"Auredon! Auredon! Hier bin ich! Ich kann gar nicht glauben, dass du endlich da bist. Ich hab dich ja so vermisst!" Aufgeregt zog Amonias ihre Freundin in eine stürmische Umarmung.
Ein Lachen entwich den Lippen der Hexe, deren lila schimmernde Haut im Licht der Kerzen noch mysteriöser wirkte, als sie es ohnehin schon war.
"Ich hab dich auch vermisst, meine Schöne", erwiderte Auredon lächelnd. Sie stand bis jetzt nur mit den Füßen im warmen Wasser der Quelle und das einfache weiße Kleid umspielte noch ihren Körper.
Narben, Überreste von Verbrennungen und nicht verheilende Wunden schrieben ganze Romane auf ihrem Körper, was die Meerjungfrau ein wenig traurig erschienen ließ.
"Wir müssen uns umbedingt mal um die ganzen Wunden kümmern", seufzte sie und strich über eine Narbe, die sich entlang ihrer Hüfte zu ihrem Oberschenkel zog.
Ebenfalls glit ihr besorgter Blick nach oben zu ihrem Gesicht, wo sich einst zwei giftgrüne Augen befanden. Jetzt war nur noch eines dort und über der anderen Stelle lag eine noch relativ frische Narbe.
"Mach dir darum keine Sorgen, Amonias", beruhigte sie ihre Freundin und fuhr ihr sanft über die dunklen Haare. "Ist es nicht irgendwie auch ein Privileg sie zu tragen? Ich meine sie erzählen Geschichten von einer längst vergangenen Welt, die vor tausenden von Jahren einmal existiert hat."
"Du hast Recht." Amonias lehnte sich ein wenig gegen die Streicheleinheiten ihrer Freundin.
"Außerdem beweisen sie, dass wir schon damals im Krieg gekämpft haben. In einem Krieg, der viel schlimmer ist als der, über den sich jetzt die Menschen aufregen.""Die Menschen sind wirklich Schwächlinge geworden, wenn man sie mit den starken Kriegern von damals vergleicht." Eine Spur Enttäuschung war in der Stimme der Meerjungfrau zu hören.
"Aber jetzt komm endlich ins Wasser! Es ist so schön angenehm.""Ich komm ja schon", gab Auredon lachend zurück, bevor sie das weiße Kleid zu Boden fallen ließ und in die heiße Quelle hineinstieg.
"Es fühlt sich an, als würde der ganze Stress der letzten Zeit einfach abfallen. Und du Glückliche kannst hier hin wann immer du willst."Amonias kicherte, während sie das Wasser in ihre Hände nahm und es hindurchfließen ließ. "Du kannst ja auch öfter zu mir kommen. Dann kannst du auch öfter in die Quellen."
"Für ein Weile werde ich sowieso erstmal hierbleiben", antwortete sie und sofort bildete sich ein Lächeln auf dem Gesicht der Meerjungfrau.
"Wirklich?! Das wird großartig werden! Wir haben so viel nachzuholen. Wie lange haben wir uns jetzt nicht gesehen? Ein, zweihundert Jahre? Das ist eine ganze Menge im Vergleich dazu, was wir früher immer gemacht haben..."
"Amonias!", unterbrach Auredon ihre aufgeregte Freundin mit einem Grinsen im Gesicht. "Ich muss hier für eine Weile unterkommen. Ich werde allerdings nicht immer da sein."
Amonias schien das gar nichts auszumachen. "Das ist doch egal! Hauptsache du bist hier!" Fröhlich klatschte sie in die Hände und schwamm drehte sich im Wasser.
"Und es sind seit etlichen von Jahren mal wieder zwei Personen des Bundes vereint", meinte die Hexe ein wenig leiser und eher an sich gerichtet.
"Na ja", erwiderte ihre Freundin, die es doch gehört hatte, obwohl sie noch immer in den Planungen für die nächsten Tage steckte.
"Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich Lee und Tekkon getroffen haben sollen.""Die beiden? Was hat die denn dazu gebracht?" Verwirrung spiegelte sich in dem grünen Auge der Hexe, als sie an ihrer ehemaligen Kameraden und Freunde zurück dachte.
"Ich weiß es nicht. Zwei meiner Kunden haben mir berichtet, dass sie eine seltsame Gestalt mit neun Armen gesehen haben. Vielleicht war es auch ein Spiel ihrer Sinne, aber angesichts des blauen Feuers, das sie ebenfalls gesehen haben, vermute ich das Tekkon dabei gewesen war."
DU LIEST GERADE
Fisch - Die Kriege sind noch lang (Band 2)
FantasyIhre langen, schwarzen Haare wehten in den leichten Windzügen, die ihre Wege über den Strand fanden. Sie lief selbstsicher und voller Lebensfreude vorraus, wobei ihre Beine von dem leichten Stoff ihres buntgeblümten Sommerkleides umgeben waren. Ob s...