Gefangen im Mahaganen-Clan

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"Samna Radadro." Die Meerjungfrau ließ den Namen der gefangenen Mahaganin auf ihrer Zunge zergehen, während sie mit dem Messer in ihrer Hand herumspielte.

"Samna... Radadrooo", erwiderte sie und zog das 'o' in die Länge. Ihre Zunge näherte sich dem mit Samnas Blut überzogenen Messer und leckte es ab.

"Saamnaa Raa..."

"Hör auf damit!", unterbrach Samna sie und sah die Meerjungfrau schweratmend an. Das kalte Eisen bohrte sich langsam in ihre Haut und es kam ihr so vor, als würde es inzwischen eintausend Grad heiß sein.

"Ich denke du bist gerade nicht wirklich in der Position Forderungen zu stellen, meine Liebe", entgegnete Amonias und legte das Messer beiseite.

"Weißt du, der Generalmajor hat mir diese Klinge vor ein paar Jahren geschenkt. Seitdem benutze ich nichts lieber um Euresgleichen aufschlitzen."

Samna unterdrückte einen Würgereiz und versuchte den Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen, dass sie möglicherweise die Nächste war, die von dieser Klinge zerschnitten werden würde.

Ihre Kleidung war zerissen, während sie an den Eisenketten hing und sich ihr Unterkörper in dem eiskalten Wasser befand. Sie spürte ihre Beine kaum noch und das Einzige, was sie daran erinnerte, dass sie noch da waren, war das Blut, dass aus ihnen hervorging.

Die Schlitze, die Amonias ihr mit dem Messer zugefügt hatte, brannten unangenehm in dem kalten Wasser. Sie wollte gar nicht wissen wie lange sie hier schon hing und die Folter der Meerjungfrau über sich ergehen ließ.

"Also kommen wir zum geschäftlichen", erwiderte Amonias plötzlich und schwamm auf sie zu, bis sie nur noch wenige Zentimeter trennten. "Fassen wir nochmal zusammen, was dich in diese ungünstige Lage gebracht hat."

Selbst wenn Samna etwas hätte erwidern wollen, dann hätte sie es nicht geschafft. Ihre letzte Kraft hatte sie in ihren Befehl gesteckt, als Amonias mit ihrem Namen gespielt hat.

Beim MahaganenClan wurde sie von klein auf erzogen, Folter und Schmerz stand zuhalten, doch Amonias hat sie an ihre Grenzen gebracht. Ihr war so kalt, als würde sie nackt im Eismeer des Steinbocks schwimmen und dazu kamen die stätigen Spielerein mit ihrem Körper in Verbindung mit dem Messer.

"Du hast meine Gastfreundschaft mit Füßen getreten, diese winzig kleine Aufgabe, die ich dir gegeben habe ignoriert und dann, während deiner Flucht, einen Berg aus Schulden hinter dir aufgebaut", zählte die Meerjungfrau auf und legte den Kopf schief. "Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"

Sie versuchte sich in die schweren, dicken Eisenketten zukrallen, um noch etwas Halt zu haben, doch sie scheiterte kläglich. Es gab keinen Ausweg mehr. Jetzt würde sie von Amonias getötet werden und von ihren Meerjungfrauen gegessen, doch ihr Leiden, ihr Leiden hatte dann ein Ende. Sie sehnte sich schon beinahe den Moment entgegen, in welchem sich ihre Augen zum letzten Mal schießen und dann in Wajaaka wieder öffnen würde. Vereint mit Zeria und ihrer älteren Schwester, die sie damals töten musste. Das scharfe Messer, das von ihren kleinen, blutenden Händen gehalten wurde und schließlich den Körper ihrer Schwester durchstach. So viel Angst hatte sie damals beherrscht, soviel Panik und Ungewissheit. Der gesamte Clan stand um das junge Mädchen herum und schaute sie an. Mit teilweise vernarbten, teilweise verdeckten Gesichtern und dem Zeichen ihrer Imperiums am Hals und des Clans an der Hand, während ihre Augen allesamt auf sie und ihre am Boden liegende Schwester gerichtet waren. Es waren Blicke, die absolut nichts von den Gefühlen oder der Person eines jeden Mitgliedes preisgaben und gleichzeitig so angsteinflössend waren, dass Samna sie bis heute nicht vergessen hatte.

"Ich... sollte meine Schwester töten", brachte sie stotternd hervor, während Amonias sie unverwandt ansah. "Du hast gesagt... ich solle mein Schwester töten." Ihre Stimme war beinahe tonlos und zitterte stark, wegen der Kälte und des Schmerzes.

Fisch - Die Kriege sind noch lang (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt