Verzweiflung

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*Sicht Patrick*

Ich schlenderte durch die Gassen dieser verzauberten Stadt. Mir war kalt und ich war nass. Doch ich wollte noch nicht zurück. Zurück zu Manu. Diese Aktion tat mir so weh. Vielleicht reagierte ich über. Aber meine Gefühle konnte ich nicht unterdrücken. Allein sein war jetzt besser. Was Manu wohl gerade machte? Ich lehnte mich an das Geländer einer kleinen Brücke und schaute das Wasser an. Der Mond spiegelte sich darin und die Regentropfen ließen das Bild dauernd zerspringen.

Er hatte den Heiratsantrag nur gemacht, weil Papa das wollte. War es das, was er mit Manuel besprechen wollte im Krankenhaus? Bestimmt. Ich wischte mir meine Augen trocken. Liebte er mich nicht so sehr, dass er es von selbst machen wollte? Erst nach einem Gespräch? Ich erschrack, als ein Pärchen kichernd an mir vorbei lief. Traurig sah ich hinter ihnen her. So unbeschwert liefen sie Hand in Hand durch den Regen. Mein Mundwinkel zuckte kurz nach oben, doch meine Augen befeuchteten sich Zeitgleich erneut. Dieser Anblick erinnerte mich an Manu und mich, als wir frisch zusammen waren. Damals noch in Köln. Wir waren im Park in der Nacht und es hatte stark angefangen zu schütten. Es war uns aber egal gewesen. Wir standen im Regen. Lachend und haben uns gejagt. Wie so zwei dumme kleine verliebte Teenager. Meine Beine fingen an zu zittern und ich hockte mich hin. Mein weinen wurde lauter. Zum Glück war nicht wirklich jemand auf den Wegen unterwegs. Ich konnte also alles raus lassen.

*Sicht Manu*

Als Patrick so wütend und verzweifelt aus dem Hotel gerannt war, bin ich heulend auf den Boden gerutscht. Ich saß eine Ewigkeit an der Tür gelehnt und habe geweint. Jetzt machte ich mir jedoch nur schreckliche Sorgen. Wo ist er um die Zeit hin? Draußen regnete es und ihm war sicherlich kalt. Aber ihn suchen gehen, würde nichts bringen. Wenn er dann wieder herkommt, kommt er nicht rein. Wir haben ja nur einen Schlüssel und dieser liegt hier. Ich müsste ihm auf machen. Und sein Handy hatte er auch nicht mit. Ich konnte ihn nicht anrufen. Verzweifelt lief ich auf und ab. Ich musste ihm alles erklären. Ich musste ihm erzählen, was mein eigentlicher Plan gewesen war und wie er durch die Bahn geworfen wurde. Ich musste ihm erklären, dass ich es so oder so getan hätte. Ich hatte gerade so eine Angst, ihn zu verlieren.

Ich ließ mich auf den Rand des Bettes nieder. Bitte komm zurück, Patrick. Bitte. Ich kauerte mich zusammen und weinte wieder los. Ich habe gerade mit meiner Beichte alles, einfach alles, kaputt gemacht. Aber ich wollte ihm die Wahrheit sagen. Ich hasste Lügen. Dann fasste ich einen Entschluss. Ich zog mir eine ordentliche Hose an, griff nach meiner Jacke und meinen Schuhen, zog eine Mütze auf und nahm den Schlüssel. Dann suchte ich einen Zettel und schrieb drauf.

Ich warte auf dich an einem ganz besonderen Ort.

Dann zog ich das Tesafilm ab, was im Schrank klebte. Es war eigentlich zur Befestigung einer folierten Blattes mit Sicherheitsanweisungen gedacht. Ich schloss hinter mir die Tür und klebte meinen Zettel ran. Dann ging ich zur Rialto Brücke. Sie war komplett leer. Es war eine Eiseskälte und die Nässe zog direkt in meine Kleidung ein. Patrick war schon so lange draußen. Er muss doch schon ein reiner Eisklotz sein.

Ich stellte mich genau dahin, wo ich mit Palle stand. Noch vor kurzer Zeit glücklich. Noch so aufgeregt. Ich schaute das Wasser an. Wie die Tropfen drauf schlugen und die Boote leicht hin und her wippten. Lange beobachtete ich das Spektakel und gab die Hoffnung auf, das Patrick noch kommt. Doch dann tippte mich jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um und sah in ein völlig fertiges Gesicht. In sein wunderschönes Gesicht.

Der Vater hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt