*back to you (selena gomez)*
Ich schlüpfe schnell in meine Sportschuhe. Mit einem festen Zug ziehe ich die beiden Schnürsenkel- Enden fest zusammen und mache dann eine Schleife.
Ich bin schon richtig gespannt, wie das erste Volleyballtraining in der elften Klasse heute wird. Ich weiß nur, dass einer unserer jüngeren Sportlehrer, Herr Rau, der Trainer ist, weil dieser zu mir Kontakt aufgenommen hat, kurz nachdem Elias den Zettel mit den Notizen im Lehrerzimmer abgegeben haben muss. Ich kenne den Sportlehrer schon vom sehen her und er ist mir bis jetzt immer ganz nett erschienen, was mir gleich schon mal die erste Angst genommen hat. Freundlich hat er mir die Trainingszeiten gegeben und mir gesagt, dass er sich schon darauf freut, mich spielen zu sehen.
Nachdem meine Schuhe endlich richtig zu sind, springe ich ein paar mal probeweise auf der Stelle und ziehe mir gleichzeitig meinen Haargummi fester um meinen Zopf. Voller Elan verlasse ich die Umkleide und betrete die Halle. So motiviert war ich schon lange nicht mehr. Aber durch die langen Ferien ohne Sport ist das auch kein Wunder.
Mein Blick fliegt suchend durch die Halle. Ich weiß zwar, dass ich eine halbe Stunde zu früh bin, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich hier noch niemanden vom Team antreffen würde. Ich finde es gehört sich einfach, wenigstens immer mal früher zu kommen und beim Aufbau mitzuhelfen.
Rückblickend betrachtet, hätte mir auch schon in der Umkleide auffallen müssen, dass gar keine Klamottenberge und Sporttaschen auf den Bänken liegen. Ich trete einen Schritt wieder zurück und begebe mich in Richtung Lehrerumkleidezimmer. Vielleicht ist der Trainer ja schon da und kann mir den Schlüssel für den Geräteraum geben.
Ich klopfe laut an die Tür und tatsächlich ertönt ein leises: „Moment!", aus dem Raum dahinter. Ich muss nicht lange warten, da öffnet sich die Tür. „Was gibt's?"
Ich blinzele kurz. Herr Rau trägt eine kurze Sporthose und darüber einen Pullover. Seltsame Kombination, aber vielleicht habe ich ihn beim Umziehen unterbrochen. Ich räuspere mich. „Ich würde gerne schon aufbauen, wenn das in Ordnung ist?"
Er lächelt mich breit an. „Sehr gerne. Das ist der Einsatz, den ich hier sehen will!", er überlegt kurz. „Dina, richtig?"
Ich nicke schnell und er beginnt in seiner Hosentasche zu kramen. „Den Namen muss ich mir wohl merken", zwinkert er mir zu.
Ein kleines Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht und ich nehme den Schlüssel, den er mir reicht, entgegen. „Ich komme gleich nach", ergänzt er noch und ich drehe mich herum und verschwinde zurück in die Halle.
Ich öffne mit dem Schlüssel den Geräteraum und beginne, die großen grauen Pfosten und das Netz nach draußen zu bringen. Nachdem die beiden Pfosten am richtigen Platz stehen, hänge ich das Netz an beiden Seiten ein.
In der Zwischenzeit ist endlich Herr Rau auf dem Feld erschienen, dieses Mal fertig umgezogen. Er kommt genau zur rechten Zeit, um das Netz auf die gewollte Höhe und Spannkraft zu bekommen.
Ich lasse ihn alleine weiter werkeln, denn wie ich finde, habe ich genug getan. Stattdessen gehe ich zurück in den Geräteraum und hole den Korb mit den Volleybällen. Als ich die Halle wieder betrete, kommen auch gleichzeitig zwei Mädchen zur Tür herein. Freudig stelle ich fest, dass ich die beiden sogar kenne: Julia und Greta, aus meinem alten Team.
Schnell beeile ich mich, zu den beiden zu kommen und begrüße Sie mit einer festen Umarmung. Leider sind sie beide im Parallelkurs und deswegen habe ich sie diese Woche noch nicht gesehen, sonst wäre uns sicher schon eher aufgefallen, dass wir alle drei weiter machen mit Volleyball.
Gerade als ich anfangen will, mich mit ihnen zu unterhalten, fliegt die Tür auf und ein blondes Mädchen in der Mitte von zwei Jungs taucht auf. Ich runzele die Stirn. „Was machen die Jungs hier?"
Greta schaut über ihre Schulter und lächelt dann. „Hat dir niemand gesagt, dass wir mit den Jungs trainieren?", fragt sie mich und erklärt es mir dann noch genauer, als mein ungläubiger Blick sie streift. „Wir Mädels sind zu wenige. Wir schaffen es gerade so, eine Mannschaft aufzustellen, da macht das Training alleine einfach keinen Sinn. Deswegen wurden Mädchen und Jungs einfach zusammen gesteckt."
Irgendwo kann ich das Vorgehen verstehen, aber irgendwo nervt es mich auch. Jungs machen alles gleich viel komplizierter. Dabei sagen immer alle, Mädchen wären kompliziert.
In den nächsten Minuten geht die Tür immer wieder auf und die Anzahl der Jungs steigt gewaltig, während nur noch zwei ältere Mädchen die Halle betreten und sich auf der Bank am Rand des Spielfelds nieder lassen.
„Wie viele Jungs Mannschaften stellen wir?", frage ich an Greta gewandt. Sie scheint immer bestens informiert zu sein. Doch auch sie zuckt unwissend mit den Schultern.
Eine Minute bevor es los geht, wird die Tür zur Halle zum letzen Mal geöffnet und ich bekomme den Schock meines Lebens. Elias betritt, in aller Seelen Ruhe, den Hallenboden und läuft zu den anderen.
Wie viel Unglück kann man eigentlich haben? Das Karma muss mich hassen.
Ich hatte so gehofft, ihn nicht mehr sehen zu müssen, doch alle Hoffnungen sind in den letzten zehn Sekunden einfach verpufft. Greta scheint meinen Blick zu bemerken, der immer noch starr auf Elias liegt. „Der ist heiß", kommentiert sie und beobachtet meine Reaktion.
„Aber sowas von", meint Julia. Kurz bin ich glücklich, dass sie mich vor Gretas Analyse gerettet hat und will sie anlächeln, doch als ich ihrem Blick folge, merke ich, dass sie unseren Sportlehrer anschaut und nicht Elias.
Ich runzele kurz die Stirn. „Das ist unser Lehrer", erkläre ich ihr und sie wendet schnell und ertappt ihren Blick von ihm ab.
Genau in dem Moment rettet sie der Pfiff von Herr Rau, der alle zu sich winkt, vor einer Antwort.
Geflissentlich trotten wir alle zu unserem Lehrer und ich bemühe mich, so weit von Elias weg zu bleiben, wie es mir möglich ist. Natürlich ist er heiß. Das leugne ich auch gar nicht, trotzdem hätte ich ihn am liebsten nicht mehr wieder gesehen.
Als wir endlich alle in einem Kreis um Herrn Rau postiert sind und ich mich so gestellt habe, dass ich Elias unbemerkt beobachten kann, beginnt er uns mit einem Lächeln zu begrüßen. „Ich freue mich sehr, dass dieses Jahr ja ein regelrechter Ansturm auf Volleyball stattgefunden hat. Es haben sich sieben Mädchen und elf Jungs gemeldet, das heißt wir können zum Schulturnier eine Mädchenmannschaft anmelden, allerdings ist es bei den Jungs etwas komplizierter. Ihr seid nicht genug für zwei Mannschaften und für nur eine seid ihr mir zu viele, um euch allen die benötigte Aufmerksamkeit beim Training zu schenken. Deswegen ist heute für die Jungs ein Testspiel, drei müssen leider gehen."
Ich schaue in die Runde und treffe auf fast nur wütende Gesichter. So hatten sich die meisten das nicht vorgestellt. Ich hätte auch nicht gedacht, dass aus dem Schulsport so ein Drama gemacht wird, aber vielleicht ist das nun so, weil wir jetzt in der Oberstufe spielen.
Mein Blick bleibt, wie sollte es anders sein, an Elias hängen. Vielleicht habe ich ja doch noch die Chance, ihn loszuwerden. Er muss nur schlecht genug spielen.
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Just OrDINAry
Teen FictionOrdinary, gewöhnlich, durchschnittlich, normal, unauffällig. Alles Worte, die mich perfekt beschreiben. Kein Wunder, dass im Ersten sogar mein Name steckt. Irgendwie scheine ich dann aber doch nicht mehr so gewöhnlich zu sein, als ich nach der Jahrg...