Vaterschaftswünsche

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*Sicht Patrick*

Fragend hob ich die Augenbrauen. „Maurice? Der Maurice?", fragte ich lieber nochmal nach. Ich wollte mich nicht verhört haben. Manu nickte eifrig. „Ja Maudado Maurice." Ich grinste breit und lachte. „Ist das geil!", rief ich und klatschte in die Hände. Manu lachte. Dann schaute er zurück auf sein Handy. Sein Blick wurde konzentrierter. Ich setzte mich neben ihn. „Ich freu mich voll auf die Hochzeit", sagte ich und legte mich hin. Aber so, dass meine Beine vom Bett baumelten. „Dann wirst du endlich mein Mann", raunte er und stupste mich mit seinem Fuß an. Ich lachte. „Ich meinte eigentlich Michas seine" „Oh", gab Manu verdutzt von sich. Ich musste noch mehr lachen. „Aber auf unsere freue ich mich auch", sagte ich und schaute zu ihm. Sein Blick war immer noch auf dem Handy. „Was machst du da?", wollte ich wissen. Jetzt sah er zu mir. Aber nur kurz. „Ich google was." „Was denn?", fragte ich. Er seufzte. „Das Ganze wird schwieriger als ich dachte." Ich verstand es nicht. „Was denn?", fragte ich wieder und setzte mich aufrecht hin, um ihn besser sehen zu können. Er machte es mir gleich. Dann begann er vor zu lesen.

„Wie läuft die Bewerbung ab? Paare, die in Deutschland ein Kind adoptieren wollen, müssen zunächst eine Vermittlungsstelle – das Jugendamt am Wohnort der Bewerber oder einen anerkannten freien Träger wie Caritas, Diakonie oder Sozialdienst katholischer Frauen – kontaktieren und ein Eignungsverfahren absolvieren. Die Zuständigen überprüfen genau, wer als Adoptiveltern in Frage kommt. So müssen die Partner mindestens 25 beziehungsweise 21 Jahre alt sein. Sie sollten mindestens zwei Jahre verheiratet sein. Zwischen dem Kind und den Eltern sollten zudem nicht mehr als 40 Jahre Altersunterschied liegen. Sind die Eltern älter als 40 Jahre, schwinden die Chancen, ein Kind vermittelt zu bekommen, doch eine gesetzlich festgelegte Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Daneben sind natürlich auch zahlreiche Dokumente erforderlich, wie Gesundheitszeugnis, Einkommensnachweis, polizeiliches Führungszeugnis und Geburts- und Heiratsurkunde und ausführliche Lebensläufe. Während das Eignungsverfahren für Inlandsadoptionen kostenlos ist, werden für ein Kind aus dem Ausland je nach Bundesland bis zu 1200 Euro veranschlagt."

Sehnsüchtig schaute er zu mir. Ich hatte meine Stirn in Falten gelegt. „Das ist schon, naja, heftig. Das heißt, wir müssen Heiraten und dann noch voll lange warten und so viel Papierkram erledigen und dann noch mehr warten", fasste ich zusammen. Manu nickte. „Ich dachte das geht viel schneller alles. Aber das ist ja sau kompliziert." Ich nahm seine Hand. „Das schaffen wir schon." Ich versuchte so ermutigend zu klingen, wie ich konnte. Er schaute aber nur traurig auf unsere Hände. „Wir haben doch noch Zeit", versuchte ich ihn weiter aufzubauen. Jetzt schaute er zu mir hoch. Finster blickte er durch seine Haare durch. „Ne, eben nicht." Erschrocken von seiner Tonlage, nahm ich meine Hand von seiner. „Was soll das heißen?" Er seufzte und rieb sich das Gesicht. Irgendwas war. Und ich wollte wissen was. „Manu", forderte ich ihn auf zu reden. „Du bist doch schon fast 40", sagte er dann. Ich runzelte die Stirn. „Dein Ernst?" Er nickte. „Ich bin bald erst 35. Dann zwei Jahre verheiratet sein. 37. Okay. Naja, wird knapp. Aber das schaffen wir. Und wenn es nicht hinhaut, dann haben wir halt keine Kinder", sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Du verstehst es nicht", nuschelte Manu so leise, sodass ich es kaum hörte. „Was verstehe ich nicht?" Erschrocken sah er zu mir hoch und klemmte mit einem Finger sein Haar hinters Ohr. „Schon gut." „Manuel. Was verheimlichst du mir? Dein Verhalten ist so gar nicht du", murrte ich. Ich wusste, dass was nicht okay war. War ihm eine kleine Familie so wichtig? In seinem Gesicht stand Verzweiflung. Als würde er nach Hilfe suchen. Nach einer Liane die er greifen konnte, um zu flüchten. „Was ist los?", fragte ich nun sanfter und nahm wieder seine Hand, die er in die Decke gekrallt hatte. Er begann zu schluchzen. Mein Gehirn wollte jetzt gar nichts mehr verstehen. Doch eins wusste es. Nimm ihn in den Arm. Und das tat ich. Beschützend, hielt ich seinen Kopf an meiner Schulter. Sein Griff um meinen Körper war fest und seine Hände krallten sich in mein Shirt hinein. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also sagte ich nichts. Sein plötzlicher Nervenzusammenbruch verwirrte mich zutiefst. Und es kränkte mich, dass er nicht mit mir drüber sprechen wollte. Wir redeten eigentlich immer über alles.

Manu fing mit der Zeit an sich zu Beruhigen. Also drückte ich ihn vorsichtig von mir und gab ihm einen Kuss auf den Mund, den er sachte erwiderte. „Warum weinst du?", fragte ich und strich mit dem Daumen seine Wangen trocken. Er schloss die Augen und wimmerte. „Es tut mir so leid." Ich schüttelte sachte den Kopf. „Dir muss nichts leidtun. Was denn auch?" Jetzt schauten mich seine glasigen Augen an. Sie wirkten trist und glanzlos. „Ich weiß nicht genau, wie ich es dir erklären soll", flüsterte er. „Mach einfach", gab ich zurück. Wieder schloss er seine Augen. Meine Hand ruhte an seinem Hals und langsam strich ich immer wieder mit meinem Daumen unter seinem Ohr entlang. „Dein Vater hat mir gesagt, dass ich mich drum kümmern soll das er noch ein Enkel hat. Das er dich als Bräutigam sieht." Er schluchzte wieder los. Mein Streicheln hörte auf und mein Blut in den Adern schien stehen zu bleiben. In meinem Gehirn überschlugen sich die Gedanken. Die Reise. Der Heiratsantrag. Die Familienplanung. Er hat das nur gemacht, wegen meinem Vater? Nicht, weil er das selbst wollte? Alles nur aus Zwang? Mir wurde heiß und ich musste Luft holen. Er hat es nicht Freiwillig gemacht. Ich nahm meine Hand von ihm weg, und lehnte mich ein Stück zurück. Traurig beobachtete er meine Bewegung. „Patrick ich...", wollte er anfangen doch ich unterbrach ihn. „Nein. Schon gut. Ich kann es verstehen, dass du ihm seine Wünsche erfüllen willst. Aber es trifft mich, dass du es nicht ernst meinst." Ich stand auf, zog mir eine Jacke über und schlüpfte in meine Schuhe. „Das stimmt nicht. Ich meine das Ernst. Wo willst du hin? Patrick! Bleib hier!", rief er mir hinterher. Doch ich trabte schon die Stufen runter und verließ unser Hotel.

Ich senkte meinen Kopf und steckte meine Hände in die Jackentaschen. Passend zu meiner Stimmung regnete es. In mir breitete sich eine leere aus und mein Herz brannte wie Feuer. Langsam rollte eine Träne über meine Wange und leises Schluchzen verließ meine Kehle. Ohne zu wissen wo ich genau hin lief, ging ich fort. 

Der Vater hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt