Kapitel 11

150 11 17
                                    


Wir standen noch eine Weile so im Ausguck und sagten nichts. Ich hatte für mich beschlossen seine Mutterrolle zu übernehmen, selbst wenn ich fast fünf Jahre jünger war als Ace. Er brauchte definitiv jemanden, der ihn tröstete, auch wenn er es nie zugeben würde. Ich hoffte nur, ich konnte ihm helfen. Die Stelle seiner richtigen Mutter konnte ich aber nicht füllen.
Nachdem ich nun wusste was ihn bedrückte, verstand ich ihn besser. Er war nur so mürrisch und übellaunig, weil er sich beschützen wollte. Es musste furchtbar wehgetan haben zu hören, dass sich viele seinen Tod wünschten, auch wenn sie nicht wussten, dass sie es getan hatten. Ich war mir langsam sicher, dass der Sommersprossige schon lange nicht mehr leben würde, wenn die Menschen Wind davon bekamen, dass Gol D. Roger einen Sohn hatte.
Der Schwarzhaarige riss mich aus meinen Gedanken, als er seinen Kopf auf meinen legte und die Augen schloss. Etwas irritiert schielte ich nach oben. So war er sonst nicht... Normalerweise würde er durchdrehen, wenn er schwach dastehen würde, doch er tat es nicht. Verstand er, dass es kein Zeichen von Schwäche war auch einmal Gefühle zu zeigen? Das war nur menschlich.

Der Mond sank immer tiefer und die Nacht begann sich langsam dem Ende zu neigen. Ich war müde und würde gerne nochmal schlafen, um meine Gedanken sortieren zu können. Dem Schwarzhaarigen ging es nicht anders, jeder von uns hatte nach dem gestrigen Tag vieles, über das er nachdenken musste. Wir trennten uns stumm von einander und kletterten wieder ins Baumhaus, um noch etwas Schlaf zu bekommen, bevor die Anderen aufwachten. Wann wir gelernt hatten uns nonverbal zu verständigen, wusste ich nicht, es war mir auch egal, da es nicht von Bedeutung war.
Wieder im Baumhaus angekommen legten wir uns auf die Wolke und schliefen fast sofort ein.

Am nächsten Morgen wurde ich von lautem Vogelgesang geweckt... Im Winter? Blitzschnell schlug ich meine Augen auf und starrte an die Decke. Ich hatte auf dem Rücken geschlafen. Sofort tauchte ein gelb gefiedertes Gesicht mit schwarzen Augen vor mir auf. Irritiert starrte ich Solar an. Was machte sie hier? Der gelbe Vogel zwitscherte noch einmal, ehe er sich in die Luft erhob, damit ich mich aufrichten konnte.
Sofort als ich saß, flog sie auf die Wolke und begann vor mir hin und her zu hüpfen. Erst verstand ich nicht was sie von mir wollte, doch dann entdeckte ich den Zettel an ihrem Fuß. Ich wusste sofort was er bedeutete...
Seufzend streckte ich meine Hand nach dem Papier aus. Solar hielt still, damit ich die Nachricht an mich nehmen konnte. Nachdem ich sie hatte hüpfte sie weiter vor mir herum. Ich öffnete den Brief.

Ich werde dich in zwei Wochen wieder abholen. Mein Auftrag ist beendet. Sei dieses Mal ja pünktlich! Ach vergiss es, du wartest da wo du bist auf mich. Ich werde dich, um Verzögerungen zu vermeiden, persönlich abholen!

Finix

"Sieht so aus, als wärst du bald wieder weg", ertönte Sabos Stimme hinter mir. Wie lange war er denn schon wach? Ok, Solar war nicht wirklich leise. "Ja", nuschelte ich bedrückt. Ich wollte hier nicht weg... Ich wollte bleiben und weiter spaß mit den drei Chaoten haben. "Warum willst du weg? Magst du uns nicht mehr?", fragte Ruffy traurig. "Natürlich mag ich euch und ich möchte auch nicht weg, aber ich muss. Meine Mutter...", sagte ich. "Warum machst du etwas was du nicht willst? Ist doch egal, was deine Mutter möchte oder nicht! Es ist dein Leben", meinte Sabo. Er müsstest das am ehesten verstehen. So einfach war das nicht. Ich war daran gebunden zurückzukehren, wenn es von mir verlangt wurde. Dieses Sigel hinderte mich erfolgreich daran frei zu sein. "So leicht ist das nicht und das wisst ihr auch...", sagte ich. Ruffy schmollte und Sabo seufzte. "Dann kannst du uns wenigstens nicht mehr bevormunden", mischte sich Ace ein. "Und noch was: Wie lange muss ich dieses Ding noch tragen? Es nervt!" Er deutete mit der linken Hand auf das Tuch, das seinen rechten Arm oben hielt. "Du musst es so lange tragen, bis deine Wunde verheilt ist", erklärte ich. "Vier Tage sind nicht lange genug. Der Schuss war tief." "Ich find schon! Ich kann nicht mehr richtig trainieren oder sonst was machen! Außerdem ist die Wunde nicht so tief!", knurrte er. "Da fällt mir ein, dass ich den Verband wechseln muss." Das hatte ich, seit er sich verletzt hatte, fast täglich gemacht. Ich wusste nicht, ob das so richtig war, aber so konnte ich die Wunde am besten im Auge behalten. "Das hast du doch gestern erst!", meckerte der Schwarzhaarige. "Ja schon, aber durch das Bad im Fluss ist die Salbe bestimmt abgewaschen und die Bakterien, die im Wasser waren könnten eine Entzündung auslösen, dann müsstest du noch länger damit herumlaufen...", erklärte ich. Der Sommersprossige schnaubte und murmelte frustriert vor sich her. "Du benimmst dich wirklich wie eine Mutter", meinte Sabo und lachte. Es amüsierte ihn, vor allem da ich die Jüngste war. Das vorige Thema hatten wir alle vergessen, dass war auch besser so, so konnten wir die Zeit, die uns noch blieb genießen.
Auch Ruffy stimmte mit ins Lachen ein so wie ich. Letzten Endes lachten wir zu viert. Solar war immer noch auf der Wolke und beobachtete uns.
Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, begann ich den Verband von Ace zu wechseln. "Wenn ich schon diesen dämlichen Verband tragen muss, wofür ist das Tuch? So kann ich meinen Arm nicht bewegen", fragte er. "Genau dafür ist es ja da! Du sollst deine Schulter schonen", antwortete ich. "Wie nervig...", murmelte er vor sich her.

Vom Himmel zu den MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt