Ihr Knie schmerzte fürchterlich, egal in welcher Position es sich befand. Keuchend lehnte sie ihren Rücken gegen die harte Steinwand und atmete erschöpft aus.
In diesem Zustand konnte sie sich und ihren kleinen Bruder doch nicht hier rausholen, wobei sie nicht einmal wusste, wie sie das anstellen sollte.
Woher sollte sie denn auch wissen, was diese Meerjungfrau als Bezahlung haben wollte?Sie hatte zwar von Menschen gesprochen, aber Magreta kann doch keine lebenden Menschen entführen und sie hier ihrem sicheren Tod überlassen.
Sie hob ihren Blick, der bis eben noch auf den harten Steinboden, dieser Zelle gerichtet war. Ein relativ großer Raum, der zum größten Teil aus einem riesigen Tümpel bestand. Nur an der hintersten Wand befand sich ein Steinvorsprung, auf dem sie jetzt seit einigen Stunden verweilte.
An den Wänden waren weit oben, beinahe an der Decke, kleine Öffnungen, die der Kriegerin verrieten, dass es bereits Morgen sein musste. Ihre Gehilfen waren auch weg. Die hätten ihr bei dem Versuch den Tümpel zu durchqueren, allerdings auch nicht viel geholfen.
Aufeinmal tauchte eine schmale Gestalt am Eingang der 'Zelle' auf. Es war die Meerjungfrau von gestern Nacht. Die mit den weißen Haaren und dem bewusstlosen Mann.
Sie trug einen geflochtenen Korb in ihren Händen, in dem sich Binden aus Stoff und einige Kräuter und Salben befanden. Schweigend schwamm sie auf Magreta zu und stellte den Korb neben sie auf den Steinboden.
"Guten Morgen, Mensch", sprach sie leise, stützte sich auf die Kante des Vorsprungs und saß plötzlich neben Magreta. "Ich will dein Knie versorgen."
"Warum sollte ich dir trauen? Du hast uns entführt und jetzt willst du mir aufeinmal helfen?", zischte sie skeptisch und musterte sie weißhaarige Meerjungfrau mit aufmerksamen Augen.
"Du hast Schmerzen", meinte sie und zeigte auf Magretas Knie. Magreta schaute erst auf ihr Knie und dann auf sie Meerjungfrau, die vor ihr saß.
"Du leidest", meinte die weißhaarige nach einer Weile.
"Ich habe schon viele Menschen leiden sehen. Ich will nicht noch mehr sehen.""Das ist trotzdem kein guter Grund, damit ich dir vertraue", entgegnete ihr Magreta und hielt den Blick immer noch mit Vorsicht und Skepsis stand.
"Sollte ich dich dann lieber töten oder verletzten?"
Magreta wollte den Mund aufmachen und irgendwas erwiedern, aber darauf fiel ihr nichts mehr ein. Langsam schlossen sich ihre Lippen wieder.
"Ich meine, was für einen Grund hättest du, mich jetzt zu versorgen? Wir sind doch eigentlich Feinde", fragte sie schließlich, während die weißhaarige schon allmählich began, Magretas Knie zu untersuchen und dabei mit solcher Vorsicht vorging, als könnte die Kriegerin bei jeder Berührung zerbrechen.
"Wie ich schon sagte, ich habe schon genug Menschen leiden sehen. Du sollst nicht zu ihnen zählen", antwortete die Meerjungfrau ruhig und fing an, die Verbände von ihrem Knie zulösen, während Magreta schmerzvoll das Gesicht verzog.
Sobald sie wieder auf beiden Beinen laufen konnte, würde Jack seine Revanche kriegen, darauf konnnte er sich gefasst machen. Die Weißhaarige verteilte die Salbe vorsichtig auf dem Knie, das zum Glück schon ziemlich am Ende seiner Heilungsphase angekommen war.
Eine Gänsehaut überzog ihren ganzen Körper, als die kalte Mischung ihre Haut berührte. Vielleicht war es auch Einbildung, aber sie meinte zu spüren, dass der Schmerz bereits weniger wurde.
Namira... War ihr Name nicht Namira? Eine andere Meerjungfrau hatte sie doch gestern so genannt, als sie gerade in der Bucht eingetroffen waren. Irgendwie schien sie anders zu sein, als die anderen. Sie sah zwar viel jünger aus, aber sie schien viel bedachter zu handeln. Viel reifer un erfahrener.
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Fisch - Die Kriege sind noch lang (Band 2)
FantasíaIhre langen, schwarzen Haare wehten in den leichten Windzügen, die ihre Wege über den Strand fanden. Sie lief selbstsicher und voller Lebensfreude vorraus, wobei ihre Beine von dem leichten Stoff ihres buntgeblümten Sommerkleides umgeben waren. Ob s...