Vlogs

1.2K 97 6
                                    

*Sicht Manuel*

Ich hängte meine Jacke zurück an den Kleiderbügel und half Palle dann dabei, sich auszuziehen. „Ich habe sowas von keinen Bock mehr", murmelte er und schlürfte ins Wohnzimmer. Seine Eltern waren gegangen. Ich tippelte hinter ihm her, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte. Er saß entkräftet auf dem Sofa und starrte zur Decke. „Mit der Hand kann ich aufnehmen vergessen", sagte er. Ich ließ mich neben ihn fallen. „Mach halt Vlogs", schlug ich vor. „Ich kann doch nicht jeden Tag Vlogs bringen." Ich rümpfte die Nase. „Hast du nicht noch was auf petto?" „Vielleicht drei Videos", antwortete er seufzend. „Dann mach doch einen Vlog. Dann wieder ein normales Video. Immer abwechselnd und lad nur eins am Tag hoch. Du kannst erklären, dass du was an der Hand hast und deine Zuschauer werden es verstehen", erklärte ich. Jetzt schaute er in meine Richtung. Seine Augen waren groß. „Das ist gar keine schlechte Idee. Einfach wie früher. Unnötige Vlogs kamen ja trotzdem an." Ich nickte. „Ja, das kamen sie." Mit einem Schmunzeln küsste ich ihn.

Früher hatte ich mir jeden seiner Vlogs angesehen, um sein Gesicht, seine Bewegungen und seine Art zu studieren. „Ich liebe dich", sagte er in den Kuss hinein, worauf ich in ihn lächelte. Dann löste er sich von mir. „Denkst du, Papa wird sich bald beruhigen? Mich macht das so traurig." Seine Augen sahen mich niedergeschlagen an. Sachte strich ich ihm über die Wange und legte anschließend meine Hand an seine Halsbeuge. „Natürlich. Er ist dein Vater. Selbst, wenn es ihm mit uns beiden nicht passt. Er liebt dich trotzdem", sagte ich und versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen. Patrick schloss kurz die Augen, nickte aber schließlich. „Der soll sich einfach mal entspannen. Ich bin doch kein anderer Mensch deswegen." „Es ist ja auch nicht deine Schuld. Du bist wunderbar, wie du bist. Dein Vater hats im Gehirn. Er kommt mit sowas nicht zurecht. Es liegt an ihm, nicht an dir." Ich spürte, wie Patrick seine Hand an meinem Hinterkopf legte. Liebenswürdig drückte er meinen Kopf zu sich, um mich wieder zu Küssen. Ich hatte das Richtige gesagt.

„Was willst du denn schauen?", fragte ich, während ich Netflix durchsuchte. Wir hatten es uns auf der Couch gemütlich gemacht. Cola stand auf dem Tisch, genauso wie Gummibärchen und Chips. Daneben waren noch zwei Kerzen am Brennen. „Entscheidest du", gab Palle zurück. Ich schaute kurz zu ihm. Er lag dort, in Kissen eingebettet und unter einen Haufen decken. Es sah einfach unglaublich süß aus und es ließ mich lächeln. „Der Hobbit? Den haben wir schon so lange nicht mehr gesehen", schlug ich vor, worauf er einwilligte. Also klickte ich drauf und kuschelte mich unter Patricks Decke. „Geht das?", fragte ich ihn, als ich mich auf ich legte. Seine Arme hatte er um mich gelegt. „Du wiegst doch nichts", antwortete er nur und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Nichts ist zu untertrieben. Ich wieg schon was", gab ich grinsend zurück. „Du wiegst so viel wie eine Feder", lachte er nur zurück und drehte seinen Kopf zu Seite, um zum Fernseher schauen zu können. Ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab und genoss seine Streicheleinheiten, die er über meinen Rücken verteilte.

*Sicht Patrick*

Der Film riss mich immer wieder aufs Neue mit. „Das ist so witzig, wie der pummelige schneller ist als alle anderen", gab ich belustigt als Kommentar ab. Manuel antwortete nicht. Ich hob kurz meinen Kopf und sah seine geschlossenen Augenlider. Er war eingeschlafen. Ich strich ihm über seinen Schopf und drehte meinen Kopf wieder zum Fernseher. Ich wollte ihn nicht wecken. Also schaute ich alleine weiter und döste ebenfalls irgendwann weg.

Der Vater hinter der MaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt