*might not like me (brynn elliott)*
Ich hocke mit Chris in diesem kleinen Café, nicht weit entfernt von unserer Schule. Wir haben seit zwanzig Minuten Schulschluss und sind sofort nach dem erlösenden Klingelzeichen dort hin gegangen. Ich schlürfe an meiner heißen Schokolade, die mir Chris ausgegeben hat, weil ich das heute mit ihm durchziehe. Die war er mir eindeutig schuldig, ich fühle mich nämlich jetzt schon unerwünscht, dabei ist dieser Anton, mit dem Chris verabredet war, noch nicht mal anwesend.
Das Café gefällt mir wirklich gut, es ist ziemlich verwinkelt und die hellbraune Einrichtung lädt zum Verweilen ein. Ich bin wirklich gerne hier, es ist einfach gemütlich, in den Stühlen und Sesseln zu sitzen und den Tag zu genießen.
Außerdem ist diese Schokolade viel zu lecker, um wahr zu sein.
Ich sitze so, dass ich den Eingang im Auge behalten kann und merke, wie meine Augen immer mal wieder zur Tür huschen. Ich bin schon ziemlich gespannt, wie der Typ so drauf sein wird. Ich will gar nicht wissen, wie sich Chris jetzt fühlen muss, wenn selbst ich schon so angespannt bin.
Ein kurzer Blick zu Chris reicht, um zu sehen, dass er mindestens genau so aufgeregt ist wie ich. Er zupft nämlich gedankenverloren an der Nagelhaut seines Daumens und das ist so eine Angewohnheit von ihm, wenn er nervös ist.
Manchmal zupft er so sehr an der Haut, dass es sogar richtig blutet. Kein schöner Anblick.
Die kleine Glocke über der Tür zum Café klingelt genau in dem Moment, als ich Chris sagen wollte, er soll seine Finger in Ruhe lassen und ein älterer Junge kommt durch die Tür herein. Sofort spüre ich seine Präsenz, mit der er den Raum förmlich füllt. Sein Blick schweift einmal neugierig durch das Café, über die wenigen Menschen, die hier außer uns sind, bis er bei uns stoppt.
Anscheinend kann er sich denken, dass weder die Frau mit dem kleinen Jungen auf dem Arm, noch der alte Herr mit dem Gehstock wohl auf die Beschreibung von Chris passen, die er sicherlich von Vincent bekommen hat. Langsam setzt er sich wieder in Bewegung und bleibt schlussendlich vor Chris und mir stehen.
„Bist du Chris?", fragt er und ich bekomme eine leichte Gänsehaut, als seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde auch mich mustern. Er hat die krassesten Augen, die ich je gesehen habe. Sie sind so blau, dass ich mich frage, ob er nicht Kontaktlinsen oder ähnliches trägt.
Ich merke, wie Chris neben mir aufsteht und ich mache ihm, ohne darüber nachzudenken, nach und stehe auch auf. „Ja genau, hallo", begrüßt Chris Anton gezwungen förmlich mit einem Handschlag und deutet dann leicht auf mich. „Das ist Dina, meine beste Freundin."
Auch ich gebe ihm die Hand und versuche, ihn nicht zu sehr anzustarren. Stattdessen konzentriere ich mich auf meine Hand, die sich gerade in seine legt. Seine Hand ist warm und sein Händedruck fest, aber doch nicht zu fest. „Ich bin Anton", stellt er sich überflüssigerweise vor und wir setzen uns wieder hin. Sein Blick fällt noch einmal auf mich. „Ich wusste nicht, dass wir heute zu dritt sein würden?", bemüht er sich darum, halbwegs höflich zu bleiben, aber ich merke genau, dass ihn meine Anwesenheit jetzt schon stört.
Ich wusste, mich hierher mitzunehmen war eine dumme Idee.
„Sind wir auch nicht, Dina lässt uns in einigen Minuten alleine, weil sie sich später noch mit jemanden trifft", erklärt Chris. „Ich habe ihr angeboten, hier noch kurz zu warten."
Gut, das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber was soll's. Ich nicke natürlich trotzdem bekräftigend und Anton schaut, immer noch ein wenig unzufrieden, wieder weg.
Tatsächlich war das gar nicht wirklich eine Lüge, denn ich treffe mich sogar nachher noch mit Elias zum Lernen in unserer Schulbibliothek. Er hat gestern gefragt, ob ich heute Zeit habe und ich dachte mir, so habe ich eine Ausrede, hier wegzukommen, die sogar wahr ist. Ich bin nämlich nicht so gut im lügen.
Ich nehme mir vor, die nächsten Minuten einfach still zu sein und dem Gespräch von meinem besten Freund und diesem Anton zu lauschen. Erleichtert stelle ich fest, dass sie sich anfänglich wohl ganz gut verstehen.
„Ich weiß eigentlich nicht wirklich etwas über dich außer, dass du ein Freund von Vincent bist", versucht Chris das Gespräch ins rollen zu bringen.
„Ja richtig, mal schauen, was gibt es so über mich zu erzählen?", überlegt der Fremde kurz und fährt sogleich fort. „Ich bin letztes Jahr mit der Schule fertig geworden, ich spiele Volleyball und habe Vincent im Internet kennen gelernt. Ich habe mich erst vor einem knappen Jahr geoutet und er hat mir sehr dabei geholfen, mit dem ganzen Chaos, was darauf folgte, umzugehen."
Chris nickt verständnisvoll. „Ich hab's meinen Eltern auch jetzt erst erzählt."
„Also ist das dein erstes Date?"
Ich warte darauf, dass Chris ihm erklärt, dass das hier kein Date ist, doch alles, was er macht, ist simpel zu nicken.
Im Grunde hatten ja auch Chris und ich einige Dates, aber selbst ich verstehe, dass sich Anton mit seiner Frage eher auf andere Jungs bezieht.
Es folgt ein kurzes Schweigen und ich habe sofort das Gefühl, dass ihnen jetzt schon der Gesprächsstoff ausgegangen ist. Plötzlich zeigt Chris auf mich. „Dina spielt auch Volleyball", erklärt er, als wäre es das interessanteste auf der ganzen Welt.
Ich sinke ein wenig weiter in meinen Stuhl. So viel zum Thema, ich bleibe einfach still sitzen und beobachte nur.
„Tatsächlich? Dann sollten wir mal zusammen spielen. Ich glaube, du würdest dich sicher ganz gut mit meinen Freunden verstehen."
Ich nicke, immer noch überrascht, dass die Rede so schnell auf mich gefallen ist und dass Anton so reagiert, obwohl er doch anfänglich überhaupt nicht glücklich war, mich hierzuhaben. „Ja, sehr gerne", meine ich höflich und lächele Anton an.
Da habe ich noch nicht damit gerechnet, dass es zu diesem Spiel tatsächlich sehr bald kommen wird und es alles nicht unbedingt vereinfacht. Könnte ich doch in die Zukunft schauen, dann hätte ich sicherlich etwas abwehrender auf diesen Vorschlag reagiert.
Da ich das ja aber leider nicht kann, sitze ich hier und nicke leicht begeistert vor mich hin.
Anton scheint allerdings wirklich nett zu sein. Kein Wunder, denn Vincent hätte ich auch nicht zugetraut, mit irgendeinem kompletten Arsch befreundet zu sein. Vincent hat Geschmack und ich weiß genau, dass er irgendwann bemerken wird, wie toll mein bester Freund ist. Da bin ich mir sicher.
*****
Da ist Anton also tatsächlich ein bekanntes Gesicht für einige von euch ;)Ich möchte allerdings noch dazu erwähnen, dass auch andere schon vor mir die Idee hatten, ihre „alten" Charaktere in den aktuellen Geschichten wieder vorkommen zu lassen. Das beste Beispiel dafür sind sicher meine Vorbilder hier auf Wattpad: HeyGuys77 & Tyskerfie , deren Geschichten ich nur wärmstens empfehlen kann.
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Just OrDINAry
Genç KurguOrdinary, gewöhnlich, durchschnittlich, normal, unauffällig. Alles Worte, die mich perfekt beschreiben. Kein Wunder, dass im Ersten sogar mein Name steckt. Irgendwie scheine ich dann aber doch nicht mehr so gewöhnlich zu sein, als ich nach der Jahrg...