch, das kann echt peinlich werden, so als Mädchen", schnaufe ich sarkastisch, doch nicht mal das ringt Elias ein kleines Lächeln ab. Da muss ja echt etwas übles passiert sein. Ich runzele meine Stirn. „Ich brauche echt ein wenig mehr Kontext, Elias."
Er seufzt auf, dreht sich kurz überprüfend nach hinten und beginnt schlussendlich zu erzählen: „Chris, Vincent und Robin waren schon dort, als ich reingekommen bin. Genau in dem Moment, als ich den Raum betreten habe, hat Robin sich vorgebeugt und Vincent geküsst. Da könnte es sein, dass ich ein wenig ausgerastet bin."
„Ähm, du hast den Typen verprügelt?", unterbricht Chris ihn unwirsch von hinten. Er hat uns also doch belauscht. Elias bleibt wieder so abrupt stehen und dreht sich zu Chris um. „Habe ich nicht. Ich habe ihn höchstens am Kragen gepackt und nach draußen gezerrt."
„Unsanft", besteht Chris auf seiner Meinung, aber ich weiß genau, was er für eine Mimose ist. Er ist einfach viel zu sensibel für diese Welt, selbst wenn wir auch nur einen Film schauen und die Charaktere sich mal streiten, ist das für ihn schon total schlimm, deswegen kann ich bei dieser Geschichte wohl eher auf die Ansicht von Elias vertrauen.
Dieser wirft ihm einen genervten Blick zu, leugnet es aber auch nicht. Vielleicht übertriebt Chris ja doch gar nicht so sehr. „Wenigstens haben das Anton und Joshua nicht mitbekommen, die waren ja noch kurz mit euch Mädels in der Halle und haben geschwatzt."
Das stimmt, das ist wirklich etwas positives. Was hätten die sonst von uns gedacht?
Jetzt ergibt auch die eisige Stimmung vor der Halle Sinn und dass Robin so verfrüht und schnell abgehauen ist. Gerade will ich mich noch erkundigen, warum Elias so ausgerastet ist, wegen eines simplen Kusses, da vibriert sein Handy lautstark in seiner Hosentasche. Er holt es raus und tippt eine Nachricht ein.
Wer ist denn jetzt so wichtig?
Ich mache einen langen Hals, versuche aber so unauffällig wie möglich zu sein, während ich versuche herauszubekommen, mit wem er da schreibt. Als ich noch ein Stück näher zu ihm rutsche, springt mir förmlich der Name ‚Serafina' ins Auge.
Sie hat ihn also ernsthaft nach seiner Nummer gefragt?
Ich merke, wie mir auf einmal ganz warm wird und die Eifersucht in mir hochbrodelt, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte. „Mit wem schreibst du da?"
Er schaut von seinem Handy auf und ich versuche, ihn nicht ganz so böse anzufunkeln. Ich hab mir das ja selbst eingebrockt. „Serafina", erklärt er kurz angebunden und tippt dann weiter.
Ich grummele vor mich hin, was ihn wieder aufschauen lässt. „Sie hat mich nur gefragt, wann wir das mit dem Volleyball mal wiederholen", er mustert mich und grinst dann. „Aber süß, wie eifersüchtig du bist."
Ich verdrehe die Augen. „Volleyball? Süß, wie leichtgläubig DU bist", betone ich genervt und verschränke die Arme vor meiner Brust.
„Ich bin nicht leichtgläubig, sie ist zwar hübsch, aber..."
„Aber?", unterbreche ich ihn und kann gar nicht glauben, wie sauer ich bin. Eigentlich bin ich nicht mal auf Elias sauer, sondern mehr auf mich selbst. Hätte ich doch den Mumm gehabt, Serafina gleich daran zu hindern, sich seine Nummer zu holen, könnten wir uns das ganze Gespräch sparen.
Außerdem hat Elias gesagt, dass Serafina hübsch ist und das stört mich mehr als es sollte. Natürlich ist das wahr und ich wusste das auch vorher schon, aber es trifft mich doch ganz schön sehr.
Gerade holt Elias Luft, um zu einem erneuten Erklärungsversuch anzusetzen, da tippt ihm von hinten Chris auf die Schulter und unterbricht ihn so schon wieder. „Lass es lieber, du machst es nur schlimmer."
Dankbar werfe ich einen Blick über meine Schulter zu meinem besten Freund. Das wäre fast in einen richtigen Streit ausgeartet, bei dem ich zu hundert Prozent im Unrecht gewesen wäre und das weiß ich auch. Gut, dass mein bester Freund das gerade noch so verhindern konnte.
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Just OrDINAry
Teen FictionOrdinary, gewöhnlich, durchschnittlich, normal, unauffällig. Alles Worte, die mich perfekt beschreiben. Kein Wunder, dass im Ersten sogar mein Name steckt. Irgendwie scheine ich dann aber doch nicht mehr so gewöhnlich zu sein, als ich nach der Jahrg...