Wir ziehen um

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*Sicht Patrick*

Ich war erleichtert, als ich mich endlich ins Bett legen konnte. Das eigene war immer noch das Beste. Zufrieden deckte ich mich zu und schloss meine Augen. „Wann kommen deine Eltern?", fragte Manu, als er aus dem Bad wiederkam und sich zu mir legte. „Um elf", murmelte ich und kuschelte mich an den Körper meines Freundes. „Dann lass uns schlafen. Es ist schon spät", sagte er und strich mir über den Kopf. Ich brummte nur als Antwort, da ich echt furchtbar müde war.

*Sicht Manuel*

Ich setzte gerade Kaffee auf und stellte die Brötchen auf den Tisch. Patrick war dabei Obst auf zu schneiden. Als es dann klingelte, legte er das Messer auf das Brettchen und ging zur Tür. „Hallo Paddy", erklang die Stimme von Rainer. „Wie geht's dir?", fragte nun seine Mutter. „Alles gut soweit. Etwas müde. Sind ja erst in der Nacht aus Bayern wiedergekommen", erzählte Patrick. Ich machte mich daran das Obst weiter zu schneiden. „Wie war die Hochzeit?", fragte seine Mom. Ich hörte die Schritte, der Drei, wie sie näher kamen. „Hat voll Spaß gemacht", antwortete Palle. Und schon standen sie in der Tür.

Grinsend und mit ausgestreckten Armen kam seine Mama auf mich zu. „Manuel, schön dich zu sehen", sagte sie und schloss mich in den Arm. „Ich freue mich auch", antwortete ich und drückte sie an mich. Rainer gab mir lustlos die Hand, bevor er sich an den Tisch setzte. Es war also alles wie immer. „Hat dir die Hochzeit auch gefallen?", fragte Patricks Mutter mich. Ich nickte, während ich das Obst in eine Schale frachtete. „Es war wirklich toll." Patrick stellte sich neben mich und legte seine Hand an meinen Rücken. „Das war mein Job." Ich lachte. „Setz dich doch Mama", sagte er nun an sie gewandt und bat sie an den Tisch. „Ihr habt euch mal wieder ziemlich Mühe gegeben", stellte Rainer fest. Palle stellte den Kaffee auf den Tisch, der gerade durchgelaufen war. „Für die Eltern nur das Beste."

*Sicht Patrick*

Unruhig schlürfte ich an meinem Kaffee. Das ganze Frühstück über hatte ich überlegt, wie ich meinen Eltern erkläre, dass ich wieder wegziehe. Wieder nach Köln. Manuel spürte anscheinend meine Anspannung und platzierte seine Hand auf meinem Knie. Ich lächelte ihm kurz zu. „Alles in Ordnung?", fragte Mama prompt. Anscheinend hatte sie unseren Blickwechsel richtig gedeutet. Ich seufzte. „Eigentlich muss ich mit euch mal reden." „Was hast du denn?", wollte Papa wissen. Ich verschränkte meine Hände auf dem Tisch und starrte auf sie. „Manu und ich haben uns dazu entschieden wieder nach Köln zu ziehen", brachte ich dann schließlich über meine Lippen. Kurze Zeit sagte niemand was. In den Gesichtern meiner Eltern standen tausend Fragezeichen. „Und das jetzt", grummelte mein Vater dann und trank einen Schluck Kaffee. „Wie kommt es zu der Entscheidung?", wollte Mama wissen. Ich erklärte ihr die Situation. Verständnisvoll nickte sie. „Du musst uns aber besuchen kommen. Das hast du früher ganz schön vergessen, als du dort gewohnt hast." „Ja ich weiß. Aber damals hatte ich auch viel mehr zu tun", antwortete ich. Ich wusste, dass ich gerade log. Aber das musste sie ja nicht wissen. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. Und ich würde meine Eltern besuchen, so oft es geht. „Habt ihr schon eine Wohnung?", fragte Papa uns. „Ja", antwortete Manu. „Wir haben schon unterschrieben. In zwei Monaten ziehen wir ein", ergänzte ich ihn noch. Mama nickte wieder nur. „Und was ist mit eurer Hochzeit?" Papas Stimmlage war gereizt. „Was soll damit sein?", fragte ich nur zurück. „Wann und wo?" Als Papa das fragte, wusste ich nicht was ich antworten sollte. „Ehm, wir haben uns gedacht, also. Hier in Hamburg. Aber wann, keine Ahnung. Da haben wir noch keinen Termin gemacht. Ich gebe euch ja aber frühzeitig bescheid", sagte ich schließlich. „Rainer, du wirst schon eingeladen werden. Du musst unseren Sohnemann schließlich zum Altar führen", sagte Mama und stupste Papa an. „Wir heiraten nicht kirchlich", antwortete ich auf diese Aussage. „Wieso?", fragte Papa. Ich runzelte die Stirn. „Erstens sind wir ein schwules Paar. Finde mal eine Kirche, die so eine Trauung durchführt. Und zweitens findet Manu Standesamtlich besser. Er ist in keinster Weise gläubig. Da passt eine kirchliche Trauung einfach nicht." Manu nickte zustimmend. „Ihr werdet schon das richtige für euch finden. Und man kann ein Standesamt ja auch schön machen", sagte Mama lächelnd. Papa jedoch sah zerknirscht auf seine Tasse. Er konnte sich einfach nicht damit abfinden, das ich einen Mann liebte. Nach all den Jahren konnte er es immer noch nicht. Und nach all den Jahren konnte ich es nicht begreifen. Und immer noch verletzte es mich.

Der Vater hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt