Wie in alten Zeiten

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*Sicht Patrick*

Die Musik dröhnte in meinen Ohren. Ich stand, an einem Stehtisch, in der Disco und stützte mich mit den Ellenbogen dran ab, da mir doch schon etwas schummrig war. Die anderen waren gerade Tanzen. Darauf hatte ich nicht so wirklich Lust. Ich drehte mit dem Finger den Strohhalm in meinem Glas und beobachtete wie sich das Getränk hin und her bewegte. Plötzlich tickte mich wer an. Fast schon erschrocken, drehte ich mich um. Eine blonde, etwas kleinere Frau stand grinsend vor mir. „Hey, du stehst hier so alleine. Lust zu tanzen?", fragte sie mich fröhlich. „Moin, ehm. Ich kann nicht tanzen. Ich schau lieber zu und wippe mit dem Knie", gab ich als Antwort. „Kann ich dir dabei Gesellschaft leisten?", fragte sie wieder so fröhlich. Ich zögerte, sagte aber schließlich "Ja" zu ihrem Vorschlag. Sie ging um den Tisch und stellte sich so hin, dass sie mir gegenüber war. „Und, wie heißt du?", wollte sie wissen. „Patrick. Du?", rief ich durch die laute Musik hindurch. Wir mussten uns schon zueinander beugen, damit wir uns verstanden. „Ich heiße Vanessa. Bist du alleine hier?" Sie fing immer wieder mit neuen fragen an, nur damit wir reden konnten. „Bin mit paar Freunden hier", gab ich also zurück. Ohne zu fragen, ob sie hier allein war. Ihre Augen strahlten mich an. Ihre Augen hatten ein dunkles Blau, was nach außen hin immer heller wurden. Wie ein Ozean. „Und da lassen die dich hier so stehen. Das ist aber unhöflich", rief sie zu mir rüber. Ich zuckte mit den Schultern und zog einmal an meinem Strohhalm. „Bist du eigentlich Single? Kann mir das bei deinem Aussehen nämlich nicht vorstellen." Ich musste schmunzeln, als sie das fragte. Es war so klar gewesen, dass sie darauf aus war. „Ich bin vergeben", sagte ich also noch immer schmunzelnd. „Oh, wie süß. Wie heißt sie denn? Man, hat die ein Glück", freute sie sich. Doch ich merkte, dass sie etwas enttäuscht war.

„Manuel", sagte ich grinsend und schlürfte nochmal an meinem Strohhalm. Ich sah wie sie ihren Mund öffnete, doch nichts sagte. Sie schloss ihn wieder. Mein Grinsen wurde breiter. Als sie sich gesammelte hatte, hob sie eine Augenbraue. „Du bist Schwul? Heftig. Hätte ich gar nicht erwartet." Jetzt musste ich leicht lachen. Das hörte ich so oft. Aber sehen schwule denn immer auch wie ein Klischee Schwuler aus? Nein, tun sie nicht. Das sind doch nur ein Bruchteil der Schwulen. „Tja", lachte ich nur als Antwort. Sie schaute mich immer noch erstaunt an. Ich tat so, als würde es mir nicht auffallen. Doch eigentlich störte es mich erheblich.

Nach einem kurzen Moment des Schweigens, verabschiedete sie sich. Als sie ging, schüttelte ich den Kopf und kicherte in mich hinein. Ich dachte Kerle sind immer nur auf das eine aus.

Die anderen kamen kurze Zeit später auch wieder zu mir, schmissen noch drei Runden und meinten dann, dass es besser wäre, den Club zu verlassen. Also gingen wir raus und schlenderten betrunken durch die Straßen Kölns. Es erinnerte mich an damals. An früher. An die Zeit mit Sebastian oder Peter als Mitbewohner. Ich grinste. Das war so eine schöne Zeit gewesen.

Unser Weg führte uns zum Rheinufer, wo wir lang spazierten. „Was grinst du so blöd?", lachte Freddie mich an. „Ich habe gerade nur an die alte Zeit hier in Köln gedacht", sagte ich und schaute meinen Kumpel strahlend an. „Ja, war schon echt cool", antwortete er und schob seine Kapuze auf seinen Kopf. Ich schaute wieder nach vorne. Dann kam mir der Gedanke, dass ich mich vielleicht Mal bei Manu melden sollte. Der Lag bestimmt besorgt auf dem Sofa und schaute auf sein Handy. Ich fischte meins aus meiner Hosentasche und ging auf den Chat von Manu. Er war tatsächlich online. Mein Blick huschte noch schnell auf die Uhrzeit. Es war schon drei Uhr nachts. Ich zog die Luft ein. Ich hatte mich seit elf Uhr nicht mehr gemeldet. Schnell tippte ich die Nachricht ein, was mir schwerfiel, da meine Finger nicht so wollten wie ich. Möglichst ohne Rechtschreibfehler schrieb ich also. Ich hatte ihn wirklich lange warten lassen. Worauf seine Antwort ausgesprochen schnell kam.

P: Hay Liebling. Ich habe voll vergessen mich zu melden. Mir geht's gut, mach dir keine Sorgen.

M: Ich dachte schon du bist tot

P: Ach Quatsch, da hätte sich schon wer gemeldet, wenn ich im Rhein ertrunken wäre

M: Ihr seid am Rhein?

P: Gerade schon. Wieso gehst du nicht schon schlafen? Ich bleibe noch ein bisschen.

M: Was denkst du wie lange?

P: 1 2 Stunden vielleicht

M: Dann sei bitte leise. Gute Nacht

P: Schlaf gut

Ich steckte das Handy zurück in meine Hosentasche und lief den anderen schnell hinterher, weil ich ziemlich zurückgefallen war. Schreiben und dabei laufen war nicht so meine Stärke.

*Sicht Manuel*

Der Fernseher lief leise vor sich hin. Die Decke hatte ich mir bis zum Kinn hochgezogen und lag dort im warmen mit geschlossenen Augen. Doch schlafen konnte ich immer noch nicht. Es war ungewohnt ohne Palle zu schlafen. Wir waren eigentlich keine Nacht voneinander getrennt. Und wenn, dann waren die Nächte fürchterlich.

Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich im Halbschlaf war, hörte ich das Piepen des Schlüssels. Ich riss meine Augen auf und schaute zur Tür. Diese ging auf und Patrick schlich in den Raum hinein. So leise wie möglich, zog er seine Jacke aus und hing sie an die Garderobe, die Freddie vor Jahren mal gemacht hatte. Ich grinste. Er wusste nicht, dass ich wach war. Als ich seine Umrisse sah, wie er auf mich zukam und sich dabei von seiner Kleidung entledigte, musste ich lachen. „Oh Gott, erschreck mich doch nicht so!", rief er. „Komm ins Bettchen, Palettchen", gluckste ich und hob die Decke hoch. Er zog sich noch schnell die Hose über die Knöchel und krabbelte dann neben mich. Schnell schmiegte er sich an mich. Mir kroch sofort der Duft von Alkohol in die Nase. „Du stinkst", hauchte ich in sein Haar hinein. Er hatte sein Gesicht an meine Brust gepresst. „Und du riechst fabelhaft", nuschelte er. Ich strich über seinen Rücken. Früher hatte mich das gestört, wenn er betrunken war. Mittlerweile war mir das ziemlich egal. Ich schloss wieder meine Augen. Patrick schnaufte und legte seinen Arm um mich, um mich dichter an sich zu ziehen. Mir schlich ein grinsen auf die Lippen. Glücklich schlief ich neben meinen Schatz ein.

Der Vater hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt