*high hopes (panic! at the disco)*
Natürlich ist das Glück nicht auf meiner Seite gewesen. Elias spielt leider zu gut Volleyball, als dass er es nicht verdient hätte, im Team zu sein. Das muss selbst ich ihm anerkennen.
Verdammt, er macht mich echt fertig.
„Elias hat mich gar nicht beachtet.", beschwere ich mich bei meinem besten Freund. Dieses Mal sind wir bei mir zu Hause, in meinem Zimmer und meine fette Katze Tiger schnürt mir den Bauch ab, weil ich auf dem Boden liege und das Fellknäuel auf mir.
„Wieso interessiert dich das auf einmal?" Chris liegt neben mir, allerdings ohne Katze auf dem Bauch. Der glückliche. Nicht nur, dass mir durch das Gewicht alle wichtigen Organe im Bauch abgedrückt werden, der Kater ist zudem auch noch ein halber Heizofen durch das dicke Fell.
Ich seufze tief und vergrabe dabei meine Hand weiter in den Plüsch von Tiger. Wohlig schnurrt er leise und ich spüre die Vibration davon auf meiner Haut. „Ich weiß es nicht."
„Hm", macht Chris und runzelt die Stirn. „Hast du ihn gefragt, warum er dich nicht beachtet?"
Ich wuschele gedankenverloren mit der Hand durch das Fell und bringe es damit ziemlich durcheinander. Der Kater wacht auf und schaut mich vorwurfsvoll mit seinen gelben Augen an, was ich aber getrost ignoriere. Wenn der schon hier liegt muss der Kater auch mit sowas klarkommen. „Nein, ich will nicht mit ihm reden."
Ich seufze ein wenig auf. Leider spielt Chris kein Volleyball, er ist eher künstlerisch begabt, sonst müsste ich ihm das nämlich gar nicht alles erzählen. Das ist eigentlich echt schade, ich habe mir auch schon oft gewünscht, dass er in meinem Team spielt. Man kann allerdings ja nicht alles haben und so hocken wir wenigstens nicht die ganze Zeit beieinander. Da würden wir uns auch irgendwann auf den Keks gehen. Milde ausgedrückt.
Chris dreht seinen Kopf zu mir und schaut mich nicht verstehend von der Seite her an. „Gut, dass ich schwul bin. Ihr Frauen seid mir echt zu kompliziert."
Ich atme hörbar aus und der Kater auf meinem Bauch sinkt gleichzeitig gen Erdboden. Aufgeschreckt schaut sich Tiger mit seinen gelben Augen um und entscheidet dann, dass es Zeit für ihn ist, aufzustehen. Er trampelt noch mal kurz auf der Stelle und verpasst mir ein paar blaue Flecken am Bauch, bevor er aus meinem Zimmer verschwindet. Dankbar rolle ich mich auf die Seite, um Chris beim Reden anschauen zu können.
Ich bin ja der Meinung, Männer sind zu kompliziert. Frauen sind doch eigentlich ganz einfach zu verstehen, oder? Aber vielleicht bin ich auch einfach da die falsche Person.
Genau das will ich Chris auch sagen, doch er hebt die Hand und unterbricht mich so. Ich akzeptiere diese Geste und halte ausnahmsweise meine Klappe.
„Dina, ich will mich outen", meint er auf einmal, nach wenigen Sekunden des Schweigens, in denen ich schon ganz nervös geworden bin.
Es dauert ein paar Sekunden, bis seine Worte zu mir durchsickern. Das kam jetzt unerwartet.
Überlegend schaue ich ihm in die Augen. „Bist du dir sicher?" Ich weiß, wie lange er damit schon kämpft, denn seine Eltern sind in dieser Hinsicht sehr konservativ. Seine Mutter ist Mitglied in der Kirche, was ja an sich kein Problem ist, allerdings hat sie, nach vorsichtigem nachfragen meinerseits, ihre eigene Meinung zu dem Thema Homosexualität. Und die ist keine gute.
Auch sein Vater wird nicht begeistert von dieser Nachricht sein, da bin ich mir sicher. Deswegen konnte Chris auch nie so offen schwul sein, wie er es wohl ohne solche Eltern gewesen wäre.
„Ja", antwortet er mir mit Nachdruck. „Ich glaube, das mit Vince könnte etwas Ernstes werden."
Ich betrachte ihn einen Augenblick. Wann ist er denn so erwachsen geworden, dass er sich um so etwas kümmert? Irgendwie muss ich das nicht mitbekommen haben.
Ich bin mir zwar nicht sicher, ob er da nicht schon zu weit denkt, denn bisher ist zwischen ihm und Vincent ja kaum etwas passiert. Von seiner rosa Wolke will ich ihn aber trotzdem noch nicht herunterholen. Vielleicht denke ich auch einfach wieder viel zu negativ.
Leicht färben sich seine Wangen rot und er richtet seinen Blick hinter mich, auf die Wand. So verlegen ist er selten. Das sieht ganz schön süß aus. „Das freut mich für dich", meine ich ehrlich, ignoriere alle schlechten Gedanken und lächele ihn an, als sein Blick wieder zu mir zurück fliegt.
Ich sehe in seinen Augen, wie viele Gedanken er sich schon dazu gemacht hat. Ein kleiner Funke Angst sticht auch daraus hervor.
Das würde sein erster männlicher Freund werden, nach unserer Trennung und überhaupt. Irgendwie ist das schon ein klitzeklein bisschen merkwürdiges Gefühl, dass er erst mit mir zusammen war, aber ich weiß ganz genau, dass das nichts ernstes gewesen ist zu diesem Zeitpunkt. Uns hat, denke ich, eher der Gedanke gefallen, mehr zu sein, als nur gute Freunde. Allerdings mussten wir uns später eingestehen: mehr als freundschaftliche Gefühle waren wirklich nicht dabei, deswegen war die Trennung auch überhaupt nicht schlimm. Wir lieben uns zwar, aber definitiv nicht auf romantischer Ebene, sondern als Freunde. So wie es jetzt ist, ist es viel besser und ich bin extrem dankbar, dass wir dadurch irgendwie noch stärker zusammengeschweißt wurden.
Soll noch mal einer sagen, dass Jungs und Mädels keine besten Freunde sein können.
„Ich unterstütze dich auf jeden Fall bei deiner Entscheidung", sichere ich ihm mit einem tatkräftigen Nicken meine Unterstützung zu, ohne zu wissen, welche Folgen das für mich hat.
„Darauf hatte ich gehofft. Kommst du mit, wenn ich es meinen Eltern sage?"
Ich blinzele und starre dann auf einen Punkt hinter Chris. Damit hatte ich nicht gerechnet. Eigentlich wollte ich dieses Gespräch immer vermeiden und habe auch gehofft, dass mich Chris nicht dabei haben will, weil das einfach merkwürdig ist, wenn ich währenddessen da bin.
Außerdem habe ich echt schiss vor der Reaktion seiner Eltern.
Trotzdem mache ich jetzt garantiert keinen Rückzieher mehr, denn so feige bin nicht mal ich. Ich nicke also ganz langsam und er schenkt mir daraufhin eins seiner strahlenden Lächeln. „Danke. Das bedeutet mir echt viel."
Ich versuche, so überzeugt wie möglich zurück zu Lächeln. Das kann ja was werden.
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Erstmal vielen Dank für die schon über 1K reads und die ganzen Sternchen und lieben Kommentare.... das spornt wirklich an! :*
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Just OrDINAry
Novela JuvenilOrdinary, gewöhnlich, durchschnittlich, normal, unauffällig. Alles Worte, die mich perfekt beschreiben. Kein Wunder, dass im Ersten sogar mein Name steckt. Irgendwie scheine ich dann aber doch nicht mehr so gewöhnlich zu sein, als ich nach der Jahrg...