Maurice

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*Zeitsprung 4.01*

*Sicht Patrick*

Unser Rutsch ins neue Jahr war so entspannt gewesen. Wir haben das Feuerwerk über Hamburg von unserem Balkon aus geschaut. Natürlich küssten wir uns auch um 0 Uhr. Das gehörte für uns einfach dazu. Und morgen war schon mein Geburtstag. Ich wurde 35 und so langsam fühlte ich mich alt. Das ich noch immer Erfolg mit YouTube hatte, wunderte mich. Wer schaut schon so einen alten Mann beim zocken zu? Naja, Gronkh hat ja auch noch Erfolg.

In Gedanken versunken, schnitt ich eine Folge eines neuen Minecraft Projekts. Den ganzen Tag über saß ich schon am Rechner und nahm auf oder Schnitt. Am Abend fahre ich noch meine Eltern besuchen. Meinem Vater ging es mittlerweile schon etwas besser. Er ging zur Reha um zu trainieren, was er verloren hatte. Von Manu und meiner Verlobung haben wir noch nicht erzählt. Das wollten wir morgen, an meinem Geburtstag machen. Um 16 Uhr kommen meine Eltern nämlich zu meinem Geburtstag. Und anfang Februar fahren wir nach Essen zu Manus Mutter. Seinen Geburtstag feierten wir bei ihr. Sie jammerte so häufig, dass sie ihren Sohn so selten vor die Augen bekam. Seine ganzen Geschwister werden auch da sein und wir werden dann von unserer Verlobung erzählen. Die werden sich sicherlich extrem freuen. Allein schon, weil Manu der Jüngste im Bunde war und alle verheiratet waren, bis auf er. Selbst Sebastian war seit zwei Jahren verheiratet. Dabei wollte er es nie. Seine Hochzeit war so toll gewesen. Ob meine und Manus auch so Klasse wird? Lächelnd schloss ich mein Schnittprogramm und ging in Manus Aufnahmezimmer.

Er spielte gerade mit Maudado ein neues Spiel. Er bekam gar nicht mit, dass ich den Raum betreten hatte. Einige Minuten schaute ich ihm aus der Entfernung zu. Dann grinste ich, schlich mich an ihn ran und berührte seine Schultern. Mit einem lauten Schrei sprang er panisch auf und riss sich die Kopfhörer von den Ohren. „Du verdammter!", rief er. Ich musste mich vor lachen an den Tisch stützen. Genervt setzte er sich wieder auf seinen Stuhl und setzte die Kopfhörer auf. „Ja, der macht sich einen Spaß draus mir einen Herzinfarkt zu geben. Dieser elendiger Mulluk", erklärte er Maudado. Noch immer lachend stand ich neben seinem Schreibtisch. Er spielte ruhig weiter. „Gehst du mal bitte?", lachte er plötzlich los und schaute zu mir auf. „Ja, der steht neben mir und lacht sich den Arsch ab. Bitte verschluck dich an deiner Spucke", murrte Manu in sein Mikro. „Ich verschluck mich lieber an anderen Sachen", sagte ich gespielt scherzhaft. Sein Blick wurde ernst. „Du abartiger", sagte er trocken. Ich grinste, strich seinen Kopf und ging aus dem Raum. Ich machte mir gerne solche Späße. Er nahm es auch nie aus den Videos raus. Er fand es genauso lustig wie ich, doch zeigte es vor seinen Zuschauern nicht.

Zufrieden pflanzte ich mich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Nebenbei surfte ich auf den sozialen Netzwerken rum.

*Sicht Manuel*

Als Patrick den Raum verließ, atmete ich erleichtert aus. Maudado lachte in mein Ohr hinein. „Das findest du lustig", gluckste ich mit. „Ja aber na klar", entgegnete Maurice mir. Dann spielten wir weiter, als wäre nie was gewesen.

Nach der Aufnahme blieben wir noch im TS. „Du Maurice?", fing ich an. Ich wollte die Frage stellen. „Ja?" Seine Stimme klang so forschend. „Du kommst auch zu Michas Hochzeit?", frage ich dann. „Ja. Ich kann ja nicht verpassen wie Zomdado endgültig stirbt", lachte er. Ich stützte mein Kinn auf meine Hand. „Ich freu mich, Maurice", flüsterte ich. „Das wir uns mal sehen. Nach all den Jahren." Maurice kicherte. „Ich freu mich auch. Allerdings bin ich irgendwie nervös. Jetzt schon. Dabei haben wir noch drei Monate bis dahin." „Die Aufregung lohnt sich", gab ich nur zurück. Dann runzelte ich die Stirn. „Hast du eigentlich eine Freundin?", fragte ich direkt geradeaus. Maurice blieb Still. Dann räusperte er sich. „Nun ja. Ich bin nicht so der Mensch dafür. Vielleicht ergibt sich das ja noch. So alt bin ich noch nicht, dass es für sowas zu spät ist." Ich nickte. „Das wird schon." „Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man ja so schön", gluckste Maurice dann. „Ja eben. Ich geh dann mal schneiden. Morgen habe ich keine Zeit dafür. Meine Palette hat ja Geburtstag." Zum Schluss sprach ich in meiner Tumorstimme. „Okay. Dann gutes Schaffen. Bis später", verabschiedete er sich. Dann beendeten wir unser Gespräch und ich begann zu Schneiden. 

Der Vater hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt