Der Vater hinter der Maske

Trauzeuge

*Sicht Manuel*

„Wie gefallen dir die?", fragte Palle und gab mir einer der Musterkarten. „Die andere ist schöner", antwortete ich. „Da mag ich aber das Herzchen nicht. Das wirkt so kitschig", entgegnete er und schob sie zurück in die Mitte des Tisches. Ich stützte mein Kinn auf meiner Hand ab und stöhnte. „Wir werden uns nie einig. Das ist alles so schwer." „Was ist, wenn wir das Herzchen weg lassen? Dann ist sie schön", schlug Palle vor und grinste frech. Ich schielte auf die Musterkarte. „Denkst du das klappt?", fragte ich und legte nun mein Kopf auf dem Tisch ab. Patrick strich mir über den Rücken. „Ich ruf da morgen an. Heute wird wohl keiner mehr rangehen. Aber ich denke schon." Ich richtete mich wieder auf. „Und die Location?", wollte ich nun wissen. „Willst du denn im Standesamt drin heiraten?", fragte er und hob eine Augenbraue. „Das ist so unspektakulär", seufzte er noch. Ich nahm mein Handy und googelte. „Ich habe eine Seite gefunden." Ich gab Palle mein Handy. „Das hört sich doch gut an. "In den Hafen der Ehe schippern. Eine maritime Eheschließung symbolisiert Hamburg am besten. Mit dem Alsterdampfer Osterbek gleitet man über das Wasser der romantischen Kanäle an der Alster und kann sich bei dem verspielten Ausblick das Ja-Wort geben und buchstäblich in den Hafen der Ehe einfahren. Die Terminvergabe der Eheschließungen erfolgt durch das Standesamt Hamburg-Eimsbüttel, Hamburg-Nord oder Hamburg-Mitte. Die Kosten liegen bei bis zu 300 Euro für das Standesamt." Palle strahlte mich an. „Ich werde Seekrank", antwortete ich nur. „Manu." Er machte seine Augen groß und schob seine Unterlippe vor. „Naja, es wäre schon was Besonderes. Mal was anderes. Aber das Fest bitte am Land", sagte ich. „Schiff fahren passt perfekt." Palle grinste nun und schrieb die Kontaktdaten auf einen Zettel. „Da rufe ich auch morgen an." Mit den Worten klickte er den Kugelschreiber ein. „Und wo wollen wir dann die Feier machen? Mit all den Leuten? Und wer soll überhaupt kommen?" In meinem Kopf schwebten so viele noch ungeklärte Fragen. „Naja, unsere Freunde und Familie. Ist doch logisch." Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück. Überlegend spielte er mit dem Kugelschreiber in seiner Hand. „Mir fällt da was ein." Und schon kritzelte er noch was auf das Blatt. „Was denn?", wollte ich wissen. „Da rufe ich auch morgen an. Mega schöner Ort. Direkt am Wasser. Dort hat ein Freund eines Freundes geheiratet", erklärte er mir. „Okay. Ich vertraue dir mal."

„Wen nimmst du als Trauzeugen?", fragte Palle mich jetzt. „Ich weiß nicht. Michael? Claus? Oder Peter. Ich weiß es nicht. Du?", entgegnete ich seine Frage. „Ich wollte Jannis fragen. Er ist mein ältester Freund." Ich nickte. „Das ist eine tolle Idee." Jannis war wirklich ein guter Freund für Patrick. Ich mochte ihn. „Naja, machen wir erst mal Schluss mit der ganzen Planung für heute. Mir platzt mein Kopf und ich muss auch noch das Video für gleich schneiden", sagte Patrick und stand auf. „Ich räume das weg", sagte ich schnell, als er anfangen wollte aufzuräumen. „Danke", antwortete er und gab mir einen flüchtigen Kuss, bevor er ging und in seinem Arbeitszimmer verschwand. Zufrieden räumte ich das ganze zeug auf und begab mich dann selbst zu meinem Schreibtisch.

Nun saß ich vor dem Schnittprogramm und starrte auf den Bildschirm. Ich konnte mich nicht dazu bewegen anzufangen. Und dann entschied ich mich Peter anzurufen. Ich ging auf seinen Kontakt und drückte auf den grünen Hörer. Nach kurzer Zeit hob er ab. „Ja?", meldete er sich. „Na Peter", begrüßte ich meinen Bruder. „Was gibt's?", fragte er direkt lachend. „Ich will dich was fragen", begann ich also. Ich musste mich irgendwie überwinden ihn zu fragen. „Ist was passiert?" Ich schüttelte meinen Kopf aus Reflex. Eigentlich ziemlich dumm, da er ja nicht durch das Handy sehen konnte. „Nein. Ich will dich nur was fragen." Er räusperte sich. „Dann hau mal raus." Ich musste ziemlich Luft holen für die Worte die ich jetzt aussprach. „Willst du mein Trauzeuge sein?" Ich hörte Peter quietschen. „Oh mein Gott, ja! Das wäre mir eine Ehre! Mein kleiner Bruder heiratet und ich werde Trauzeuge! Dani! Hast du das gehört?", rief er glücklich vom Hörer weg. Im Hintergrund hörte ich Dani lachen. Mich freute es, dass Peter sich so freute. „Manuel, ich freue mich so sehr das du mich fragst. Das ist wirklich wunderbar", wisperte er dann ins Telefon hinein. „Du bist mein engster Freund und Bruder. Na klar frage ich dich" antwortete ich nur und grinste in mich hinein. Es war erleichternd, das er ja sagte. Es war erleichternd, das er dabei war. „Wann heiratet ihr denn?", wollte er dann wissen. Ich überlegte. „Naja, dieses Jahr wird es noch sein. Ich denke aber erst Ende des Sommers. Wir haben echt noch viel zu tun. Zumal noch ein Umzug dazwischen kommt", erzählte ich ihm. „Ein Umzug?", fragte er? „Ja. Wir ziehen nach Köln. Ich wollte eigentlich zurück nach Essen, aber Palle wollte in Hamburg bleiben. Da haben wir uns auf Köln geeignet. Da sind seine Freunde und ich bin euch etwas näher. Vor allem Mama", erklärte ich ihm. Von seiner Seite kam ein zustimmendes brummen. „Ist das nicht ziemlich gewagt? Und wann zieht ihr um?", erkundigte er sich weiter. „Im Sommer noch", antwortete ich ihm. „So schnell? Das ist ja unglaublich. Und ihr heiratet dann in Köln?" Ich schüttelte den Kopf. „In Hamburg. Das ist besser für Rainer. Du weißt ja, er hatte einen Schlaganfall." „Achja. Okay. Dann freue ich mich auf einen Besuch in Hamburg. Ich war lange nicht mehr dort gewesen. Und das letzte Mal schwebt mir immer noch böse in Erinnerung." Er lachte. Ich erinnerte mich an die Möwe, die ihm auf seine Pommes geschissen hatte. Ich musste jetzt auch lachen. „Das Essen hat doch zu dir gepasst." Wir begannen Herzhaft zu lachen und dann plauderten wir noch einige Zeit, bis mir auffiel das es schon sieben Uhr Abends war. „Ich muss jetzt auflegen. Mein Freund brauch was zwischen die Kiemen. Ich melde mich, ja?" „Okay gut. Schönen Abend noch, ciao", verabschiedete er sich und legte auf.