"Ich will dich nicht verlieren, kleiner Bruder!"

11 4 3
                                    

Mit ihren Augen verfolgte Enchans das Flugzeug, das sich dem Landeplatz näherte und schließlich zum Stillstand kam.

Ihr Freund stand vor ihr und sein wiederholtes Gähnen vermischte sich mit dem Lärm der großen Maschien, die gerade ebene gelandet war. An ihren Seiten konnte man das Zeichen eines mächtigen Imperium erkennen.

Skorpion. Das Imperium mit den besten Kämpern, den Hütern der uralten Kampfkünste, die von Generation zu Generation weiter gegeben werden und das Imperium, welches über die Nördlichen Portalinseln herrscht.

Ein umstrittenes Gebiet, welches nach etlichen Auseinandersetzungen von Fische und Skorpion nun doch zu Custos zählt. Zudem sind die Portalinseln das Zuhause der Gelehrten und Gläubigen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Geschichte vom Land der Sterne Wort für Wort zu Papier zu bringen und zu übersetzten.

Einige kehren im Laufe ihres Lebens zu ihren Heimatorten zurück, um dort in den Tempeln und Kloster zu lehren und ihr Wissen weiter zugeben.

Im Gegensatz zu den Südlichen Portalinseln, die sich schon seit der Gründung der Imperien im Besitz der Jungfrau befinden, sind sie um einiges kleiner, da viele Berge ihre Oberfläche verzieren.

"Warum müssen die Flugzeuge vom Skorpion eigentlich immer mitten in der Nacht ankommen? Morgen um zehn hätte es doch auch getan", seufzte Lio ein wenig genervt, der schlaftrunken neben seiner Freundin stand.

"Ich habe gehört, dass Magreta es irgendwie geschafft hat den Flug auf jetzt umzulegen und sie deshalb um
-wie spät haben wir es jetzt? Zwei Uhr?- kommen", erwiderte Enchans amüsiert bei seinem schlechtgelaunten Gesichtsausdruck.

"Dann sei jedenfalls sowas wie ein Kissen, damit ich zur Not noch im Stehen schlafen kann", meinte er und zog sie zu sich. Noch während sie versuchte sich von ihm loszureißen schloss er seine Arme um ihren Körper und verhinderte jegliche Möglichkeiten auszubrechen.

Enchans seufzte. "Deine Schwester kommt ja gleich. Dann kann sie mich ablösen."
Ihrem Freund entran ein gedämpftes Lachen. "Als meine Freundin müsstes du das doch wohl aushalten können, oder irre ich mich da?"

"Ja, aber ich habe dir gesagt du sollst früher schlafen gehen, weil das Flugzeug um zwei Uhr nachts ankommt", erwiderte sie, schmiegte sich aber trotzdem an seinen durchtrainierten Körper.

"Sagst gerade du", entgegnete er ihr gähnend. "Hast du überhaupt geschlafen?"

"Ich war beschäftigt."

"Mit was denn bitte schön?" Auf seinen Lippen bildete sich ein Grinsen, während er seinen Kinn auf ihrem Kopf abgelegt hatte.

"Wenn Ivy meint, dass eine Ganzkörpermassage mit Duftkerzen und Räucherstäbchen am besten um Mitternacht wirkt, dann stimmt das wohl", sagte Enchans und ein kleines Lachen verließ ihre Lippen.

"Denn was Ivy sagt, ist ja Gesetz." Lio verdrehte die Augen was Enchans nur  noch mehr zum Lachen brachte. Ihre beste Freundin und ihr Freund führten eine etwas eigenartige Hasslieben-Beziehung, die mal mehr, mal weniger zum Vorschein kam.

"Und jetzt lass mich los und geh deiner Schwester aus dem Flugzeug helfen, bevor sie sich noch das andere Bein bricht", scheuchte sie ihren Freund von sich weg.

Er verpasste ihr einen leichten Schlag auf den Hintern und warf ihr ein spöttisches Grinsen zu, aus dem Enchans etwa soviel lesen konnte wie: sobald wir wieder alleine sind, entkommst du mir nicht so leicht.

Sie verdrehte die Augen und beobachtete wie ihre Mentorin aus dem Flugzeug stieg und dabei versuchte nicht mit ihren Gehilfen die Treppe herunterzufallen.

Fisch - Die Kriege sind noch lang (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt