Kapitel 26

90 4 2
                                    


Mit brennenden Lungen erreichte Ace die Black Moby. Er war erschöpf. Das lag nicht nur daran, dass er so schnell gerannt war, wie er konnte. Während des Rennes hatte er auch seine Körpertemperatur erhöht, damit der zierlichen, kleinen Gestallt in seinen Armen wieder wärmer wurde, doch allzu viel hatte es nicht gebracht. Um Fünkchen bildete sich schon die nächste Eisschicht. Sie wuchs allerdings langsamer, als zuvor. Es war, als würde die Eisschicht von der Pinkhaarigen selbst erschaffen werden. Aber warum sollte sie das tun? Oder war das eine für sie natürliche Reaktion auf Kälte?
Der kalte Wind und der Schneefall, der erneut eingesetzt hatte, machten das Ganze auch nicht besser. Es trieb die Auskühlung nur weiter voran.
Mit einem kräftigen Satz stieß sich die Feuerfaust vom Boden ab und landete auf dem Deck der Black Moby. "Ah, du hast sie gefunden! Jozu hat mir schon erzählt, was passiert ist... Warte! Was ist denn mit ihr los?", fragte Izo, der geradewegs auf die Sommersprosse zugelaufen kam. Ace antwortete nicht, sonder machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zum Doc. Er wusste selbst nicht, was los war und er hoffte, dass der ältere Herr mit den unzähligen Jahren Erfahrung ihnen helfen konnte. Der Schwarzhaarige wusste nur mit Sicherheit, dass so eine Form der Unterkühlung nicht normal war. Er war ja selbst schon mit seiner damaligen Mannschaft auf einer Winterinsel gewesen, auf der auch einige seiner Freunde an einer zu niedrigen Temperatur gelitten hatten. Sie wären in Fünkchens Zustand schon lange tot gewesen. Jeder wusste, was passierte, wenn man in einer kalten Umgebung einschlief. Die Kleine Pinkhaarige allerdings wirkte, als würde sie schlafen. So wie es einige Reptilien taten, wenn der Winter kam: Sie ließen sich zu Eis gefrieren und überdauerten so den Winter. Erst im Frühling, wenn es wärmer war, erwachten sie wieder.
Sein Wissen über Tiere hatte die Sommersprosse aus einem Lexikon, dass er Marco geklaut hatte, um ihn zu ärgern. Der erste Kommandant war danach auch fuchsteufelswildeste gewesen, aber die Feuerfaust war dann schon über alle Berge und lachte sich kaputt. Seine armen Nakamas, die seinen Streich ausbaden mussten.

Normalerweise würde Ace bei dieser durch aus lustigen Erinnerung lachen oder zumindest grinsen, doch im Moment war ihm überhaupt nicht danach zu mute.
Izo, der sich auch Sorgen um die Kleine machte, begleitete die zwei zum Krankentrakt des Schiffes.
Nach fünf Minuten, die sich quälend in die Länge gezogen hatten, erreichten die zwei Kommandanten das Krankenzimmer. Irritiert drehte sich der Doc, wie er nur liebevoll gennant wurde, um und sah die beiden Neuankömmlinge an. "Was wollt ihr?", fragte er, da ihm Fünkchen noch nicht aufgefallen war. Der Arzt war leicht genervt, da er grade etwas Wichtiges zu tun hatte: Er musste überprüfen, welche Medikamente und Utensilien, wie Verbände, fehlten. Er fragte sich, was so wichtig war, dass man ihn stören musste. Der Doc bezweifelte, dass den Kommandanten etwas fehlte. Dafür kannte er sie zu gut. Trotzdem begann sein geschulter Blick sie abzusuchen. Bei einer zierlichen, kleinen und teilweise von Eis bedeckten Gestallt blieb sein Blick hängen. Mit großen Schritten ging er auf sie zu und beugte sich über die Kleine. Anfangs konnte er weder einen Herzschlag noch die Atmung spüren und dachte sie wäre bereits tot, doch dann nahm er das schwache Heben und Senken von Fünkchens Brust wahr.
Das alles dauerte nur wenige Sekunde und weder Izo noch Ace konnte so schnell antworten. "Bringt sie hier rüber!", ordnete der Arzt an, aber sobald der Feuerteufel sie losließ, um sie aufs Krankenbett zu legen, begann das Eis sich weiter und schneller als zu vor zu verbreiten, obwohl sie sich in einem warmen Raum befanden.
Kurz war der Arzt verwirrt, ehe er der Feuerfaust anwies sie einfach fest zu halten, während er sie untersuchte. Ace wollte erst protestierte, überlegte es sich aber doch anders. Immerhin wollte er, dass es ihr besser ging und nicht, das alles nur noch schlimmer wurde. Er war schließlich schuld an der ganzen Misere. Nochmal konnte er es nicht verantworten jemanden zu verlieren so wie Sabo damals.

Die Untersuchung dauerte nicht lange. Es bestand kein Zweifel, dass es sich um eine Unterkühlung handelte. Sie war zwar etwas anders, aber dennoch konnte man sie einfach behandeln: Fünkchen musste nur langsam genug auftauen, damit keine bleibenden Schäden verursacht wurden. Erst wollte der Arzt sie unter eine warme Dusche stecken, aber das Wasser fror ein, sobald es die Kleine berührte. Dem Doc, der eigentlich Sven hieß, kam der Gedanke, dass sie das Eis selbst erschuf und sein Verdacht bestätigt sich bei jedem Test. Lediglich der Nutzer der Feuerfrucht schaffte es den kalten Körper seiner Freundin etwas aufzutauen. Das lang daran, dass er deutlich wärmer war, als alles, was sie getestet hatten. Er war aber noch nicht so warm, dass es ihr schaden würde.
"Ok Doc, was machen wir jetzt?", fragte Ace nachdem sie den siebzehnten Test hinter sich hatten. Auch dieser war erfolglos. "Sie dürfen das Mädchen jetzt so lange warm halten, bis sie wieder in der Lage ist, sich selbst warm zu halten", erklärte der Arzt. "Hä?", fragte der Schwarzhaarige, der etwas schwer von begriff war. Izo grinste. "Der Doc meint, dass du jetzt mit ihr zusammen kuscheln darfst, bis sie wieder fit ist", erklärte die Geisha, trotz der ernsten Situation grinsend, "Und damit wir uns sicher sein können, dass sie auch auftaut, wird es das Best sein, wenn du ihre Matratze bist!" Der Doc nickte zustimmend. "Das ist eine hervorragende Idee. So wird sie über all gleicher Maßen wieder warm..." Den Hintergedanken, den der sechzehnte Kommandant dabei hatte, war ihm nicht entfallen, aber auch dem älteren Mann mit grauem Bart machte es Spaß den Feuerteufel zu ärgern, da dieser das auch gerne tat. Das war nur gerecht!
Unglücklicherweise verstand auch Ace, was sein Freund damit bezwecken wollte. "Ey!...", wollte er protestierte, aber Sven unterbrach ihn: "Ich bin der Arzt und ich entscheide, wenn es um medizinische Angelegenheiten geht! Außerdem möchtest du doch auch, dass es ihr so schnell wie möglich wieder gut geht, oder nicht?" Er sah den jungen Kommandanten an, der vor sich hin knurrte, seinen Protest aber aufgab und sich in sein Schicksal fügte. Je schneller sie wieder gesund war, desto schneller war er sie wieder los und auch sein schlechtes Gewissen würde aufhören ihn zu plagen. Jedenfalls hoffte er das...
Sie begaben sie zu seiner Kajüte, wo Ace sich seufzend in sein Bett legte und ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zog. Izo, der sich einen Spaß daraus machte die Feuerfaust zu ärgern, obwohl er sich um seine kleine Freundin sorgte, legte sie vorsichtig auf die Brust des Schwarzhaarigen. Sobald sie auf ihm lag, begann Aces Herz schneller zu schlagen. Es schlug so schnell, das er befürchtete, dass es die Anderen hören würden, aber das taten sie nicht.
Zu guter letzt legte Izo noch eine Decke über die Zwei. Kurz bevor er und der Doc die Kajüte des Kommandanten verließen, sagte der Arzt noch, dass er ab und zu einen Kontrollbesuch machen würde. Dann schloss sich die Tür und beide waren allein.
Die Feuerfaust verschränkte seine Arme hinter seinen Kopf und begann seinen Gedanken nach zu gehen. Hatte er nicht gesagt, dass er es hasste, wenn sie ihm so nahe war? Nein? Dann tat er es jetzt!... Obwohl... So ganz stimmte das nicht... Er mochte ihre Nähe, aber er wollte sie nicht. Er fühlte sie bei ihr so schwach. Als könnte sie ihn einfach besiegen ohne ihn überhaupt berühren zu müssen. Die Kleine schien eine größer Macht über ihn und seine Gefühle zu haben, als er wollte: Er wurde eifersüchtig wegen ihr, machte sich Sorgen wegen ihr, sein Herz schlug schneller wegen ihr und seine Gefühlswelt spielte auch nur wegen ihr verrückten. Was waren das nur für schmerzvolle und wunderschöne Gefühle, die er zu ihr hatte? Liebe war es nicht! Das stritt er noch immer ab. Nur... Was war es dann?

Vom Himmel zu den MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt