Tahiti

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Die helle Mittagssonne ließ die bunten Lichter der Girlanden funkeln, die zu unzähligen an dem geräumigen Unterstand hingen.

Zusammen mit zahlreichen bunten Blumen schmückten sie die Bar von Antania's Vater, während sich hinter der Theke die Alkohol- und Saftflaschen stapelten.

Auch wenn es gerade erst Mittag war, arbeiteten die beiden Mädchen schon eine ganze Zeit lang. Gläser waschen, Tische abwischen seit gefühlt nie endenen Stunden.

Aber trotzdem machten sie ihren Job gerne. Sie genossen die warme Sonne auf ihrer Haut, die leichte Brise des Windes, die sacht ihre Arme umflog und das Rauschen des Meeres, das an ihre Ohren drang.

Tahiti war das Paradies. Nirgendwo anders gab es so eine schöne Sonne, so ein glänztendes Wasser und solch atemberaubend schöne Pflanzen.

Antania's Vater sagt immer: " Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen."
Und irgendwie hat er ja auch recht. Jährlich kommen wirklich viele Touristen zu der Insel und nicht wenige davon besuchten die kleine Bar ihres Vater, die hier fast schon eine Berühmtheit war.

Antania stellte die letzten beiden Gläser zurück ins Regal, während sie die Melodie Havanna summte. Es dauerte nicht lange, bis ihre Freundin miteinstieg und sich das Summen in Gesang verwandelt.

Havanna ho-na-na
Half of my heart is in Havanna-ho-na-na
He took me back to east Atlana-na-na-na
All of my heart is in Havanna, there's something 'bout this mennas
Havanna-ho-na-na

"Wie weit sind denn, meine Gesangstalente?"

Die beiden Mädchen unterbrachen sich selbst und drehten sich um.
In ihr Blickfeld trat ein Mann mittleren Alters mit kurzen, dunkelbraunen Haaren und einem Bierbauch. Mit seiner Größe von 1,66m kann er nicht wirklich angeben, weshalb ihn seine siebzehnjährige Tochter auch schon längst überholt hat.

"Papa! Was machst du hier? Du sollst dich doch schonen!" Antania half ihren Vater die kleine Treppe zum Barbreich hoch und drückte ihn dann auf einen der Stühle.

"Ach, Antania, mein Fuß ist doch nur verstaucht. Da ist nichts weiter schlimm dran", winkte er ab und stand wieder auf.

"Harald Uwe Lorenzo! Ich habe gesagt du sollst deinen Fuß schonen und das tust du jetzt auch! Du wirst auch nicht schneller wieder Cocktails mixen können, wenn du deinen Fuß so belastest!" Ein Seufzer entglitt Antania's Kehle.

Wenn sich ihr Vater ein Ziel gesetzt hat, dann war es schwer ihm das wieder aus dem Kopf zu schlagen.
Einmal hatte er drei Wochen lang vor einer Arbeitstelle geschlafen, bei der er sich beworben hatte, weil er diesen Job unbedingt wollte. Am Ende hat sein Gegenspieler den Job bekommen und dir ganze Mühe war unsonst.

Nach dieser Niederlage hat er seine Sachen gepackt, ist in den Flieger gestiegen und hat in Tahiti eine Strandbar aufgemacht, wo er kurze Zeit später auch Antania's Mutter kennenlernte.

"Aber Cocktails mixen kann ich auch auf einem Bein. Siehst du?" Er stellte sich auf sein rechtes Bein und hüpfte hinter die Bar. "Was darf's sein, meine Damen?"
Er stützte sich mit seinen Armen auf dem Tresen ab und grinste seine ungläubige Tochter an.

"Aber Papa! Der Arzt hat gesagt, dass du..."

"Was der Arzt gesagt hat geht mir sowas von am Arsch vorbei! Antania, wir sind hier auf Tahiti. Hier lebt man nach seinen Vorstellungen und nicht nach irgendwelchen Richtlinien."
Ihr Vater kam um die Theke gehüpft und ließ sich auf einen der Barhocker fallen.

"Außerdem hast du nur ein Leben. Werf es nicht so achtlos weg, wie die ganzen Touristen ihren Müll."

"Er hat Recht, Schätzchen. Du lebst nur einmal, also mach was aus deinem Leben." Laila, ihre zwanzigjährige Freundin, strich ihr kurz über ihre Schulter.

Ihre honigblonden Haare erhielten in der hellen Sonne einen glänzenden Goldschimmer, der sich perfekt an ihre braun gebrannte Haut anpasste.

"Ich will mein Leben ja auch nicht verschwenden. Ich mache mir nur Sorgen um Papa. Ich will nicht das er hier irgendwann mit Krücken herumlaufen muss."
Antania umarmte den Mann von hinten und ging wieder hinter den Tresen.

"Und selbst dann würde ich noch Cocktails mixen, mein Schatz." Er warf ihr einen unschuldigen Blick zu, wofür er das Handtuch gegen den Kopf geworfen bekam.

"Du bist echt unmöglich", murmelte Antania, als sie nebenbei die Flaschen sorgfältig ins Regal räumte und ihr Vater über seine eigene Tochter zu lachen begann.

"Wir werden in den nächsten Tagen übrigens königlichen Besuch bekommen", meinte er und blinzelte ein paar mal gegen die helle Sonne.
"Echt?! Wer kommt denn?" Antania und Laila starrten ihn fassungslos an.

"Die Prinzessin vom Skorpion mit ihrer Getreuen und einem der Kommandanten", erklärte er den beiden Mädchen und fing sich einen verwirrten Blick von Laila ein.

"Das was ich dir erklärt hat", murmelte Antania in Lailas Richtung woraufhin sie verständlich nickte.
"Womit haben wir dann die Ehre, dass uns extra die Prinzessin eines anderen Imperium besucht?"

Schon seit Antania auf der Welt ist, wahrscheinlich schon viel länger, erzählt ihr Vater ihr von einem Land, welches weit entfernt von ihrem lag und von zwölf Imperien bewohnt ist, nun allerdings von schrecklichen Kriegen heimgesucht wird.

Früher hat sie ihm jegliche Geschichten, die er ihr über das Land erzählt hat, geglaubt. Sie hat es geliebt, wenn sie als kleines Mädchen auf seinem Schoß saß und er ihr von den verschiedenen Imperien und den Kontrasten erzählt hat, die dort herrschen.

Besonderd fasziniert hat sie immer das Imperium Fisch. Lanzenkämpfer, die mit Meerestieren in Kontakt treten können und im Meer unbesiegbare Krieger sind. Menschen mit Lungen und Kiemen. In der Menschwelt, wie ihr Vater ihre Welt genannt hat, würde man sie wohl für misshandelt halten und möglicherweise sogar für Experimente missbrauchen.

Außerdem hat er ihr von den heiligen Waffen erzählt, die jedes Imperium besitzt. Beim Löwen und Skorpion, aus Custos, sind es zwei mächtige Schwerter.

Beim Schützen, aus Adnerstoria, ist es ein schier unbesiegbarer Bogen, der niemals daneben treffen soll, wenn man den Geschichten Glauben schenken will.

Beim Fisch soll es eine Lanze sein, die vor abertausenden Jahren von Poseidon und drei Meerjungfrauen geschmiedet wurde und die Macht hat jedes Meerestier und sowie die See zu kontrollieren. Eine gewaltige Macht also, die in dieser Waffe verarbeitet wurde.

Und genau das ist der Grund, warum sie seit Jahrhunderten niemand mehr eingesetzt hat. Sie wurde von Geistlichen in einen der drei Tempel des Fische gesperrt und wird dort gut verwart.

Die Krieger sind der Meinung, dass man ihre Macht nur ausnutzen würde, weshalb sie sie unzugänglich für das Volk gemacht hat.

Eigentlich ist diese Idee wirklich gut, wenn das denn alles wahr wäre.
Früher hatte sie ihrem Vater diese Geschichten ja noch alle geglaubt, aber je älter sie geworden ist, desto so mehr zweifelt sie daran.

Jetzt sind es lediglich spannende Geschichten und Märchen über Krieg und Frieden in einer zerbrochenen Welt.

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Schönen Sonntag🐝

Fisch - Die Kriege sind noch lang (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt