24 ~ Entschuldigung

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*jealous (labyrinth)*

Hey. Sorry, dass ich dich gestern so blöd angefahren habe."

Mein Finger schwebt über ‚Senden', doch wie schon ein paar Mal zuvor, kleben meine Augen an Elias' Kontaktnamen und ich lösche die Nachricht wieder komplett, ohne sie abzuschicken.

Jetzt, wo ich eine Nacht darüber schlafen konnte, kann ich noch weniger glauben, was für eine komplett eifersüchtige Zicke ich gestern gewesen bin. Mein Verhalten ist mir so peinlich, dass ich es jetzt nicht mal über mich bringe, ihm eine Entschuldigung zu schreiben, geschweige denn ihn anzurufen oder von Angesicht zu Angesicht zu sprechen.

Unglaublich.

Ich schaue wieder auf den kleinen Bildschirm in meiner Hand und beginne erneut zu tippen, als eine Nachricht von Elias erscheint. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.", steht da simpel und ich bemerke, dass er mich wohl durchschaut hat.

Woher weißt du das?"

„Ich sehe schon bestimmt seit zehn Minuten, dass du ‚schreibst', aber nie etwas absendest."

Ja in Ordnung, er hat mich wirklich durchschaut.

„Ich war eindeutig im Unrecht.", schreibe ich und auf einmal fällt es mir wieder ganz leicht. So eine richtige Entschuldigung ist das zwar nicht, aber er wird sicher verstehen, was ich sagen will.

Er schickt mir dazu nur einen zwinkernden Smiley.

Ich weiß echt nicht, was ich mir gestern gedacht habe. Eigentlich war es doch logisch, dass Elias auch mit anderen Mädchen schreibt, schließlich ist er gutaussehend und dazu noch relativ beliebt. Zwar vielleicht nicht der beliebteste Junge der Oberstufe, aber er ist schon vorne mit dabei.

Alleine nach der Jahrgangsfeier hätte mir klar sein sollen, was er für ein Typ ist. Ich meine, er hätte mit mir geschlafen und wenn ich dem nicht so kurzfristig und peinlich entgangen wäre, sondern gleich ‚nein' gesagt hätte, hätte er bestimmt ein anderes Mädchen mit nach oben genommen.

Die Kontroverse ist allerdings, dass der Elias, den ich in den Tagen und inzwischen schon Wochen nach der Jahrgangsfeier kennen gelernt habe, ein ganz anderer Elias zu sein scheint, als der, von der Jahrgangsfeier. Er ist so freundlich und scheint nicht nur mit mir abzuhängen, weil er sich mehr erhofft, sondern einfach so, ohne Hintergedanken. Ich weiß einfach nicht, welche der beiden Persönlichkeiten wohl der echte Elias ist.

Frustriert werfe ich mein Handy auf mein Bett, wo es Chris nur ganz knapp verfehlt. „Woa, ich bin immer dafür, die Wut herauszulassen, aber ich würde ganz gerne noch weiter leben", scherzt er beschwichtigend und legt sein eigenes Telefon beiseite, um sich besser mit mir unterhalten zu können.

„Konntet ihr es wenigstens klären?"

Ich wiege meinen Kopf leicht hin und her. „Ich denke schon", meine ich dann langsam. Elias hat sich wenigstens nicht so angehört, als würde er nachtragend sein. Mein Glück.

„Gut, denn er hat sicher noch genug andere Probleme", kommentiert Chris und setzt sich bequemer hin. Ich schaue ihn fragend an. „Naja, ich denke nicht, dass Vincent ihm sein Verhalten von gestern so schnell nachsieht."

Jetzt raffe ich es auch. Wäre ich in der Situation wie Vincent gewesen, wäre ich wahrscheinlich auch ziemlich sauer auf Elias.

Allerdings kann ich auch Elias verstehen. Er hat ja selbst bei Chris schon nicht begeistert ausgesehen, als die beiden sich näher gekommen sind und der tut keiner Fliege was zuleide. Es ist kein Wunder, dass Elias so heftig reagiert, wenn die Trennung von Robin und Vincent echt so schlimm gewesen ist und die beiden dann auf einmal rumknutschen. Da kann ich Elias dann verstehen, wenn er seinen besten Freund vor solchen erneuten Schmerzen bewahren will. Ich weiß zwar keine Details, aber Elias wird schon seine Gründe haben.

Trotzdem würde ich mir an Vincents Stelle auch nicht vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.

„Das ist eine Sache zwischen Elias und Vincent", zucke ich deswegen nur mit den Schultern und Chris gibt einen nachdenklichen aber auch zustimmenden Laut von sich. Da fällt mir etwas auf: „Wie bist du eigentlich mit der Situation klar gekommen?"

Ich weiß ganz genau, dass Chris schon mehr gefühlt hat, als er zugeben würde. Schon alleine der Liebesbrief, den ich ja neulich in seinem Mathezeug gefunden habe bestätigt, wie gut die beiden klargekommen sind. Nur denkt Vincent seit diesem blöden Missverständnis, wo ihn Chris eigentlich nach einem Date fragen wollte, das aber ganz verdreht ankam sicherlich, dass Chris in ihm nur einen Freund sieht. Warum muss immer alles so kompliziert sein?

„Naja Vincent und sein Ex haben sich lange unterhalten und haben mich eigentlich kaum beachtet. Das war wirklich anstrengend und eigentlich wollte ich das Spiel ja nutzen, um Vincent näher zu kommen. Ich glaube, das hat jetzt das Gegenteil bewirkt."

Ich nicke verständnisvoll.

„Konntest du noch mal mit Vincent reden, seit gestern?"

Kopfschütteln.

„Soll ich mal mit ihm reden?"

Nach dieser Frage von mir, fällt die Reaktion von Chris schon heftiger aus. „Bloß nicht!"

Ich hebe beschwichtigend die Hände hoch. „Ist in Ordnung. Wenn du mir so wenig vertraust." Schmollend presse ich meine Lippen aufeinander.

„Darum geht es doch nicht. Ich will nur nicht den Eindruck vermitteln, ich könnte meinen Kram nicht selbst klären."

Genau dieses Gefühl habe ich aber. Die beiden machen es sich so kompliziert, dass ich gar nicht zuschauen kann. Außerdem weiß ich genau: Chris wird mit Vincent nicht darüber sprechen und so kann er das auch gar nicht klären.
Teufelskreis.

Ich bin mir aber so sicher, dass sich die beiden mögen. Und das nicht auf nur freundschaftlicher Basis. Seit ich Vincent und seinen Ex bei unserem Volleyballspiel zusammen gesehen habe, bin ich mir vielleicht nicht mehr hundertprozentig sicher, dass Chris und Vincent auch zusammen gehören, aber mögen tun sie sich definitiv.

Da fällt mir etwas ein: „Was ist eigentlich mit Anton?"

Chris zuckt nur mit den Schultern. „Er ist nett, ja, aber mehr ist da auch nicht." Er wirft mir einen langen Blick zu und ich kann förmlich in meinen Gedanken seinen Satz noch weiterführen: ‚weil da schon mehr bei Vincent ist.'

So geht das nicht weiter. Ich muss etwas unternehmen, egal ob er das will oder nicht, weil am Ende bin ich wieder diejenige, die seinen Herzschmerz ausbaden muss.

Klar, dafür sind Freunde ja da, aber wenn es sich schon vorher vermeiden lässt, vermeide ich es doch lieber gleich. Auch wenn Chris dann vielleicht sauer auf mich ist.

Das Risiko muss ich eingehen.

Just OrDINAryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt